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TiefseebergbauDer Schatz auf dem Meeresgrund

Manganknolle vom Meeresgrund
Ein begehrter Schatz auf dem Meeresgrund sind Manganknollen (siehe Bild). Die schwarzen Knollen enthalten wertvolle Rohstoffe und locken Bergbauunternehmen in die Tiefsee (Bild: GEOMAR / CC BY 4.0 / via Wikimedia Commons)

Unter dem Meer lagern große Rohstoffvorkommen. Doch den Schatz aus der Tiefsee zu heben, würde Ökosysteme zerstören, die zu großen Teilen noch nicht einmal erforscht sind. Dabei ist die Energiewende zu schaffen, ohne die Tiefsee auszubeuten.

23.02.2023 – Für die grüne Wirtschaftswende werden andere Rohstoffe benötigt als bisher – und das Wettrennen um diese Rohstoffe hat längst begonnen. Unternehmen erkunden bereits seit Jahren auch den Meeresgrund nach Ressourcen.

Fündig geworden sind sie in der Tiefsee. Auf dem Meeresboden lagern große Mengen verschiedener Rohstoffe als Krusten oder in Knollenform, die auch für den Bau von Elektrofahrzeugen und Windrädern gebraucht werden.

Eine Greenpeace-Studie zeigt die Gefahren und Probleme des Bergbaus unter dem Meer auf. Die Umweltschutzorganisation fordert den Schutz der Tiefsee.

Ein Schatz auf dem Grunde des Ozeans

Große Teile der Weltmeere sind noch immer unerforscht. Besonders mysteriös sind die Tiefen des Meeres. Alles, was tiefer als 200 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, wird als Tiefsee bezeichnet. In diesen Tiefen wollen Unternehmen nun Rohstoffe fördern. In 3000 bis 6000 Metern Tiefe sind die polymetallischen Knollen zu finden, die Unternehmen an die Oberfläche holen wollen.

Die Knollen werden oft als Manganknollen bezeichnet, denn sie bestehen aus verschiedenen Mangan- und Eisenverbindungen. Das Mangan ist wirtschaftlich am ehesten interessant. Die Knollen enthalten außerdem Nickel, Kupfer und Kobalt, für die es ebenfalls einen wachsenden Markt gibt.

Für die Batterieproduktion werden im Besonderen Lithium, Kobalt, Nickel und Mangan benötigt, für Windräder große Mengen an Kupfer, für Wasserstoff Nickel. Der Tiefseebergbau, so die Unternehmen, sei deshalb notwendig, um die grüne Wirtschaftswende zu schaffen.

Viel Lärm um nichts

Die Studie kommt zu einem anderen Ergebnis. Zwar enthalten die Knollen große Mengen an Mangan, doch dieses werde nach derzeitigen Hochrechnungen aber gar nicht knapp werden, wird in der Studie argumentiert. Weitere wichtige Rohstoffe kommen nur in geringen in den Knollen vor. So machen Greenpeace zufolge Nickel, Kupfer und Kobalt gerade einmal 3 Prozent des Volumens der Knollen aus.

Rohstoffe, für die eine Knappheit prognostiziert werden, wie Lithium und Graphit kommen in den Knollen hingegen nicht vor. Mangan, Kobalt und Nickel könnten zwar gefördert werden, doch relevante Mengen seien nicht vor 2030 umsetzbar.

Das liegt unter anderem daran, das noch gar nicht klar ist, wie genau die Manganknollen gefördert werden sollen. Spezifische Technik für den kommerziellen Tiefseebergbau gibt es noch nicht, schreibt das Umweltbundesamt. Industrieunternehmen testen seit einigen Jahren Abbautechniken, doch ob sie langfristig funktionieren und ob sie wirtschaftlich umsetzbar sind, wird sich noch zeigen. Dabei sind Umweltzerstörung und Nachhaltigkeit solcher Vorhaben noch nicht einmal mitgedacht.

Bergbau unter dem Meer zerstört die Tiefsee

NGOs befürchten, dass beim Tiefseebergbau die gleichen Fehler begangen werden, die auch die Geschichte des Bergbaus an Land geprägt haben: rücksichtslose Zerstörung von Umwelt und Biodiversität, kaum Rücksicht auf austretende Giftstoffe und die Folgen für Mensch, Klima und die Erde.

Klar ist, dass die Förderung von Manganknollen Ökosysteme in der Tiefsee zerstören würde. Denn die Knollen selbst sind der Lebensraum zahlreicher Arten, die bei langfristiger Förderung aussterben würden. Zu diesem Schluss kam auch eine Metastudie wissenschaftlicher Arbeiten zu dem Thema.

„Die Tiefseebergbau-Lobby missbraucht die Energiewende, um ihre klima- und umweltschädlichen Pläne zu rechtfertigen. Das ist Greenwashing. Der Bedarf für Elektroautos und eine grüne Verkehrs- und Energiewende lässt sich auch ohne Ausbeutung der Tiefsee decken”, kommentiert Greenpeace Meeresexperte Till Seidensticker die Studie.

Tiefseebergbau wird derzeit noch nirgendwo auf der Welt kommerziell betrieben. Es gibt derzeit 31 Erkundungsprojekte, auch Deutschland hält zwei. Anfang November letzten Jahres hatte die Bundesregierung erklärt, vorläufig keine Abbauverträge unterstützen zu wollen. Sie schloss sich damit NGOs, Wissenschaftlern und Unternehmen an, die einen vorläufigen Stopp von Bergbauvorhaben in der noch weitgehend unerforschten Tiefsee fordern. Die internationale Meeresbehörde hat angekündigt, Mitte des Jahres über erstmalige Förderlizenzen zu entscheiden. jb


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