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KlimakriseDürre bedroht Nahrungs- wie Energieversorgung

Ausgetrocknete Erde - Dürre
Mit der Klimakrise kommt die Dürrekrise und damit die Wasserkrise. Risiken für Landwirtschaft und Energieversorgung wachsen, auch in Deutschland, warnt der WWF im neuen Dürre- Report. (Foto: Christoph Scholz / flickr / CC BY-SA 2.0)

Das Dürrerisiko für Europas Landwirtschaft sowie Energieversorgung wächst, warnt der WWF in einem neuen Report. Die Energieversorgung sollte sich daher von Wasserverbrauch und -kraft entkoppeln – und auf den Ausbau von Solar- und Windenergie setzen.

26.08.2019 – Mit der Klimakrise kommt die Dürrekrise: Davor warnt der Worldwide Fund for Nature (WWF) Deutschland in einem aktuellen Report. Jedes Jahr sind demnach weltweit durchschnittlich 55 Millionen Menschen akut von Dürren betroffen. Laut Bericht liegt der Anbau von Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Mais und Reis bereits heute zu 22 Prozent in Gebieten mit hohem bis sehr hohem Dürrerisiko.

Um Wasser wird bereits geschachert, Konzerne wollen Trinkwasser privatisieren, um daraus enorme Profite zu generieren. Die Verteilungskämpfe ums Wasser werden zunehmen, Wassermangel wird zum Sicherheitsrisiko. Ernteausfälle bedrohen bereits die Existenz vieler Menschen in Teilen Afrikas Afrika und dem Nahen Osten. „Dürren zerstören wichtige Ökosysteme und gefährden die Ernährungssicherheit. Sie befeuern soziale Unruhen und politische Konflikte“, warnt denn auch Süßwasserexperte Philipp Wagnitz vom WWF Deutschland.

Die EU muss ihre Klimaschutzziele schneller umsetzen

Auch Industrieländer in Mittel- und Nordeuropa trifft es häufiger: In Europa werden langanhaltende Trockenperioden wie in diesem und dem letzten Sommer 2018 voraussichtlich zur Regel. Noch verfügen diese Regionen zwar über ausreichende Wasserressourcen. Doch auch Deutschland müsse sich auf Wassermangel vorbereiten und darf die entsprechenden Maßnahmen nicht verschlafen, warnen die Experten. Denn Dürren gefährden nicht nur die Landwirtschaft und den Anbau von Grundnahrungsmitteln, sondern auch die Energieversorgung. „Die EU muss ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 möglichst um 65 Prozent gegenüber 1990 verringern“, fordert Wagnitz.

Planung neuer Atom- und Kohlekraftwerke ist absurd

In der Energieversorgung sollte und könnte man sich vom Wasser unabhängiger machen, empfehlen die WWF-Experten. Fast die Hälfte der weltweiten Wärmekraft – vor allem Kohle, Erdgas und Atomkraft – werde in Gebieten mit einem bereits hohen Dürrerisiko produziert. In Europa werden 43 Prozent der gesamten Süßwasserentnahme für die Kühlung von solchen thermischen Kraftwerken genutzt. Wenn der Wasserstand in Flüssen zu niedrig ist oder das Kühlwasser zu warm, weil die Wassertemperaturen in den Flüssen steigen, kann es dazu führen, dass Kraftwerke ihre Leistung reduzieren oder abgestellt werden.

Der Rhein führte im Hitze-Sommer 2018 über einige Wochen lang Niedrigwasser, auf der Elbe und weiteren Flüssen kam die Binnenschifffahrt teilweise zum Erliegen – auch dort mussten mit Flusswasser gespeiste Kühlsysteme von Kraftwerken gedrosselt werden. In Deutschland seien vor allem Kraftwerke in Brandenburg von einem hohen Dürrerisiko betroffen, warnt der WWF, dazu zählten die Kohlekraftwerke Jänschwalde, Schwarze Pumpe und das Heizkraftwerk Cottbus.

In Spanien seien über 50 Prozent der 269 erfassten Kraftwerke einem hohen bis sehr hohen Dürrerisiko ausgesetzt, auch Frankreich hat mit seiner Stromversorgung vor allem aus Atomkraft zunehmend Probleme: Energieversorger EDV Wind- und Solarenergie müssen Vorfahrt habenmusste in diesem Sommer Reaktoren abschalten – 27 Kraftwerke seien im Hexagon von hohem Dürrerisiko betroffen, dazu zählt auch der Risikomeiler Flamanville. „Weltweit ist der Bau neuer Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke angesichts der Dürrekrise aberwitzig“, so Wagnitz. „Auch Wasserkraft ist in Zeiten niedriger Wasserstände und wegen der vielfältigen Umweltauswirkungen keine grüne Alternative. Wind- und Solarenergie sind bereits heute wirtschaftlich auf dem gleichen Ertragsniveau und müssen Vorfahrt haben“, fordert Wagnitz.

Der Umgang mit Wasser muss sich ändern

„Für wasserintensive Wirtschaftszweige wie Landwirtschaft, Bergbau oder Energie müsste der nachhaltige Umgang mit Süßwasserressourcen in Risikogebieten verpflichtend sein, empfiehlt der Wasserexperte. „Innerhalb von EU-Handels-, Investitions- und Wirtschaftsabkommen muss das Thema explizit eingebunden werden – so aktuell auch beim Freihandelsabkommen Mercosur, wo bei den Sozial- und Umweltstandards dringend nachgebessert werden muss.“

In politisch derzeit instabilen Ländern wie Syrien, Libanon, oder Palästina verstärkten Dürren bereits bestehende Krisen. Besonders betroffen sei der Mittlere Osten, wo 90 Prozent der Landfläche von Dürrerisiken betroffen wären. Auch in Europa könnte es zu Krisenherden führen, Experten haben hier vor allem die Grenzregion der Türkei zu Griechenland und Bulgarien im Blick.

Metropolen am Wasserlimit

Weltweit liegen bereits heute 19 Prozent der Großstädte mit mehr als einer Million Einwohner in vom Wassermangel akut bedrohten Regionen. Auf der Liste stehen sechs Megastädte mit über zehn Millionen Einwohnern – Delhi, Karachi, Hyderabad, Kairo, Rio de Janeiro und Istanbul. In Europa sind laut Bericht auch Madrid und Lissabon einem hohen Dürrerisiko ausgesetzt. In Rom wurde im Sommer 2017 und in Kapstadt im letzten Jahr der Wassernotstand ausgerufen. Mexico Stadt holt Trinkwasser aus dem weit entfernten Umland, für Limas Stadtbewohner ist Trinkwasserrationierung Alltag.

Auf der Nordhalbkugel der Erde erwarten Forscher in Metropolen künftig Klimabedingungen, wie sie heute mehr als tausend Kilometer weiter südlich bestehen. In Berlin würden dann bspw. Temperaturen wie heute im australischen Canberra herrschen. Doch auch die Städte bereiten sich bislang nicht ausreichend auf diese überhitzte Zukunft vor. na

 


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