Menü öffnen

EU-ZahlenVon den 10 größten Klimasündern kommen 7 aus Deutschland

Zusammen sind die sieben Blöcke des größten deutschen Braunkohlekraftwerks Neurath in Grevenbroich Europas zweitgrößter Klimasünder.
Zusammen sind die sieben Blöcke des größten deutschen Braunkohlekraftwerks Neurath in Grevenbroich Europas zweitgrößter Klimasünder. (Foto: pixabayCC0 1.0)

Neue EU-Zahlen zeigen, wie wichtig ein deutscher Kohleausstieg ist: Unter den zehn größten CO2-Verursachern des Kontinents finden sich sieben aus Deutschland – alles Braunkohlekraftwerke. Erstmals ist auch eine „saubere“ Fluggesellschaft dabei.

05.04.2019 – Geschlagen werden die deutschen Kohlemeiler nur vom größten Braunkohlekraftwerk der Welt, dem polnischen Kraftwerk Belchatow südlich von Lodz. Platz zwei, drei und fünf der EU-Rangliste gehören den RWE-Braunkohlekraftwerken Neurath, Niederaußem und Weisweiler im Rheinischen Revier. Auf Rang vier, fünf, sechs und acht landen die Kraftwerke des ostdeutschen Braunkohlekonzerns LEAG, Jänschwalde, Schwarze Pumpe, Lippendorf und Boxberg.

Fluglinie Ryanair schließt zur Braunkohle auf

Erstmals besteht die TOP 10 der Klimasünder Europas nicht nur aus Kohlekraftwerken: Neu auf der unrühmlichen Liste ist eine Fluggesellschaft: Die irische Fluglinie Ryanair, die 2018 fast zehn Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft pustete und sich selbst als „grünste und sauberste Airline der Welt“ bezeichnet. Nach eigenen Angaben sind die CO2-Emissionen pro Kilometer und Passagier zwar die geringsten der Branche. Allerdings nahmen die Emissionen des Unternehmens von 2017 auf 2018 um sieben Prozent zu. Die Airline verkündete stolz: Die Passagierzahlen stiegen im März um neun Prozent auf nun 10,9 Millionen Kunden. Bei solch einem Wachstum verpufft der Effekt etwas effizienterer Maschinen.

Die Emissionen aller Fluggesellschaften in der EU sind laut Umweltverband Transport & Environment (T&E) im vergangenen Jahr um 4,9 Prozent angestiegen, innerhalb der vergangenen fünf Jahre sogar um 26 Prozent. Der Flugverkehr wird immer stärker zu einer enormen Klima-Belastung. Von der Politik wird der Trend befeuert: Die Fluggesellschaften müssen auf Kerosin keine Steuern zahlen und internationale Flugtickets sind von der Mehrwertsteuer befreit.

AnlageBetreiberCO2-Ausstoß 2018
Kraftwerk BelchatowPGE (Polen)38,3 Mio. Tonnen
Kraftwerk NeurathRWE (Deutschland)32,2 Mio. Tonnen
Kraftwerk NiederaußemRWE (Deutschland)25,9 Mio. Tonnen
Kraftwerk JänschwaldeLEAG (Deutschland)22,8 Mio. Tonnen
Kraftwerk WeisweilerRWE (Deutschland)16,8 Mio. Tonnen
Kraftwerk Schwarze PumpeLEAG (Deutschland)12,4 Mio. Tonnen
Kraftwerk LippendorfLEAG (Deutschland)11,7 Mio. Tonnen
Kraftwerk BoxbergLEAG (Deutschland)10,2 Mio. Tonnen
RyanairRyanair9,9 Mio. Tonnen
Kraftwerk KozieniceEnea (Polen)9,7 Mio. Tonnen

Eigene Tabelle. Quelle: EU ETS

Unter den TOP 30 der schmutzigsten europäischen Anlagen finden sich weitere deutsche: Das ThyssenKrupp-Stahlwerk in Duisburg, das Großkraftwerk Mannheim, das umstrittene deutsche Steinkohlekraftwerk Moorburg und das Braunkohlekraftwerk Schkopau in Sachsen-Anhalt.

Löst der Kohleausstieg das Problem?

Die zwei schmutzigsten deutschen Kohlekraftwerke Neurath und Niederaußem gelten als erste Kandidaten für eine Abschaltung im Zuge des Kohleausstiegs. Zwar hat die Kohlekommission tunlichst vermieden, konkrete Kraftwerke zu benennen. Allerdings gilt als Konsens, dass im Rheinischen Revier im Westen der Republik der Ausstieg beginnt. Das trifft RWE und insbesondere Neurath und Niederaußem.

In den Kraftwerken befinden sich die ältesten und ineffizientesten Braunkohleblöcke, teils über 40 oder sogar 50 Jahre laufen sie schon. Nicht von ungefähr empfiehlt die Kohlekommission deshalb in den kommenden drei Jahren Kohleblöcke mit einer Leistung von 3,1 Gigawatt abzuschalten. Die vier ältesten Blöcke in Niederaußem und die drei ältesten in Neurath kommen zusammen auf eine Gesamtleistung von knapp 3,1 Gigawatt.

Bundesregierung trödelt

Erst ab 2025 könnten die ostdeutschen Braunkohlekraftwerke, allen voran Jänschwalde und Boxberg an der Reihe sein. Solange werden sie die Liste der größten Klimasünder Europas weiter angehören. Und auch das Aus für die rheinischen Kohlekraftwerke ist noch nicht gewiss. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, hat es die Bundesregierung mit dem Kohleausstieg nicht besonders eilig. Jedenfalls wurden mit RWE noch keine offiziellen Gespräche über die Abschaltung ihrer Kraftwerke eingeleitet, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. cw


Mehr zum Thema


energiezukunft