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LNGGasinfrastruktur wird weltweit ausgebaut

Protest gegen geplanten LNG-Terminal auf Rügen
LNG-Infrastruktur wird weltweit massiv ausgebaut. Fossile Überkapazitäten, die niemand braucht, und die die Pariser Klimaziele sprengen (Bild: Leonhard Lenz / CC0 via Wikimedia Commons).

Fossile Infrastruktur wird noch immer weltweit ausgebaut, besonders Flüssiggas boomt. Vor Ort setzen sich Gemeinden mit gemischtem Erfolg zur Wehr. Unterstützung kommt von Politikern auf der Klimakonferenz, die einen Stopp des LNG-Ausbaus fordern.

14.12.2023 – Die Global Oil und Gas Exit List von urgewald zeigt das Ausmaß, in dem LNG-Infrastruktur weltweit ausgebaut wird. Fossilunternehmen planen, Export- und Importkapazitäten um mehr als 162 Prozent zu steigern. Pro Jahr könnten so 729 Millionen Tonnen Erdgas verflüssigt werden.

„Was wir brauchen, ist saubere und bezahlbare Erneuerbare Energie“

Eines der größten Zentren ist an der Golfküste der USA geplant. Mit insgesamt 21 Anlagen sollen hier 41 Prozent der LNG-Exportkapazitäten entstehen. Der Großteil des LNG, das von hier aus vor allem nach Europa und Asien verschifft werden soll, stammt aus der US-amerikanischen Fracking-Industrie. Gemeinden an der Küste stellen sich gegen die fossilen Projekte.

Die Ausbreitung von LNG-Projekten und petrochemischen Anlagen habe die Wasserwege verschmutzt und die Luft vergiftet. In Folge leide die Gesundheit der Menschen. Und diejenigen, die die Hauptlast dieser Auswirkungen trügen, seien oft Communities of Color, erzählt John Beard, Gründer und Leiter des Port Arthur Community Action Network. „Es ist an der Zeit, den Ausbau von LNG und Petrochemie zu beenden und in saubere, grüne und Erneuerbare Energie zu investieren. So werden die Menschen geschützt – und unser Planet.“

Die größten LNG-Importzentren entstehen in Südostasien. Mit bis zu 12 Anlagen stehen die Philippinen hier ganz oben auf der Liste. Gerry Arances, Geschäftsführender Direktor des Center for Energy, Ecology, and Development (CEED) ist entsetzt. „Die Philippinen gehören zu den Ländern, die die schlimmsten Taifune der Welt erleben“, erklärt er. „Wenn wir nicht sofort umfangreiche Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg bringen, wird es noch schlimmer werden.“

Glücklicherweise seien die Philippinen ein Paradies für Erneuerbare Energien. Das Potenzial sei viel höher als das, was tatsächlich gebraucht werde. „Wir wollen nicht noch mehr fossile Brennstoffe. Was wir brauchen, ist saubere und bezahlbare Erneuerbare Energie.“

Deutschland baut europaweit am meisten aus

Weltweit führt China den Ausbau an, in Europa liegt Deutschland vorn. Vor der Energiekrise hatte Deutschland keine eigenen LNG-Terminals. Um ausbleibende Gaslieferungen aus Russland auszugleichen, werden derzeit im Rekordtempo Terminals an fünf Standorten gebaut – Brunsbüttel, Stade, Rügen, Wilhelmshaven und Rostock.

Möglich wurde der schnelle Ausbau der LNG-Infrastruktur erst durch eine Gesetzesänderung. Das LNG-Beschleunigungsgesetz erlaubt eine schnellere Genehmigung der Projekte, die unter anderen ohne Umweltverträglichkeitsprüfunng auskommt. Mehrere Analysen zweifeln an der Rechtmäßigkeit des Gesetzes. Zum einen bestand weder 2022 noch 2023 tatsächlich eine Gasmangellage, zum anderen übertrifft der Ausbau bei weitem die Kapazitäten, die für die Versorgungssicherheit als notwendig erachtet werden könnten.

Klima- und Umweltverbände kritisierten den überstürzten Mega-Ausbau scharf, und auch in Deutschland protestieren Gemeinden vor Ort. Auf Rügen wurde zumindest eine Verlegung des ursprünglichen Standorts erreicht. Für den Tourismus und die Ökosysteme wird jedoch auch der neue Standort im Hafen von Mukran zum Problem. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat zudem formal Einwendung gegen das Projekt eingelegt. Gefährdungsszenarien seien nicht systematisch ermittelt worden und die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Minimierung von Risiken lückenhaft, so die DUH.

In Brunsbüttel gibt es immer wieder Proteste, unter anderem von Klimaaktivisten von Ende Gelände und Andy Gheorghiu, Mitbegründer und Campaigner des Klimabündnisses gegen LNG. Erst vor wenigen Tagen reichte auch er einen Einwand gegen die Erteilung einer Genehmigung für den LNG-Terminal in Brunsbüttel ein. Er fordert die Umweltverträglichkeitsprüfung, die mit Hilfe des LNGG erlassen werden soll.

Fossiles Klima

Auf der Klimakonferenz in Dubai forderte Lisa Badum, MdB Bündnis 90/Grüne und Vorsitzende des Bundestags-Unterausschusses Internationale Klima- und Energiepolitik zusammen mit britischen, kanadischen und australischen Politikern in einem offenen Brief an die Weltgemeinschaft den sofortigen Stopp des LNG-Infrastruktur-Ausbaus. In der gestern veröffentlichten Abschlusserklärung haben sich die Staaten dieser Welt erstmals zur langfristigen Abkehr von fossilen Brennstoffen erklärt. jb


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