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ErdgasVorerst gute Aussichten für den Winter

Vergleich Gasspeicherfüllstände Europa
Quelle: AGSI, Berechnungen: Science Media Center Germany

In Deutschland und Europa sind die Gasspeicher gut gefüllt. Szenarien für Verbrauch und Importe im kommenden Winter bewegen sich überwiegend im positiven Bereich. Doch angesichts immer neuer Krisen bleibt der globale Gasmarkt fragil.

13.10.2023 – Mit rund einem Viertel des europäischen Verbrauchs ist Deutschland der größte Erdgas-Konsument Europas. Nach der großen Sorge um Versorgungsengpässe im vergangenen Jahr blicken Experten überwiegend positiv auf den kommenden Winter. Einsparungen beim Verbrauch sowie Importkapazitäten seien vor dem Hintergrund des vergangenen Winters leichter einzuschätzen. Doch zugleich bleibt der globale Gasmarkt fragil, wie der steigende Gaspreis infolge diverser Krisen, wie aktuell in Israel, Finnland und Australien, zeigt.

Gasspeicher zu über 90 Prozent gefüllt

Immerhin, die Gasspeicher Deutschlands und Europas sind gut gefüllt. Im Durschnitt beträgt der Füllstand rund 95 Prozent. Alle europäischen Länder haben Speicherstände über 90 Prozent. Zu Beginn des Winters und der Heizperiode sind die Länder damit zunächst gut aufgestellt.

Eine Ausnahme bildet die Ukraine, dessen Speicher nur zu etwa einem Drittel gefüllt sind. Die Speicher der Ukraine sind deutlich größer als die in anderen europäischen Ländern, aber sie dienen auch nicht ausschließlich der Versorgungssicherheit. Die Ukraine wird daher als Sonderfall betrachtet und nicht in die Durchschnittsrechnungen einbezogen.

Europaweit gut aufgestellt

Auswertungen des Science Media Centres zeigen eine positive Ausgangslage für den Winter. In der vergangenen Saison sparte die Industrie rund 20 Prozent ihres Verbrauchs ein, während private Haushalte 15 Prozent sparten. Trotz des Lieferstopps für Erdgas aus Russland konnte in dem eher milden Winter 2022/2023 eine Gasmangellage verhindert werden.

Ein Blick nach vorn zeigt: Solange Industrie und Verbraucher sich weiterhin sparsam verhalten und die zu erwartende Gaseinspeisung nicht deutlich unterschritten wird, ist auch im kommenden Jahr eine gute Versorgung gesichert. Bleiben die Gasimporte wie gehabt und der Winter durchschnittlich kalt, würden bereits moderate Sparraten ausreichen, um auch im April 2024 noch Gasspeicherfüllstände von 40 Prozent zu erreichen.

Problematisch könnte es werden, falls gleichzeitig wenig Erdgasimporte zur Verfügung stehen und weder Industrie noch Haushalte sparen. Wird weniger importiert und wenig gespart, könnten die Füllstände im April deutlich geringer ausfallen.

Insgesamt zeichnen die Analysten ein positives Bild. Eine Gasmangellage bleibe zwar weiterhin möglich, wäre aber an das Zusammentreffen mehrerer negativer Faktoren geknüpft, die bisher nicht absehbar erscheinen. Derweil stieg jedoch der Gaspreis am richtungsweisenden Terminkontrakt TTF in dieser Woche wieder einmal stark an, auf zwischenzeitlich 48,9 Euro die Megawattstunde. Der höchste Wert seit Ende März diesen Jahres. Innerhalb von zwei Tagen stieg der Preis um fast 30 Prozent.

Die Gründe: Finnland und Estland meldeten am Wochenende Schäden an einer Gaspipeline in der Ostsee, die beide Länder verbindet. Inzwischen wurde das auftretende Leck wieder gestopft. Es laufen Untersuchungen über einen möglichen Sabotageakt. In Australien droht erneut ein Streik von Arbeitern an zwei LNG-Projekten des US-ENergiekonzerns Chevron, wie das Handelsblatt berichtet. Im vergangenen Jahr war Australien für rund sieben Prozent der globalen LNG-Versorgung verantwortlich.

Hauptverantwortlich für den Gaspreisanstieg war voraussichtlich die Krise in Israel. Nach dem Angriff der Hamas wies die israelische Regierung an, die Tamar-Offshore Plattform wegen Sicherheitsbedenken vorübergehend außer Betrieb zu nehmen. Die Gasplattform liegt etwa 20 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Die Linkspartei fordert zudem den Gas-Deal mit Katar sofort zu beenden. Ab 2026 soll Katar jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen LNG liefern. Katar aber ist finanzieller Unterstützer von Gaza und der Hamas. Der Chef der Gaza, Ismail Hanija, lebt in Katar.

Zugleich gilt Katar als Mittler gegenüber der Hamas. Vor einem Treffen am gestrigen Donnerstag mit dem Emir von Katar, betonte Olaf Scholz diese wichtige Mittlerrolle. Das Gespräch fand hinter verschlossenen Türen statt. Eine Pressekonferenz gab es nicht. Die Linkspartei und andere fordern angesichts des fragilen Gasmarkts erneut die Anstrengungen in den Ausbau Erneuerbarer Energien und damit Energieunabhängigkeit und -sicherheit deutlich zu erhöhen. jb


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