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Neue AusschreibungsrundeDie Windbranche liefert

Windräder schauen hinter einem Hügel hervor
Die Windkraft an Land kämpft sich weiter aus ihrer Talsohle heraus. (Bild von DAESEONG JUNG auf Pixabay)

Die erste Ausschreibungsrunde für neue Windkraftanlagen wurde voll ausgeschöpft. Und dass trotz Hindernissen, die es weiterhin zu beseitigen gilt. Das Gefälle zwischen Nord und Süd ist indes noch immer groß.

14.03.2022 – Die Windbranche liefert und könnte noch deutlich mehr leisten. Was nicht nur angesichts der Klimakrise, sondern inzwischen auch wegen des Krieges in der Ukraine und Bestrebungen nach Unabhängigkeit von fossiler Energie aus Russland wichtiger denn je wird. Schon im letzten Jahr war bei der Genehmigung neuer Windkraftanlagen eine Steigerung gegenüber 2020 zu beobachten. Nun weist auch die erste Ausschreibungsrunde 2022 in eine für die Energiewende positive Richtung.

Von insgesamt 147 Angeboten für neue Windenergieanlagen erhielten 141 Zuschläge für den Bau. Die ausgeschriebene Menge lag bei 1.328.191 Kilowatt. Eingereicht wurden Gebote mit einem Volumen von insgesamt 1.365.449 kW. Die Zuschlagsmenge betrug schließlich 1.332.249 kW. Damit war die Ausschreibungsrunde überzeichnet – das heißt es bewarben sich mehr potenzielle Windanlagenbauer um die Ausschreibungen als möglich war.

Die Überzeichnung der Ausschreibung sei das Ergebnis einer harten Kraftanstrengung der Projektträger in allen Teilen des Landes, lobt Hermann Albers, Präsident des Bundesverband WindEnergie (BWE). „Ihnen gelang es trotz eines regulatorischen Korsetts, das die Windbranche abschnürt, flankiert durch neue Rahmensetzungen in einzelnen Bundesländern und der Standortkommunen eine ausreichend hohe Zahl von Genehmigungen zu erreichen“, so Albers.

Schleswig-Holstein Top, Bayern Flop

Besonders das Bundesland Schleswig-Holstein sticht seit Jahren mit einer überdurchschnittlichen Ausbauquote hervor. In einer gesetzlich festgelegten Regionalplanung werden Vorranggebiete für die Windenergienutzung ausgewiesen. Das Ziel, zwei Prozent der Landesfläche für Windkraftgebiete bereitzustellen, hat Schleswig-Holstein schon lange vor dem Bund beschlossen. Auch in der aktuellen Ausschreibungsrunde gingen mit 27 neuen Zuschlägen besonders viele Windenergieprojekte nach Schleswig-Holstein. Übertroffen nur noch von Nordrhein-Westfalen mit 30 Zuschlägen. Auf Platz drei und vier folgen Niedersachsen mit 25 Zuschlägen und Brandenburg mit 18 Zuschlägen.

Besonders mau dagegen sieht es weiterhin im Süden Deutschlands aus. In der aktuellen Ausschreibungsrunde gingen jeweils lediglich zwei Zuschläge nach Bayern und Baden-Württemberg. Bayern hat aktuell nur 0,1 Prozent seiner Landesfläche für Windkraftprojekte ausgewiesen, so wenig wie in keinem anderen Bundesland. Vor allem die 10H Regel macht Windkraftprojektierern seit Jahren zu schaffen. Diese besagt, dass Windenergieanlagen das zehnfache ihrer Höhe zu Siedlungen entfernt stehen müssen. Schon zu kleinsten Ansiedlungen darf etwa ein 200 Meter hohes Windrad erst in einem Abstand von zwei Kilometer gebaut werden. Ausnahmen sind möglich, haben aber deutlich schwierigere Genehmigungsverfahren zur Folge.

Langwierige Genehmigungsverfahren

Dabei sind Genehmigungsverfahren ohnehin schon langwierig. Im Durchschnitt vier bis fünf Jahre dauert ein solches Verfahren in Deutschland. Energierechtsexpert:innen fordern das aktuell mehrstufige Verfahren auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene auf einer Ebene zu bündeln. Auch müsse der Klimaschutz gegenüber naturschutzrechtlichen Belangen mehr Relevanz bekommen. Der Rotmilan etwa wird oftmals zu Unrecht als Klagegrund gegen Windkraftprojekte ins Feld gezogen. Bessere Beteiligungsmöglichkeiten für Kommunen und Bürger:innen könnten in vielen Fällen ablehnende Haltungen und Klagen nichtig machen. Derweil würden auch in der Digitalisierung der Verwaltung große Potenziale zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren schlummern, so die Energierechtsexpert:innen.

Ein weiteres dickes Brett für neue Windenergieanlagen ist weiterhin die Flugsicherheit. Fast 5.000 Megawatt Windkraftleistung an windreichen Standorten werden bislang deshalb nicht gebaut, weil die Luftraumüberwachung Bedenken hat, die Windkraftanlagen könnten die Radarsignale stören. In Deutschland darf derzeit im Radius von 15 Kilometern um ein Drehfunkfeuer kein Windrad gebaut werden. Dabei liegt der internationale Standard bei einem Abstand von 10 Kilometern. Einige Länder schreiben sogar noch niedrigere Abstände vor und können Flugsicherheit gewährleisten. „Wenn die Bundesregierung noch in diesem Jahr die Bereitstellung von Flächen erleichtert und die Straffung der Planungs- und Genehmigungsverfahren durchsetzt, wird die Zahl der Neugenehmigungen weiter stärker steigen können“, macht BWE-Präsident Albers deutlich. mf


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