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KlimakriseExtremwetter in Indien verschärfen sich

Varanasi, Uttar Pradesh, India
Die Klimakrise könnte Extremwetter in Indien deutlich verstärken, zeigt eine Studie. Umdenken ist gefragt (Bild: Shiv Prasad / Unsplash).

In Indien werden in den kommenden Jahren zunehmend Extremwetter-Ereignisse zusammenfallen. Besonders die Gebiete Indus und Ganges sind von den Klimafolgen betroffen. Gefährdet sind dort mehrere Millionen Menschen.

19.04.2024 – Die Klimakrise wirkt sich schon jetzt immer stärker auf das Leben der Menschen aus. Einige Regionen sind dabei deutlich stärker betroffen als andere. Einer der zukünftigen Extremwetter-Hotspots ist Indien.

Wenn Extreme zusammenkommen

Indien ist Hitzewellen gewohnt, doch seit einigen Jahren bekommt das Land die Folgen der Klimakrise deutlich zu Spüren. 2023 lagen die Temperaturen in den heißesten Monaten wochenlang zwischen 45 und 50 Grad Celsius. Behörden in Nordindien meldeten knapp 100 Hitzetote und sprachen Warnungen aus, teilweise entfiel der Schulunterricht. Geringere Ernten, Wasserknappheit und Gesundheitsschäden sind die Folge.

Mit der Klimaerwärmung nehmen Extremwetter-Ereignisse zu, und fallen folglich auch häufiger zusammen. Das verstärkt oftmals ihren Effekt. Tritt beispielsweise eine Dürre gepaart mit einer Hitzewelle auf, hat dies extremere Auswirkungen auf Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung usw., als wenn die Ereignisse einzeln auftreten.

In Indien könnten Extremwetter-Ereignisse in Zukunft deutlich häufiger als ‚compound events‘ zusammenfallen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Indian Institute of Technology und der Universität Augsburg. Forscher errechneten darin für vier Szenarien die Wahrscheinlichkeit des zeitgleich oder direkt aufeinander folgenden Auftretens verschiedener Extremwetterlagen. Die Szenarien reichten von einer deutlichen Begrenzung des globalen Treibhausgasausstoßes bis zu einem Anstieg der solchen. Auch andere Faktoren wie die Bevölkerungsentwicklung wurden einbezogen.

Dicht besiedelte Gebiete besonders stark betroffen

In jedem der Szenarien zeigte sich in der Untersuchung, dass vor allem das Tiefland um Indus und Ganges auf dem indischen Subkontinent betroffen sein wird.

In allen Szenarien sind die dicht besiedelten Gebiete um Indus und Ganges im Norden Indiens besonders stark betroffen. Die Regionen gelten als fruchtbar und werden zu großen Teilen landwirtschaftlich genutzt, vor allem Reis und Weizen werden hier angebaut. Extremwetter drohen, Ernten und Existenzen zu vernichten.

„Die indo-gangetische Ebene ist anderthalbmal so groß wie Spanien und zählt schon jetzt zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde“, sagt Harald Kunstmann, Professor am Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg. „In Zukunft ist dort ein weiterer Anstieg der Bevölkerungszahl zu erwarten.“

Politisch gegensteuern

„Selbst im günstigsten Szenario werden die Menschen in der indo-gangetischen Ebene sehr stark unter dem Klimawandel leiden“, warnt Kunstmann. Daher sei es wichtig, sich rechtzeitig auf diese Bedrohung vorzubereiten: durch Saatgut, das besser mit Hitze und Trockenheit klarkommt. Durch Dämme, die die Gefahr von Überschwemmungen minimieren. Aber auch durch die Speicherung von Niederschlägen zu Zeiten, in denen sie überreichlich vorhanden sind, um sie dann später bei Trockenheit zur Bewässerung einsetzen zu können. Die Studie reiht sich in eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten ein, die vor den Klimafolgen für die indische Bevölkerung warnen.

Im Vergleich liegen die pro-Kopf-Emissionen Indiens nur etwa bei der Hälfte des globalen Durchschnitts, doch sie steigen seit Jahren stark an. Emissionen stiegen 2023 um rund 190 Millionen Tonnen, von denen etwa ein Viertel extremen Wetterverhältnissen zuzuschreiben waren. Indien erzeugt rund 70 Prozent seines Energiebedarfs durch Kohleverbrennung, ist weltweit führend im Kohlebergbau und importiert seit Beginn des Ukraine-Kriegs verstärkt Öl aus Russland.

Klimawende im Land der Kohle

Trotz allem will Indien bis 2070 klimaneutral sein. Der indische Premierminister Narendra Modi plant, bis 2030 die Hälfte des Energiebedarfs des Landes mit Erneuerbaren Energien zu decken. Erneuerbare Energien müssten dafür rund 500 GW Strom produzieren. 30 GM soll der sich derzeit im Bau befindliche Khavda Renewable Energy Park liefern – die größte Erneuerbaren-Anlage der Welt.

Bisher ging der grüne Wandel noch schleppend voran. So war schon das 2014 formulierte Ausbauziel für 2022 um 30 Prozent verfehlt worden. Auch werden Klimarisiken von der indischen Zentralbank bisher noch kaum erfasst.

Allerdings stellte der Oberste Gerichtshof Indiens im März dieses Jahres fest, dass Bürger durch das in der Verfassung garantierte Recht auf Leben ein Recht darauf haben, von den negativen Auswirkungen der Klimakrise verschont zu werden. Initiativen für Erneuerbare Energien sei deshalb Vorrang einzuräumen. jb

 


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