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Globale Energiewende600 Milliarden jährlich für neue Stromnetze

Schwarz-weiß Bild mehrerer Stromleitungen und Masten, mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund
Ob durchs Gebirge oder dem Meer – gewaltige Investitionen in ein funktionierendes Stromnetz sind nötig, um den steigenden Bedarf an sauberem Strom zu decken. Auch Wärme und Verkehr sollen zum Teil klimafreundlich elektrifiziert werden (Foto von Jan Huber auf Unsplash)

Ohne Stromnetze keine Energiewende. Die Internationale Energieagentur mahnt eindringlich zu Investitionen in Netze. Sonst müssen, wie in Deutschland, weiter fossile Kraftwerke den Strombedarf decken.

18.10.2023 – Ohne funktionierende Netze wird das nichts mit der globalen Energiewende – das ist die eindeutige Warnung der Internationalen Energieagentur (IEA), die in einer neuen Studie erstmals den globalen Bedarf an Stromnetzen bis 2040 ermittelt hat, um die Klimaziele der Nationalstaaten einzuhalten. Deutschland etwa strebt an bis 2045 klimaneutral zu sein, also nicht mehr Emissionen auszustoßen als eingespart werden können. Auf europäischer Ebene wird bis 2040 eine Netto-Treibhausgasreduktion von 90 Prozent angestrebt. Die USA hat sich ein Netto-Null-Ziel bis 2050 gesetzt. China will bis 2060, Indien bis 2070 klimaneutral sein.

Ob die selbstgesteckten Klimaziele für das Pariser Klimaabkommen reichen, wird bezweifelt. Doch selbst die nationalen Ziele könnten verfehlt werden, wenn die Stromnetze nicht in ausreichendem Maße ausgebaut werden. Das aktuelle Netz von 80 Millionen Kilometern müsste nach Berechnungen der IEA komplett erneuert oder zusätzlich verlegt werden, um dem Ausbau Erneuerbarer Energien und damit verbundenen Klimazielen gerecht zu werden.

In Deutschland etwa braucht es den Ausbau von Netzen vom Norden in den Süden. Denn der mit Windkraft gut bestückte Norden produziert oftmals deutlich mehr als in den Regionen gebraucht wird. Im Süden Deutschlands hingegen ist nur die Solarkraft gut ausgebaut. Aktuell müssen vor allem im Winter und bei wenig Sonnenschein im Süden Gas- und Kohlekraftwerke aus der Reserve geholt werden, um den Strombedarf zu decken, während gleichzeitig die Windräder im Norden zu viel Strom für das Netz produzieren und abgeregelt werden. Funktionierende und leistungsstarke Netze würden viele Gas- und Kohlekraftwerke überflüssig machen. Der Ausbau nimmt mittlerweile Fahrt auf. Der für den Norden zuständige Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz investiert in den kommenden Jahren 4,6 Milliarden Euro in leistungsstarke Stromleitungen, die bis 2035 in Betrieb genommen werden sollen.

Energiewendeprozess könnte ins Stocken geraten

Weltweit beziffert die IEA den monetären Bedarf für den Ausbau der Netze auf über 600 Milliarden US-Dollar jährlich. Eine Summe die 2030 erstmals erreicht werden sollte. Aktuell belaufen sich die jährlichen Investitionen auf rund 300 Milliarden US-Dollar. Der bisherige Prozess der Energiewende sei erstaunlich und stimme optimistisch, so IEA Exekutivdirektor Fatih Birol.

Laut Berechnung im World Energy Outlook der IEA vom letzten Jahr, werden die globalen Investitionen in saubere Energien bis 2030 auf über 2 Billionen US-Dollar pro Jahr ansteigen. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 50 Prozent gegenüber der aktuellen Lage. Für die IEA gehört die umstrittene Atomenergie mit dazu. Investitionen in Erneuerbare werden demnach einen dauerhaften Strukturwandel bewirken und globale Energiemärkte sich entsprechend neu ausrichten. Infolgedessen soll zeitnah – im Jahr 2025 – der Höhepunkt der globalen Emissionen aus fossiler Energie erreicht werden. Zwar wird die Erdgas- und Ölnachfrage bis in die 2030er noch weiter steigen, doch die Kohlekraft wird stark zurückgehen.

Doch Fatih Birol warnt: „Der Prozess könnte in Gefahr geraten, wenn Politik und Wirtschaft nicht zusammenkommen und ein funktionierendes Stromnetz für die neue globale Energiewirtschaft bauen.“ Laut aktuellem IEA-Report wartet eine wachsende Anzahl von Erneuerbaren-Projekten auf Anschluss ans Stromnetz. Projekte mit einer Leistung von 1.500 Gigawatt befinden sich im entsprechenden fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Das sei die fünffache Menge an Solar- und Windkapazität, die im vergangenen Jahr weltweit neu installiert wurde. mg


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