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Urbane EnergiewendeParis und Köln erklären den Klimanotstand

Menschen auf dem Montmartre mit blick auf Paris
Klimanotstand – Paris soll grüner werden. Blick vom Montmartre über die Stadt, in der 2015 das UNO-Klimaabkommen beschlossen wurde. (Foto: flickr / Yann Caradec / CC BY-SA 2.0)

Frankreichs Hauptstadt als auch NRWs größte Stadt Köln haben in dieser Woche den Klimanotstand ausgerufen. Sie kamen damit vor allem einer Forderung der Fridays-for-Future-Bewegung nach und folgen nun Städten wie London, Vancouver oder Oakland.

13.07.2019 – Das französische Parlament als auch der Kölner Stadtrat reagieren auf die Fridays-for-Future-Bewegung. London, Vancouver, Oakland, Basel, Konstanz am Bodensee und viele Städte weltweit befinden sich bereits im sogenannten Klimanotstand – mit dem Begriff wird zunächst lediglich festgestellt, dass es eine Klimakrise gibt und die bislang ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen, um diese zu begrenzen.

Eigentlich hatte die französische Nationalversammlung bereits Ende Juni den Klimanotstand ausgerufen, allerdings keine konkreten Maßnahmen ergriffen. Die Pariser Stadtverwaltung rief nun alle Politiker dazu auf, das 2015 in Paris beschlossene UNO-Klimaabkommen umzusetzen. Für junge Menschen will Frankreichs Hauptstadt eine „Klima-Akademie“ gründen. Ein ständiger Expertenrat zum Thema Klimaschutz solle zudem eingerichtet werden, der von den Bürgern zum Thema befragt werden kann.

Macron macht Klimaschutz-Marketing

Nach seinem Aufruf Make our planet great again startete 2017 der frischgebackene französische Präsident Emmanuel Macron mit einer Internetseite den Kampf gegen den Klimawandel. Frankreich wolle nicht das Schlusslicht im Kampf gegen den Klimawandel werden. Zudem wollte Macron dem US-Präsidenten Trump die Stirn bieten, der angekündigt hatte, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen austreten werden. Seitdem ist viel passiert. Frankreichs populärster Umweltaktivist Nicholas Hulot wurde von Macron als Umweltminister in den Elysée gelockt – doch nach einem Jahr Arbeit sah er in der Regierung Macron keine Möglichkeit mehr, seine Pläne zu Klima- und Umweltschutz umzusetzen – jetzt ist er wieder Umweltaktivist. Die Energiewende wurde beschlossen und wieder vertagt, die Ziele erweitert und wieder reduziert, Atomstrom hält das Land am Laufen.

Frankreich braucht mehr Erneuerbare Energien

2020 stehen in Paris die Kommunalwahlen an. Während die Sozialisten bei den letzten Präsidentschaftswahlen und noch mehr bei der Europawahl quasi komplett abgewählt wurden, regiert in Paris die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Sie hat bereits eine Reihe von Umweltinitiativen angekündigt. Dazu gehören Begrünungsmaßnahmen in der Stadt, vor allem rund um den Eiffelturm und eine Einschränkung des Autoverkehrs in hoch belasteten Stadtteilen. Während es im Zuge einer urbanen Energiewende sinnvoll erscheint, möglichst viel Elektromobilität zu fördern, hat das in Frankreich doch einen großen Haken. Denn der Anteil an Erneuerbaren Energien ist nicht hoch, man lädt dann vornehmlich Atomstrom.

Halb NRW im Klimanotstand

Im Bundesland Nordrhein-Westfalen hatten vor Köln bereits die großen Städte Düsseldorf, Bottrop und Bonn den Klimanotstand ausgerufen. Der Kohletagebau und der Hambacher Wald sind hier zentrale Themen und feuern die Debatte an. Der Kölner Stadtrat will nun zukünftig alle relevanten Entscheidungen zu Maßnahmen und Projekten hinsichtlich ihrer „Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz“ prüfen.

Städte müssen sich auf die Klimaveränderung vorbereiten

Die Städte geraten in Zugzwang. Nicht nur durch den Druck der Fridays-for-Future-Bewegung, sondern vor allem durch die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels. Und es kann viel schlimmer kommen, wenn nicht jetzt Maßnahmen ergriffen werden. Forscher  der ETH Zürich haben aktuell in einer Studie bestätigt, dass sich das Klima in vielen großen Städten weltweit künftig drastisch ändern wir – es wird vor allem wärmer. Auf der nördlichen Halbkugel würden in Großstädten künftig Klimabedingungen herrschen, wie sie heute in Städten mehr als tausend Kilometer weiter südlich vorherrschen. Diese Städte sind allerdings grundsätzlich mit ihrer traditionellen Architektur und klugem Städtebau auf große Hitze eingestellt, oder sie behelfen sich mit Klimaanlagen – das ist wiederum absolut kontraproduktiv fürs Klima. In europäischen Metropolen würden die Sommer laut Studie um 3,5 Grad wärmer, die Temperaturen im Winter könnten um 4,7 Grad ansteigen. Das Klima in Paris würde dann bspw. den heute im australischen Canberra herrschenden Bedingungen entsprechen.

Mit ein paar Grünflächen und Fahrverboten ist es nicht getan. Die Städte müssen sich anders aufstellen, es braucht tiefgreifende und nachhaltige Eingriffe in die Stadtstruktur, in die Energieversorgung mit Ausbau Erneuerbarer Energien, neue Quartierskonzepte, energetische Bestandssanierung, erweiterte Grünflächenplanung, eine optimierte Wasserwirtschaft sowie nachhaltige Rohstoff- und Materialkreisläufe. Politik, Wirtschaft, Verwaltung und die Zivilgesellschaft müssen dabei zusammenarbeiten. na


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