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Atomkraft nein dankeRadioaktive Strahlung schadet auch in geringen Dosen

Atomkraftwerk Isar in Deutschland
Radioaktive Emissionen schaden auch in kleinen Mengen. Dafür gibt es bisher wenig Anerkennung und Verständnis. Der BUND fordert eine strengere rechtliche Regelung „niedriger“ radioaktiver Strahlung. (Bild: Qubes Pictures / pixabay)

Entlang der gesamten nuklearen Produktionskette entsteht radioaktive Strahlung. Auch Niedrigdosen machen krank. Dies sollte in der Atomdebatte berücksichtigt und am deutschen Ausstieg festgehalten werden. Frankreich baut Atom wider jede Vernunft aus.

07.10.2022 – Vom Uranabbau über den Betrieb bis zu Rückbau und Entsorgung von AKW sind Arbeitskräfte nuklearer Strahlung ausgesetzt. Studien weisen darauf hin, dass bereits Niedrigdosen radioaktiver Strahlung die Gefahren für bestimmte Krankheiten deutlich erhöhen. Die Atom- und Strahlenkommission des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) diskutiert in einem Papier die unsichtbaren Opfer der Atomkraftnutzung und fordert einen besseren Strahlenschutz für Beschäftigte und Bevölkerung.

Folgen radioaktiver Emissionen

Hunderttausende Menschen sind entlang nuklearer Produktionsketten beschäftigt. Lange wurde vernachlässigt, wie niedrige radioaktive Strahlung auf den menschlichen Körper wirkt. Die bisher als unbedenklich eingestufte Menge an radioaktiver Strahlung ist jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich schädlicher als gedacht.

Die Folgen von Niedrigdosen radioaktiver Strahlung sind insgesamt eher wenig untersucht. Das großangelegte Projekt INWORKS (International Nuclear Workers Study) an Beschäftigten des Nuklearsektors und auch andere Studien zeigen jedoch deutliche Zusammenhänge zwischen der Strahlung und dem Auftreten bestimmter Krankheiten auf.

Zu den möglichen Folgen von Niedrigstrahlung gehören demnach Krebs, Erbschäden, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Auch in der umliegenden Bevölkerung wurden Häufungen bestimmter Krankheiten und Fehlbildungen bei Neugeborenen beobachtet.

Die nukleare Kette

In seiner Publikation fordert der BUND die rechtliche Anerkennung der Opfer radioaktiver Emissionen und ihre Entschädigung durch die Atomindustrie, ein Herabsetzen von Grenzwerten und größere Anstrengungen zur Vermeidung radioaktiver Strahlung. In der vor dem Hintergrund der Energiekrise neu aufgeflammten Atomdebatte in Deutschland und Europa sollten sie ebenfalls berücksichtigt werden.

Der Atomausstieg war in Deutschland für Ende 2022 beschlossen. Vor dem Hintergrund der Energiekrise entschied Wirtschaftsminister Robert Habeck, die in Deutschland verbleibenden Atomkraftwerke nicht wie geplant vom Netz zu nehmen, sondern bis Ende März 2023 in Reserve zu halten. Die Bundesregierung betont zwar, am Atomausstieg festzuhalten. Doch die Debatte brodelt weiter, besonders die Opposition versucht, den Atomausstieg aufzuweichen.

Am anderen Ende des Spektrums steht das Atomenergieland Frankreich. Präsident Macron kündigte Anfang des Jahres an, die Klimawende mit Atomstrom bewältigen zu wollen. Mindestens sechs neue Atomkraftwerke sollen dafür gebaut werden. Bisher scheint die Strategie wenig erfolgreich. Mehr als die Hälfte der 56 Reaktoren in Frankreich liefern derzeit keinen Strom. Den Ausfall kompensierte Frankreich seit dem Sommer über Stromimporte aus Europa. Besonders Deutschland lieferte grünen Strom, auf den Frankreich auch über den Winter setzen will.

Deutschland steigt aus, Frankreich baut aus

Den Atomausbau soll der hochverschuldete französische Energieversorger EDF umsetzen, doch die notwendigen finanziellen Mittel für das angekündigte Nuklearprogramm könnte das Unternehmen am Markt nicht erhalten. Europas größter Atomstromerzeuger wird wohl bis Ende des Jahres rund 60 Milliarden Euro Schulden haben, berichtet die Tagesschau. Grund sind Verzögerungen und explodierende Kosten für den Bau neuer Atommeiler in Frankreich und Großbritannien sowie Schäden an alten AKW. Ein Beispiel ist der Druckwasserreaktor im AKW Flammanville, der nach zehn Jahren Bauverzögerung und 600 Prozent Kostensteigerung noch immer keinen Strom liefert.

Trotz allem will Frankreich weiter auf Atomstrom setzen. EDF gehört bereits zu 84 Prozent dem französischen Staat, der am vergangenen Dienstag ein vereinfachtes öffentliches Übernahmeangebot von 9,7 Milliarden Euro für die übrigen 16 Prozent einreichte. Die Maßnahme ist der erste Schritt zur Verstaatlichung von EDF, die auch den Atomausbau möglich machen soll. Neben den offensichtlichen wirtschaftlichen Einwänden sollten auch die Folgen der radioaktiven Strahlung nuklearer Produktionsketten und des regulären Betriebs von AKW Frankreich zu denken geben. jb


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