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ErnährungswendeGesunde Ernährung spart Emissionen

Gemüse und Blumen
Mehr Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte, weniger Fleisch und Milchprodukte: Eine Ernährung entlang den Empfehlungen der Lancet-Kommission reduziert Emissionen und könnte die Pariser Klimaziele erreichbar werden lassen (Bild: Alexander Schimmeck / Unsplash).

Gesund essen ist gut für das Klima. Forscher zeigen, dass eine nachhaltige, flexitarische Ernährung, orientiert an den Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission, Emissionen deutlich reduzieren und die Klimaziele erreichbar machen würde.

29.03.2024 – Eine gesunde Ernährung ist gut für den Planeten. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) analysiert in einer Studie wie sich eine globale Ernährungswende weg von tierischen und hin zu pflanzlichen Nahrungsmitteln auf die Emissionen auswirkt. Mit einer Ernährungs- und Landwende könnte demnach auch eine wachsende Bevölkerung ohne steigende Emissionen ernährt werden.

Obst und Gemüse essen

Die „Planetary Health Diet“ der EAT Lancet Kommission beschreibt, wie eine weiterwachsende Weltbevölkerung nachhaltig ernährt werden kann. Doppelt so viel Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte machen den Großteil des Ernährungsmodells aus, nur etwa ein Viertel der heute verzehrten Menge an tierischen Produkten bleibt übrig. Lebensmittel sollen nach ökologischen Standards angebaut werden und der Tierbestand würde deutlich sinken.

Die EAT-Lancet-Planetary-Health-Diet würde Emissionen deutlich reduzieren. Das bestätigen auch andere Studien, die eine ähnliche Ernährungsweise für Klimaszenarien einrechnen. Meist wird die Ernährung allerdings nicht isoliert betrachtet, sondern gemeinsam mit anderen Faktoren. Die Forscher des PIK analysierten nun spezifisch, was die Ernährungsumstellung für die Klimaziele bedeutet. Verwendet wird das Open-Source-Framework REMIND-MAgPIE zur integrierten Bewertungsmodellierung (IAM), um 1,5°C-Pfade mit und ohne Ernährungsumstellung zu vergleichen.

Mehr Menschen mit weniger Emissionen ernähren

„Eine Ernährungsumstellung hätte eine Verringerung der Treibhausgasemissionen zur Folge, insbesondere von Methan aus der Tierhaltung für die Fleisch- und Milchproduktion. Diese Reduktion würde es ermöglichen, das globale CO2-Budget für das 1,5 Grad Celsius Ziel von aktuell 500 Gigatonnen um 125 Gigatonnen zu erweitern", sagt PIK-Forscher Florian Humpenöder, einer der beiden Leitautoren der Studie. Neben dem Methanausstoß würden auch andere Umweltschäden, etwa durch Abholzung für Agrarland und Stickstoffüberschüsse durch Düngemittel, reduziert.

Eine Ernährungswende könnte so anderen Bereichen Spielraum bei der Emissionsreduktion verschaffen. Die Forscher gehen davon aus, dass dies CO2-Preise, Lebensmittelpreise und Energiepreise dämpfen könnte. „Eine solche Ernährung verringert die Treibhausgasemissionen aus dem Agrarsystem so stark, dass sie die 1,5 Grad Celsius kompatiblen Treibhausgaspreise für die gesamte Volkswirtschaft im Jahr 2050 um 43 Prozent senkt“, erklärt Ko-Leitautor Alexander Popp, Leiter der Arbeitsgruppe Landnutzungs-Management am PIK. „Darüber hinaus würde eine gesunde Ernährung unsere Abhängigkeit von CO2-Entnahme-Technologien im Jahr 2050 um 39 Prozent reduzieren.“ Für die Erreichung der Pariser Klimaziele sei der Preis von Emissionen in der Landwirtschaft ein zentrales politisches Instrument. Eine Studie des Öko-Institut im Auftrag von Greenpeace kam 2022 zu einem ähnlichen Ergebnis: Für die deutschen Umwelt- und Klimaschutzziele sind weniger tierische Produkte und mehr Pflanzen auf dem Teller entscheidend.

Ernährung anders denken, und das überall

Die Forscher lenken ein, dass eine Umstellung der Ernährungsweise ein gesellschaftlicher Prozess ist, der zudem an der Entscheidung vieler verschiedener politischer Institutionen und der entsprechenden Umsetzung in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie hängt – national und international.

In der EU werden Landwirte jedoch noch immer vorrangig für die bewirtschaftete Fläche bezahlt. Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft sollten über den Green Deal und die Farm-to-Fork-Strategie gefördert werden. Zuletzt wurden Gesetzesinitiativen etwa zur Reduzierung von Pestiziden (SRU) und zu verpflichtenden Stilllegung von Flächen jedoch zurückgezogen. Das umstrittene Totalherbizid Glyphosat wurde in der EU für weitere 10 Jahre zugelassen, ebenso wird diskutiert, gentechnisch manipulierte Pflanzen (NGT) zu erlauben.

Doch es gibt auch Schritte in die richtige Richtung: Das Bundeslandwirtschaftsministerium will mit ihrer Bio-Strategie den Anteil biologischer Landwirtschaft bis Ende des Jahrzehnts verdreifachen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat erst kürzlich ihre Empfehlung für eine gesunde und klimagerechte Ernährung angepasst und Mengen für Fleisch und Milchprodukte deutlich reduziert.

Der Einsatz für eine Agrar- und Ernährungswende könnte einen erheblichen Unterschied machen, wenn in den nächsten 10 bis 15 Jahren die 1,5 Grad Celsius Grenze nicht überschritten werden solle, sagt Johan Rockström, PIK-Direktor und Mitautor der Studie. „Dies erfordert weltweit gemeinsam koordinierte Anstrengungen, um den Übergang zu einer nachhaltigen, gesunden Ernährung zu unterstützen.“ jb


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