Menü öffnen

AgrarwendePestizide reduzieren

Traktor
Eine Verordnung zur Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030 ist im EU-Parlament gescheitert. Dabei verlieren alle (Bild: Erich Westendarp auf Pixabay).

Seit dem vergangenen Jahr diskutierte die EU, den Einsatz von Pestiziden bis 2030 zu halbieren. Nun ist der Entwurf im EU-Parlament gescheitert. Damit wurde eine große Chance auf eine nachhaltigere Landnutzung verpasst – zum Nachteil aller.

27.11.2023 – Das EU-Parlament lehnte Ende letzter Woche eine Verordnung zur Nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Sustainable Use Regulation – SUR) ab, die Pestizidmengen verbindlich reduzieren sollten. Umweltverbände zeigten sich enttäuscht.

“Eine ambitionierte SUR wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine nachhaltigere Landnutzung gewesen. Noch immer werden in Deutschland und Europa insgesamt zu häufig und zu schädliche Pflanzenschutzmittel eingesetzt und daran hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich etwas geändert. Heute wurde eine Riesenchance auf eine Trendwende verspielt“, sagt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Um Klima- und Umweltkrise zu begegnen, muss Land anders genutzt werden. Wissenschaftler sind sich einig, dass weniger Pestizide ausgebracht werden müssen, um Boden- und Wasserqualität zu verbessern, Emissionen zu senken und Biodiversität zu fördern.

Schnelle Pestizidreduktion gescheitert

Im Zuge des Green Deals schlug die EU-Kommission Mitte des vergangenen Jahres vor, den Einsatz von Pestiziden bis 2030 um 50 Prozent zu senken. Als Referenzwert war der durchschnittliche Pestizideinsatz der Jahre 2013 bis 2017 vorgesehen.

Bauernverbände und die Agrarindustrie liefen Sturm gegen den Vorschlag. Die betroffenen Gebiete seien zu umfassend, zu viele Pestizide entfielen ersatzlos und die finanzielle Kompensation sei zu gering, kritisierten konventionelle Landwirte.

„Langfristig sind widerstandsfähige und artenreiche Ökosysteme mit bestäubenden Insekten und einem vielfältigen Bodenleben essenziell für die Sicherung unserer Ernährung", betont NABU-Pestizidexperte Maximilian Wulfheide. Die Regelung wäre auch ein Akt der Fairness gegenüber Landwirten gewesen, die sich bereits bemühten, weniger Pestizide einzusetzen, so Wulfheide.

Diskussion im EU-Parlament vorläufig beendet

Anfang Oktober hatte der EU-Landwirtschaftsausschuss (AGRI) den Entwurf kommentiert und deutlich abgeschwächt. Unter anderem schlug der Ausschuss eine Verlängerung des Pestizidreduktionszeitraums bis 2035 vor, eine deutliche Eingrenzung der betroffenen Gebiete und der Pflanzenschutzmittel sowie finanzielle Kompensation über die GAP.

Eine konservative Mehrheit, unter anderem angeführt von CDU/CSU, habe den Entwurf entkernt, kommentierte Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Im EU-Parlament wurde der Entwurf daraufhin abgelehnt, eine Rücküberweisung zu AGRI wurde von  der konservativen und liberalen Fraktion blockiert.

„Für alle, die an dem Schutz der Natur, von Gewässern und Böden und an der menschlichen Gesundheit interessiert sind, ist dies ein schwarzer Tag“, so Bandt. „Pestizide gefährden Ökosysteme und natürliche Ressourcen, von denen unsere Ernährungssicherheit abhängt. Nachdem die Verlängerung von Glyphosat nicht verhindert werden konnte, ist dies ein weiterer Rückschlag.“

Umweltverbände fordern nationale Regeln

Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, bedauerte die fehlende Kompromissbereitschaft. „Für die EU wären gemeinsame Regeln richtig und wichtig gewesen, denn sie hätten endlich gleiche Wettbewerbsbedingungen für Landwirtinnen und Landwirte in der EU geschaffen.“

Die Ziele, den Einsatz von Pestiziden deutlich zu reduzieren, um die natürlichen Lebensgrundlagen, Artenvielfalt und Umwelt und damit auch langfristige Ernährungssicherheit zu erhalten, seien richtig. Der Entwurf habe jedoch viel Ärger auf sich gezogen, da wichtige Details unberücksichtigt gelblieben seien.

Erst wenige Tage zuvor hatte sein Ministerium eine Ressortstrategie für nachhaltige Landwirtschaft vorgelegt. Umweltverbände fordern die Bundesregierung auf, nationale Reduktionsziele für Pestizide festzulegen. jb


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft