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Lufthansa18.000 sinnlose Flüge

zweistöckiges weiß-blaues Flugzeug am Flughafen
Ein Airbus A380 der Lufthansa. Die zweistöckigen Flugzeuge galten schnell als unwirtschaftlich. Deren Produktion wurde inzwischen eingestellt. (Bild: TJDarmstadt, Wikimedia Commons, cc-by-2.0)

Die Ausbreitung der Omikron-Variante sorgt für weitere Reisebeschränkungen. Anfang des Jahres streicht die Lufthansa daher 33.000 Flüge. Es hätten sogar 18.000 weitere sein können, doch die starten. Grund sind Regeln der Europäischen Union.

03.01.2021 – Die Corona-Pandemie sorgt wieder einmal für einen Einbruch an Fluggästen. Die weltweite Ausbreitung der Omikron-Variante hat Reisebeschränkungen zur Folge, die Touristen davon abhält Flugreisen anzutreten. Für Januar und Februar streicht die Lufthansa daher 33.000 Flüge. Und es hätten sogar 18.000 weitere sein können, wie das Unternehmen mitteilt. Doch diese leeren bis halbleeren Flüge von europäischem Boden aus lässt die Lufthansa starten, um ihre Start- und Landerechte nicht zu verlieren.

Die Europäische Union vergibt entsprechende Slots nach dem sogenannten „use or loose“-Prinzip – also „nutze oder verliere“. An großen europäischen Flughäfen gilt die 80/20-Regel. Fluggesellschaften müssen demnach 80 Prozent ihrer Starts und Landungen für Flugzeuge nutzen, da sie diese Slots ansonsten an Mitbewerber verlieren könnten. Schon Anfang 2020 ließen Airlines Flüge ohne Passagiere starten, um ihre Slots nicht zu verlieren.

Die EU-Kommission nahm sich daraufhin des Problems an und setzte die Regelung für den Sommerflugplan 2020 und den Winterflugplan 2020/2021 aus. Für den Sommer 2021 galt dann die Regel, dass Fluggesellschaften mindestens ein Viertel ihrer Slots nutzen müssen, wollen sie diese nicht verlieren. Aufgrund der bis dato steigenden Nachfrage passte die EU-Kommission für diesen Winterflugplan die Regelung erneut an, die eine 50-prozentige Nutzungspflicht der Slots vorsah.

Das "use or loose"-Prinzip

Auch die Lufthansa kündigte noch Mitte November an 440 zusätzliche Flüge zu Weihnachten und Neujahr anzubieten. Doch dann kamen die ersten Meldungen zur Omikron-Variante aus Südafrika. Inzwischen hat sich die hochansteckende Virusvariante in immer mehr Ländern durchgesetzt, was zu Reisebeschränkungen aus oder in diese Länder führte. Die EU-Kommission passte ihr "use or loose"-Prinzip jedoch nicht entsprechend an. Was die Lufthansa laut eigenen Angaben zwingt die leeren und halbleeren Flüge durchzuführen.

Ansonsten würde das das genau abgestimmte Netz aus Zubringer- und Fernflügen durcheinandergebracht. Dann würden Passagiere ihre Ziele nur mit großen Verzögerungen erreichen, so ein Sprecher der Lufthansa gegenüber der Hessenschau. "Leider müssen wir diese 18.000 sinnlosen Flüge durchführen", sagte der Unternehmenssprecher. Das sei nicht nur wirtschaftlich, sondern auch klimapolitisch sinnlos.

Alternativen schaffen

Für wirksamen Klimaschutz indes müssten Lufthansa und Co. auch ohne Reisebeschränkungen durch die Corona-Pandemie ihren Flugverkehr eindämmen. Vor allem auf Kurzstrecken, etwa innerhalb von Europa, müsste die Alternative Zug stärker ausgebaut werden. Als Kurzstrecke gelten Flüge mit einer Distanz von unter 1.500 km. Fast ein Drittel der geflogenen Kurzstrecken könnte in unter sechs Stunden mit dem Zug geschafft werden.

Für weitere Kurzstrecken könnten besonders Nachtzüge mit Schlafmöglichkeiten einen attraktiven Ersatz für Verbindungen zwischen Europäischen Metropolen bieten. Die Europäische Union hatte 2021 zum Jahr der Schiene ausgerufen, um entsprechende Projekte voranzubringen. Doch noch fehlt es an Investitionen, Kooperation und geeigneten politischen Maßnahmen.

Um das Fliegen monetär weniger attraktiv zu machen, plädiert das Öko-Institut für die Einführung einer EU-weiten Kerosinsteuer. Das könnte auch helfen, die Entwicklung alternativer Antriebsformen voranzubringen. Elektrische Antriebe und synthetische Kraftstoffe sind für Kurzstreckenflüge im Bereich des Möglichen. mf


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