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Nachhaltige MobilitätAuf die Schiene, fertig, los

Schienen im Wald
Auf die Schiene, fertig, los (Bild: pixabay)

Greenpeace vergleicht Flug mit Zug in Europa. Fast ein Drittel der geflogenen Kurzstrecken könnte in unter sechs Stunden mit dem Zug geschafft werden. Corona war gut für die Flugindustrie, schlecht für die Schiene. Zeit, umzusatteln.

01.11.2021 - Der Greenpeace-Report Auf die Schiene, fertig, los untersucht, welche Kurzstreckenflüge in Europa durch Züge ersetzt werden können. Dabei werden die 250 am häufigsten genutzten Flugstrecken zwischen EU-Ländern, Schweiz, Norwegen und Großbritannien mit ihren Alternativen auf der Schiene verglichen. Als Kurzstrecke gelten Flüge mit einer Distanz von unter 1500 km.

Nur Bahnfahren ist schöner

Fast ein Drittel der Kurzstreckenflugreisen könnte problemlos mit dem bestehenden Zugangebot in unter sechs Stunden gemeistert werden. Dazu gehören elf der 30 meistgenutzten Strecken Europas. Die beliebtesten innereuropäischen Reisen sind ebenfalls dabei: Zwischen Paris und Toulouse sowie Paris und Nizza fliegen jährlich jeweils über 3,2 Millionen Menschen, die alternativ problemlos mit dem Zug fahren könnten.

Neben Frankreich gehört Deutschland zu den Knotenpunkten der Europareisenden: Fast 85 Prozent der Passagiere starten oder landen hier. Auch bei den kürzesten Zugalternativen liegt Deutschland vorn. Der Kurzstreckenflug zwischen Berlin und Frankfurt gehört nicht nur zu den beliebtesten in Deutschland, sondern auch in Europa. Und das, obwohl die Bahn für die Strecke nur knapp vier Stunden braucht.

Zugstrecken ausbauen

Der Report zeigt, wie leicht sich ein beträchtlicher Teil des Luftverkehrs mit bestehenden Mitteln und ohne Zeitverlust bereits heute vermeiden ließe. Die vorhandenen Möglichkeiten könnten häufig besser genutzt werden, doch es besteht auch Ausbaubedarf. Insgesamt gibt es z. B. nur für etwas über die Hälfte der betrachteten Kurzstreckenflüge direkte Nachtzugverbindungen als Alternative, und viele weitere Zugverbindungen wurden während der Coronapandemie reduziert oder eingestellt.

War der Flugverkehr auch vorher schon auf Expansionskurs und die Schiene auf dem Rückzug, so haben die Maßnahmen der letzten anderthalb Jahre die Lage weiter verschlechtert. Während die Flugindustrie kräftige Corona-Zuschüsse erhielt, baute der Zugverkehr ab. Viele Verbindungen werden wohl nicht automatisch reaktiviert, obwohl sie zuvor rege genutzt wurden. Mit einem Zwölftel der Emissionen ist Bahnfahren deutlich klimafreundlicher als Fliegen. Das Klima braucht also eine Trendumkehr, weg vom Flug, hin zum Zug.

Zeit, die Züge zu satteln

Viele Studien sehen deutlichen Handlungsbedarf im Verkehrssektor, dessen Emissionen seit 1990 stagnieren. Kurzstreckenflüge sind dabei für rund 25 Prozent der CO2-Emissionen des europäischen Flugverkehrs verantwortlich.

In den letzten Jahrzehnten war der Luftverkehr zwar nicht der größte Verursacher von Treibhausgasen. Doch mit 30 Prozent Zuwachs sind seine Emissionen in Europa am stärksten gestiegen, und expandieren weiter. Unter Annahme eines business as usual würde die Flugindustrie laut Carbon Brief bis 2050 rund 27 Prozent des noch vorhandenen CO2-Budgets verbrauchen. Ein Abbau der Subventionen für den Flugverkehr, Ausbau der Zugverbindungen und Verbot von Kurzstreckenflügen könnte dies noch verhindern. jb


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