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Atomfonds KENFOVon wegen grüne Anlagestrategie

Schild an Brücke mit Aufschrift: "Heute Uranmülltransport"
Wohin mit dem deutschen Atommüll? Bislang liegt dieser in Zwischenlagern. Die Endlagersuche dauert weiter an (Bild: Timo Rolofs, flickr, CC BY 2.0 Deed)

Die Stiftung hinter dem staatlichen Fonds zur Finanzierung der Atommüllentsorgung rühmt sich ihrer grünen Anlagestrategie. Doch neue Analysen zeigen: ein nicht unerheblicher Teil wird in fossile Unternehmen investiert.

16.02.2024 – Am 03. Juli 2017 wurden der Stiftung KENFO rund 24 Milliarden Euro von den damaligen Betreibern der der deutschen Kernkraftwerke überwiesen. Die Stiftung des öffentlichen Rechts wird vom Bund kontrolliert und verwaltet den sogenannten Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung. Mit dem Geld soll die Finanzierung der Suche und Betrieb von Zwischen- und Endlagern für radioaktiven Müll sichergestellt werden. Mit einer solchen Summe geht eine gewisse Anlagemacht einher.

Nach eigenen Angaben bezieht KENFO die sogenannten ESG-Kriterien bei ihrer Anlagestrategie ein. Es geht um Kriterien die Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Regierungs- oder auch Unternehmensführung (Governance) in Investitionen berücksichtigen. In ihrer Taxonomie-Verordnung etwa definiert die EU-Kommission Umweltziele und Nachhaltigkeitskriterien, die den nachhaltigen und grünen Strukturwandel in der EU fördern sollen. Ziel der grünen Taxonomie ist es, Investitionen in klimafreundliche Technologien zu erleichtern. Investoren, wie Banken, müssen künftig Rechenschaft darüber leisten, inwieweit ihre Investitionen den Nachhaltigkeitskriterien der Taxonomie entsprechen. Atomkraft und Gas jedoch, werden unter gewissen Einschränkungen als nachhaltig deklariert.

771 Millionen Euro

Die Umweltorganisationen urgewald und Fossil Free Berlin haben nun ermittelt, dass der Staatsfonds erhebliche Anteile in Gas- und Öl- als auch Kohleunternehmen investiert. Demnach waren zum Stichtag 31.12.2022 rund 771 Millionen Euro in Aktien und Anleihen von 107 fossilen Unternehmen investiert. Den weitaus größten Anteil machen mit rund 723 Millionen Euro Investitionen in 98 Öl- und Gasunternehmen aus, darunter Total Energies, Shell oder BP. Mit 60 Millionen Euro hat KENFO zudem in 13 Kohleunternehmen investiert. Grundlage der Analyse sind die von urgewald verwalteten Unternehmensdatenbanken für die Kohleindustrie (GCEL) sowie für die Öl- und Gasindustrie (GOGEL). Es sind die weltweit umfangreichsten Datenbanken zu diesen Unternehmensstrukturen.

Die Stiftung KENFO erklärt in ihrer Anlagestrategie man wolle „die Wirtschaft, und damit die Portfoliounternehmen, bei der Umstellung ihrer Geschäftsmodelle zur Klimaneutralität konstruktiv“ begleiten. Anna Lena Samborski, Finanz-Campaignerin bei urgewald, aber sagt: „Öl- und Gasunternehmen wie TotalEnergies, Shell oder BP haben offenkundig kein Interesse daran, ihr Geschäftsmodell an eine klimagerechte Zukunft anzupassen. Die angebliche ‚Begleitung‘ solcher Unternehmen in Richtung eines klimaneutralen Geschäftsmodells funktioniert nicht.“

Investitionen in fossile Expansionen

das französische Unternehmen TotalEnergies etwa ist führend bei der Expansion der Ölförderung in Afrika. Der Ölkonzern fördert bereits 25 Prozent seiner Gesamtproduktion in Afrika und plant, sein afrikanisches Produktionsportfolio um 2,27 Milliarden Barrel Öläquivalent (boe) zu erweitern. Zum Vergleich: Die Förderung und Verbrennung dieser neuen Ressourcen entsprächen dem Dreifachen der jährlichen CO2-Emissionen Frankreichs. Das größte Projekt ist die in Bau befindliche EACOP-Pipeline, die Öl aus Uganda via Tansania in die ganze Welt bringen soll. Die Kritik gegen das Projekt ist groß.

„Wenn der KENFO seine grünen Ansprüche ernstnimmt, muss er sich von seinen fossilen Geldanlagen trennen. Als staatlich kontrollierte Stiftung hat KENFO Vorbildcharakter und sollte beim Klima keine Kompromisse machen“, sagt Samborski. Vorbild könnte der niederländische Pensionsfonds „Zorg & Welzjin“ (PFZW) sein, der die Pensionsgelder für mehr als 3 Millionen Menschen aus Pflege- und Sozialberufen verwaltet. Das Fondsmanagement verkündete kürzlich sich unter anderem von TotalEnergies, Shell und BP zu trennen. Man divestiere aus rund 310 Öl und Gasunternehmen, da sie ihr Geschäft nicht an den Pariser Klimazielen ausrichten. mg


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