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VerstrahltAtommüll lagern

Atommüll
Radioaktiver Müll muss über Jahrhunderte „sicher“ gelagert werden. Endlagerlösungen sind bisher nicht in Sicht. Derweil werden die Bedingungen in Zwischenlagern prekär (Bild: minka2507 / pixabay).

Atommüll muss über Jahrhunderte gelagert werden, auch in Deutschland. Da noch kein Endlager gefunden wurde, sind teils hochradioaktive Abfälle in Zwischenlagern untergebracht. Doch deren Sicherheit ist fragwürdig.

26.06.2023 – Deutschland ist aus der Atomenergie ausgestiegen. Der verstrahlte Müll aus dem deutschen Atomzeitalter wird Generationen jedoch noch jahrhundertelang begleiten. Die radioaktiven Abfälle müssen sicher – oder so sicher wie möglich gelagert werden.

Das sei zurzeit nicht der Fall, kritisiert eine aktuelle Studie im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Es fehle nicht nur an Endlagern, sondern auch an Konzepten einer sicheren temporären Lagerung. Alle Zwischenlager wiesen deutliche Mängel auf.

Sicherheit fragwürdig

In der Studie wurde untersucht, unter welchen Bedingungen radioaktiv verstrahlter Müll in Deutschland zwischengelagert ist. Dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung nach gibt es 16 offizielle Zwischenlager. An allen Standorten seien Probleme festgestellt worden, unter anderem seien Gebäude nicht ausreichend gegen mögliche Angriffe geschützt. Bei zwei Zwischenlagern fehlten sogar Sicherheitsnachweise.

Letztere lagerten verstrahlten Müll ohne Genehmigung – und das bereits seit 10 Jahren. Die fortgesetzte Lagerung wurde von den zuständigen Behörden angeordnet. Diese genehmigten die weitere Einlagerung zwar für immer kürzere Zeitspannen, forderten aber scheinbar keine Lösungen ein, heißt es in der Studie.

Die Sicherheit der Atommüll-Behälter selbst sei rein rechnerisch auf 40 Jahre ausgelegt. In keinem der Zwischenlager bestehe jedoch die Möglichkeit, den Zustand auch nur stichprobenartig zu überprüfen. Da die Forschung auf diesem Gebiet noch dünn sei und der Müll deutlich länger zwischengelagert werden wird als ursprünglich geplant, wäre dies aber dringend geboten.

Die Zeit läuft ab

Ursprünglich sollten bis Mitte des Jahrhunderts Endlager nicht nur gefunden sein, sondern auch für den Atommüll bereitstehen. In diesem Jahr sei jedoch offiziell bestätigt worden, dass ein geologisches Endlager frühstens im kommenden Jahrhundert zur Verfügung stehen werde. Weder Konzepte noch Standorte wurden jedoch bisher auf die verlängerte Zwischenlagerung ausgerichtet. Hier bestehe dringend Handlungsbedarf, mahnt der BUND.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung geht davon aus, dass in Deutschland etwa 600 000 Kubikmeter Atommüll endgelagert werden müssen. Dies beinhaltet auch radioaktive Abfälle aus dem Rückbau von Atomkraftwerken und der Forschung. Die Suche nach einem geeigneten Standort wurde 2017 nach gescheiterten Versuchen wie Gorleben neu begonnen. Es wird davon ausgegangenen, dass die Suche mindestens 40 Jahre dauern wird. Eine Zwischenlagerung könnte so für bis zu 120 Jahren notwendig werden, rund dreimal so viel wie ursprünglich geplant.

Gescheiterte Atommülllager

Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND-Niedersachsen macht die problematische Lage an Beispielen vor Ort deutlich. „Niedersachsen hat einen traurigen Spitzenplatz, was gescheiterte Konzepte für Atommülllager betrifft. Zwar wurde der von vornherein ungeeignete Standort Gorleben bei der Endlagersuche endlich aufgegeben. Bis heute gibt es jedoch keine Lösung für die Castor-Behälter, die in einer oberirdischen Zwischenlager-Halle neben dem Erkundungsbergwerk aufbewahrt werden. Hinzu kommt ein havariertes Atommülllager in der Asse, das weiter abzusaufen droht“, kommentiert sie die Studie in einer Pressemitteilung.

Der Großteil der Zwischenlager wird seit 2020 von der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) betrieben. Bei der BGZ handelt es sich um eine privatrechtlich organisierte Gesellschaft des Bundes, die vom Bund mit der Zwischenlagerung beauftragt wurde. Ausnahmen bilden die Standorte Lubmin, Brunsbüttel und Jülich.

Alle Zwischenlager operierten weiterhin mit einem veralteten Zeitplan. Der Großteil der Zwischenlager ist bis 2034 und 2047 genehmigt. Theoretisch müsste die weitere Aufbewahrung radioaktiver Brennelemente mindestens sechs Jahre vor Ablauf einer Genehmigung geklärt worden sein. Bisher seien jedoch keinerlei Anstrengungen in dieser Richtung zu erkennen.

Lösungen fehlen weltweit

Der Bau des weltweit ersten Endlagers Onkalo in Finnland wurde erst kürzlich abgeschlossen und soll in diesem Jahr einen Probebetrieb durchlaufen. Frankreich, Schweden und die Schweiz haben erste Konzepte und Genehmigungen für Endlagerstätten auf den Weg gebracht, der weitere Verlauf bleibt abzuwarten.

Deutschland ist bei weitem nicht das einzige Land, das bisher keine Antwort auf die Endlagerfrage gefunden hat. Ganz im Gegenteil. Allein in Europa fehlt Großbritannien, der Tschechischen Republik, Litauen und der Slowakei Pläne für Endlager. Auch Japan hat kein Langzeitkonzept für eine Endlagerung von Atommüll. Das Abwasser der Atomruine Fukushima soll bald ins Meer abgelassen werden, da Kapazitäten, es zu lagern, fast erschöpft sind. jb


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