Menü öffnen

KlimakriseDeutsche Anpassungsstrategien an den Klimawandel

Luftaufnahme eines Waldes im Herbst, in verschiedensten Farben, von rot über gelb bis grün
Mischwälder, die im Herbst in den verschiedensten Farben strahlen, sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch eminent wichtig für Klima- und Umweltschutz (Foto: pxhere, Public Domain)

In Deutschland sind die durchschnittlichen Temperaturen bereits um 1,7 Grad gestiegen, mit dramatischen Folgen insbesondere durch Hitzewellen und Wasserverlust. Tiefgreifende Anpassungsstrategien sind nötig und befinden sich in Planung und Umsetzung.

30.11.2023 – Das Umweltbundesamt (UBA) wird zu Beginn seines dritten Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) deutlich: Die Zahl der Sommer mit starken Hitzewellen und ungekannten Temperaturrekorden nimmt zu. Die vergangenen vier Jahre waren von starken regionalen Dürren geprägt. Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Insgesamt haben wir es hierzulande mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von 1,7 Grad seit 1881 zu tun. Andere, wie der renommierte Klimawissenschaftler Stefan Rahmstorf, beziffern die durchschnittliche Erwärmung hierzulande schon auf über 2 Grad. Zur Erinnerung: Das Pariser Klimaabkommen sieht im Idealfall eine Begrenzung der Globalen Erwärmung auf 1,5 Grad vor.

Der aktuelle Monat November ist zwar deutlich niederschlagsreicher als im langjährigen Mittel – kurzfristige Wetterereignisse können jedoch nicht die langfristigen Klimaveränderungen wettmachen. Seit Beginn des neuen Jahrtausends verliert Deutschland im Schnitt 2,5 Kubikmeter Wasser pro Jahr. Die Wirkungen der Dürrejahre seit 2018 sind 2023 noch nicht ausgeglichen. Im extremen Dürrejahr 2018 lagen die Ernteeinbußen in der Landwirtschaft bei Winterweizenerträgen um 15 Prozent und die Silomaiserträge um 20 Prozent unter dem Mittel der sechs Vorjahre. Infolge des Trockenstresses und Käferbefalles starben 2020 20-mal so viele Fichten wie im Mittelwert der vorangegangenen zehn Jahre (2010-2019).

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD), auf dessen Daten sich der Bericht des Umweltbundesamtes unter anderem stützt, hat sich die Anzahl der Hitzetage – also die Zahl der Tage mit über 30 Grad – seit 1951 verdreifacht. Das hat, neben negativen Auswirkungen auf die Natur, auch Folgen für die Gesundheit der Menschen. Und zwar direkt – von Schwindel, über Hitzekrämpfe bis zum Hitzeschlag und Hautkrebs – als auch indirekt, durch die Zunahme an Pollenbelastungen, und invasive Pflanzen, wie die Ambrosie und invasive Arten, wie die Tigermücke. Steigende Wassertemperaturen sorgen zudem für Beeinträchtigungen von Badegewässern und dem Meer. Und der Meeresspiegel selbst steigt aufgrund der Globalen Erwärmung immer weiter an, laut Pegel in Cuxhaven um 42 Zentimeter seit 1843.

Die Anpassungsstrategien:

Zum Schutz der Gesundheit gibt der DWD seit 2005 auf verschiedenen Kanälen Hitzewarnungen aus. Einer Umfrage des UBA zufolge steigt das Bewusstsein der Bevölkerung für gesundheitliche Folgen von Hitzewellen. Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung geht inzwischen von einer starken bis sehr starken Betroffenheit für sich in der Zukunft aus. Auch zu Pollenflügen gibt es seit Mitte des letzten Jahrzehnts immer mehr Informationskanäle, wie Apps. Die daraus gewonnen Daten der Nutzer:innen helfen auch Art und Stärke der Allergien-Populationen annähernd zu bestimmen. Bezüglich der Verbreitung von Stechmücken, werden Bürger:innen im Rahmen des sogenannten „Mückenatlas“ aktiv, scheibt das UBA. Seit 2012 können Menschen gefangene Stechmücken für den einschicken. Die Daten werden genutzt, um die Verbreitung von Stechmückenarten in Deutschland zu analysieren. Noch sind keine heimisch erworbenen Infektionskrankheiten, wie Dengue, bekannt. Der Mückenatlas könnte sich als Frühwarnsystem erweisen.

Infolge des Wasserverlustes nimmt das Wasserdargebot ab, also das zur Nutzung verfügbare Wasser. Zahlen zum tatsächlich genutzten Wasser liefert der Wassernutzungsindex. Und tatsächlich ist dieser rückläufig. Die Deutschen stellen sich also bereits auf weniger verfügbares Waser ein und nutzen die wertvollste aller Ressourcen sparsamer. Das UBA schreibt: „Die Wassernutzung ist in den vergangenen 30 Jahren signifikant zurückgegangen. Im Jahr 2007 unterschritt sie erstmalig den als kritisch bewerteten Wassernutzungsindex von 20 Prozent. Das bedeutet, dass nicht mehr als 20 Prozent des potenziellen Wasserdargebots genutzt werden. Allerdings gibt es deutliche regionale Unterschiede.“ Im März legte die Bundesregierung eine Wasserstrategie vor. Der Aufbau regionaler Verbünde, in einzelnen Fällen auch Fernwasserleitungen sollen Knappheiten in anderen Regionen ausgleichen helfen. Urbane Räume sollen zu Schwammstädten werden.

Kühlwasserentnahmen durch Kraftwerke zur Energiegewinnung machen bislang den größten Einzelposten des Wasserverbrauchs aus. Effizienzgewinne und die inzwischen fortschreitende Abschaltung von Kohle- und Atomkraftwerken haben positive Auswirkungen auf die Wasserbilanz. Wasser, dass in Folge von Starkregenereignissen auch für verheerende Zerstörungen sorgen kann – wie 2021 im Ahrtal und weiteren Regionen geschehen. Laut DWD hat die Anzahl an Tagen mit Starkregenereignissen infolge des Klimawandels seit 1951 um 3 Prozent zugenommen. Nicht erst seit der Katastrophe im Ahrtal haben die Ausgaben für den Hochwasserschutz deutlich zugelegt. Zwischen 2014 und 2021 lagen die jährlichen öffentlichen Ausgaben für den Hochwasserschutz bei 250 bis 390 Millionen Euro. Darin enthalten auch Maßnahmen gegen den steigenden Meeresspiegel und Sturmfluten an Nord- und Ostsee.  

Die Landwirtschaft hat sowohl mit Hitze und Dürren als auch Starkregenereignissen zu kämpfen sowie mit der Verschiebung der Jahreszeiten. Landwirte passen sich an, indem sie die Bewirtschaftungsrhythmen verändern. Die Bestellung von Mais etwa verfrühte sich in den letzten fünfzig Jahren um mehr als eine Woche. Zudem werden vermehrt wärmeliebende Kulturpflanzen, wie Hartweizen, Soja und Sorghum-Hirse angebaut, für die sich in Deutschland die Anbaubedingungen verbessern. Auch im Weinbau wird umgestellt. Deutlich effizienter Muss die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen werden. Hier steigt der Bedarf bislang weiter an. Auch sorgt die Landwirtschaft weiterhin für Schadstoffeinträge ins Grundwasser. Dem müsste entschiedener entgegengewirkt werden.

Vorangetrieben wird dagegen bereits der Umbau der Wälder und forstwirtschaftlichen Flächen in Deutschland – weg von gefährdeten Fichten und Kieferbeständen, hin zu klimastabileren Bestockungen und Mischwäldern. Bislang stehen im Zuge des Förderprogramms „Klimaangepasstes Waldmanagement“ der Bundesregierung bis 2026 900 Millionen Euro für den Waldumbau zur Verfügung. Auch aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz soll Geld in resiliente Wälder fließen, das Volumen bislang vier Milliarden Euro bis 2026. Ob dieses Versprechen nach dem Haushaltsdebakel der Ampel-Regierung noch steht, ist offen. Auf EU-Ebene wird aktuell ein Renaturierungsgesetz auf den Weg gebracht, dass auch den nachhaltigen Waldumbau stärken soll.  mg


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft