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Gefährliches WetterDie Hitze macht immer mehr Menschen krank

Ein Mann sitzt an einer Hauswand gelehnt in der Sonne. Müde hält er seinen Kopf.
Lebensbedrohlich kann es sein, in der sengenden Sonne zu arbeiten. Müdigkeit und Schwindel sind schnell die Folge. (Foto: Arooma / pixabay, CC0 Public Domain)

Schon wieder Temperaturen um die 40 Grad. Besonders Menschen, die im freien Arbeiten, sind bedroht. Das Risiko von Krankheiten steigt. Doch was genau passiert bei zu hoher Hitze und Sonneneinstrahlung im Körper? Und wie kann man sich schützen?

26.07.2019 – Den bislang höchsten Stand an hitzebedingten Krankheitstagen gab es 2015 – 50.000 Tage waren Männer und Frauen in den gesetzlichen Krankenkassen insgesamt krank aufgrund von Hitze und Sonnenlicht. Dies geht es aus einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Wie dieses und letztes Jahr gab es auch 2015 mehrere Hitzewellen in Europa. Und während die letzten beiden Jahre in der Statistik noch gar nicht abgebildet sind, zeigt schon der Zeitraum zwischen 2008 und 2017 mehr als eine Verdoppelung der Arbeitsunfähigkeitstage durch Hitze und sonnenlichtbedingte Krankheiten.

40.000 waren es 2017 in den gesetzlichen Krankenversicherungen. Und die Hitzewellen 2018 und 2019 geben wenig Hoffnung, dass es weniger werden. Denn bei zu hoher Hitze läuft der menschliche Körper Gefahr seine Körpertemperatur nicht mehr regulieren zu können. Eigentlich halten warmblütige Wesen wie die menschliche Spezies ihre Temperatur trotz Schwankungen der Außentemperatur konstant bei 37 bis 38 Grad.

Zuviel Wärme, die auch durch den Stoffwechsel und körperliche Betätigung produziert wird, kann der Körper durch zwei Mechanismen abstoßen: Erstens durch Abstrahlung der Wärme – wobei sie einerseits einfach abstrahlt und andererseits durch Kontakt mit kühlem Wasser, Luft oder Oberflächen abgegeben werden kann; Zweitens durch Verdunstung von Wasser, auch bekannt als Schwitzen. Bei hohen Außentemperaturen ist Schwitzen die wichtigste Wärmeabfuhrquelle. Feuchtigkeit in der Luft verlangsamt jedoch das Verdampfen von Wasser, weswegen Abkühlung bei heißem und feuchtem Wetter schwierig wird. Hitzebedingte Krankheitssymptome können derweil leicht bis sehr heftig ausfallen.

Von Hitzekrämpfen bis zum Hitzeschlag – hohe Temperaturen können lebensbedrohlich sein

So kann lange und ausdauernde körperliche Betätigung in Verbindung mit starkem Schwitzen und übermäßiger Wasserzufuhr zu Muskelkrämpfen führen. Denn beim Schwitzen gehen Mineralien, wie Elektrolyte, und Flüssigkeit verloren. Die Mineralien werden bei großer Wasserzufuhr zusätzlich aufgelöst, was zu Krämpfen führt. Dabei treten mehr oder minder starke Muskelkontraktionen an den Gliedmaßen auf. Dadurch werden die Muskeln hart, sind angespannt und schmerzen. Gegen leichte Krämpfe helfen Ruhe und eine kühlere Umgebung sowie salzhaltige Getränke und Nahrungsmittel. Besonders Sportler und Menschen, die im Freien arbeiten, sollten darauf achten, sich nicht zu sehr in der Hitze zu verausgaben.

Schwerwiegender als Hitzekrämpfe sind meist Hitzeerschöpfungen. Hier kommt neben dem starken Verlust von Mineralien auch ein hoher Flüssigkeitsverlust hinzu, der nicht durch genügend trinken ausgeglichen wurde und zu einem geringeren Blutvolumen führt. Von Schwindel, über Müdigkeit und Kopfschmerzen bis hin zu Übelkeit und Erbrechen reichen die Symptome. Auch hier wird empfohlen, sich in einer kühleren Umgebung auszuruhen, viel zu trinken und Salziges zu sich zu nehmen sowie die Kleidung zu lockern und eventuell kühlende Pads zu nutzen.

Damit beugt man auch einem möglichen Hitzeschlag vor, dem gefährlichsten Krankheitssymptom. Denn wird über längere Zeit die Temperatur im Körper nicht ausreichend reguliert, steigt diese auf gefährlich hohe Werte an, dadurch können lebenswichtige Organe vorübergehend oder dauerhaft beschädigt werden. Besonders übel: Ein Hitzeschlag stellt sich oft erst Stunden bis Tage nach der körperlichen Betätigung ein und kann ohne ausreichende Behandlung zum Tod führen. Dabei sollte sofort ein Krankenwagen gerufen und Patienten bis dahin möglichst in kaltes Wasser getaucht werden.

Hautkrebs: die anerkannte Berufskrankheit

Doch nicht nur die Hitze selbst macht krank, auch wer sich zu viel Sonneneinstrahlung aussetzt, ist hochgradig gefährdet. So ist Hautkrebs seit 2015 auch als Berufskrankheit anerkannt und inzwischen nach Lärmschwerhörigkeit die zweithäufigste aller Berufskrankheiten. Dabei sind 95,7 Prozent der 8.557 angezeigten Fällen Männern zuzuordnen. Auch insgesamt sind Männer bei den Krankheitstagen in der Mehrheit – mit 66 Prozent. Dies geht ebenfalls aus einer Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.

Der hohe Männeranteil an den Krankheitstagen ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass mehr Männer im freien Arbeiten und dort das Risiko von hitzebedingten Krankheitssymptomen und die Sonneneinstrahlung um einiges höher ist. Deshalb fordert Jutta Krellmann, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit bei der Linksfraktion, das Beschäftigte, die im Freien arbeiten, besonders geschützt werden.

„Hier sind die Arbeitgeber in der Pflicht. Doch Arbeitgeber können sich um Schutzmaßnahmen drücken, weil es kaum staatliche Arbeitsschutzkontrollen gibt“, so Krellmann. Neben mehr staatlichem Kontrollpersonal fordert Krellmann die Bundesregierung dazu auf Betriebswahlen vor allem in der Baubranche zu erleichtern. Denn der beste Arbeits- und Gesundheitsschutz seien starke Betriebsräte. mf


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