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Mit Suffizienz zur EnergiewendeEnergiegenossenschaften fördern das Umweltbewusstsein

Viele Hände stützen sich auf einen Baumstamm
Gemeinsam die Umwelt schützen entfaltet eine besondere Dynamik. (Foto: Shane Rounce on Unsplash)

Energiegenossenschaften wirtschaften bedarfsorientiert ohne Gewinnstreben und pflegen enge Beziehungen zu ihren Mitgliedern. Damit sind sie laut einer Studie erfolgreiche Multiplikatoren für suffiziente und damit umweltfreundliche Lebensstile.

12.12.2022 – Angesichts Energiekrise und Energiepreisexplosionen ist das Thema Energiesparen in diesem Winter für viele Verbraucher höchst relevant. Dabei wird deutlich: Zur Umsetzung der Energiewende ist es neben dem Umstieg auf Erneuerbare Energien notwendig, den absoluten Energieverbrauch zu reduzieren. Suffizienz ist dafür eine zentrale, allerdings bislang unterrepräsentierte Strategie, schreiben die Autoren der Studie Mit Suffizienz zur Energiewende , die das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) mit Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erstellt hat. Und Energiegenossenschaften wären dabei geeignete Multiplikatoren für suffiziente, also energiesparende und damit umweltfreundliche Lebensstile.

Dezentrale Player für die Energiewende

Die Studie zeigt, dass bis zum Erhebungszeitraum im Sommer 2022 etwa jede sechste Energiegenossenschaft ihre Mitglieder online über Energiespartipps informierte. Über 500 Webseiten von Energiegenossenschaften in Deutschland wurden dafür analysiert. „Mit ihrem gemeinwohlorientierten Ansatz verfolgen die Energiegenossenschaften das Ziel einer dezentralen, umweltfreundlichen Energiegewinnung und schaffen Akzeptanz für die Energiewende durch Bürgerbeteiligung“, heißt es in der Studie.

Die Studienautoren wollen zeigen, welche kommunikativen Strategien Energiegenossenschaften zur Förderung von Suffizienz bereits nutzen und welche weiteren sie zukünftig potenziell noch nutzen könnten – und sie dabei unterstützen, so das Ziel. Die Forschenden sehen noch großes Potenzial, um das Engagement für die Energiewende und für eine umweltbewusste Gesellschaft weiter zu fördern.

„Aktuell existieren in Deutschland insgesamt rund 850 Energiegenossenschaften mit ca. 220.000 Mitgliedern. Sie sind wichtige dezentrale Player für die Energiewende, da sie das Ziel verfolgen, den Energiebedarf mit Erneuerbaren Energien aus gemeinschaftlich betriebenen Anlagen zu decken“, erläutert Umwelt- und Sozialpsychologin Vivian Frick vom IÖW, Mitautorin der Studie. „Die Genossenschaft ist eine zukunftsträchtige Unternehmensform, da sie sich am Bedarf und nicht am Gewinn orientiert und enge Beziehungen zu ihren Mitgliedern pflegt.“ Dies mache sie besonders geeignet, um die Energiewende gerade in Zeiten der Energiekrise voranzubringen. „Und dies nicht nur durch den Ausbau erneuerbarer Energiegewinnung, sondern auch durch die Förderung von Suffizienz.“ Denn gerade beim Umstieg auf Erneuerbare Energien sei es wichtig, das Energiesparen nicht aus dem Blick zu verlieren, damit es nicht zu sog. Reboundeffekten führe.

Ein gutes Leben für alle

„Unter Suffizienz verstehen wir, dass die durchschnittliche Pro-Kopf-Nachfrage nach Energie und Ressourcen sowie die durchschnittlichen Treibhausgasemissionen auf ein Maß gesenkt werden, das die Einhaltung planetarer Grenzen und ein gutes Leben für alle ermöglicht“, erläutert dazu IÖW-Wissenschaftlerin Julia Fülling. „Bislang werden die Potenziale von Suffizienz-Strategien jedoch kaum ausgenutzt – sowohl in Forschung als auch Praxis sind sie unterrepräsentiert. Dabei knüpft Energiesuffizienz an die Kernthemen von Genossenschaften an. Als partizipative und gemeinwohlorientierte Akteure versorgen sie möglichst viele Mitglieder und bauen Erneuerbare Energien aus.“ Den Begriff „Suffizienz“ verwendeten sie zwar selten, jedoch greifen sie das Thema inhaltlich auf: von Energiespartipps und -beratung über Hinweise zu Repaircafés oder Sharing-Konzepten bis hin zu Aufrufen sich für den Klimaschutz zu engagieren. Das Thema könnte zur Mitgliederbindung und -aktivierung beitragen, denn Informationen rund um das Thema Suffizienz kämen bei den Mitgliedern gut an.

Suffizienz ist mehr als „Licht aus und Heizung runter“

Verbraucher könnten Einsparungen durch eine Reduktion des eigenen Konsumniveaus erreichen. Bei hohen Preisen und Energiekrise liegt das Energiesparen im Bereich Wohnen nahe – aber auch in der Mobilität, Ernährung oder Freizeit könnten bekanntlich Energie und Ressourcen eingespart werden.

Allerdings erzeuge individuelles Konsumverhalten allein noch keinen gesellschaftlichen Wandel. Daher sei die Aktion und der Austausch in einer Zweckgemeinschaft effektiver. Ein wichtiger Hebel wäre das Engagement für Suffizienz auch am Arbeitsplatz oder in zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die Studie beschäftigt sich daher auch mit der Förderung von Engagement. „Neben den Kommunikationsformaten kommt es vor allem auf erfolgreiche Narrative für Suffizienz an“, schließt Kathrin Anger, Expertin für nachhaltigen Konsum bei Adelphi, aus den Erkenntnissen. „In einer Medienanalyse haben wir erkannt, dass zu den aktuellen Narrativen vor allem folgende zählen: die Umwelt schützen, ein gutes Leben für alle gewährleisten, die eigene Lebensqualität steigern, Geld sparen und unabhängiger werden.“

Kampagne für Energiegenossenschaften

Die Studie soll außer Erkenntnissen auch praktischen Nutzen bringen: Im Januar 2023 führt das Forschungsteam eine Kommunikationskampagne zur Suffizienzförderung speziell für Mitglieder von Energiegenossenschaften durch. „Wir gehen davon aus, dass viele Verbraucher:innen gerade in dieser Zeit sehr interessiert an Hilfestellung beim Energiesparen sind“, glaubt Frick. „Über unsere Kampagne erhalten die Mitglieder eine Woche lang Informationen und Hilfestellungen bei der Umsetzung von Suffizienz im eigenen Leben. Genossenschaften, die diese Kampagne mit ihren Mitgliedern teilen wollen, sind eingeladen, mit dem Forschungsteam Kontakt aufzunehmen.“ Die Wirkung der Kampagne werde dann im Rahmen einer wissenschaftlichen Feldstudie gemessen. na


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