Windkraft im Wald: Windpark Reinhardswald genehmigt

Im traditionsreichen Reinhardswald nördlich von Kassel beginnt der Bau von 18 Windenergieanlagen. Das Verfahren zur Genehmigung hat zweieinhalb Jahre gedauert. Insgesamt sind seit den Anfängen des Projektes fast zehn Jahre vergangen.
21.02.2022 – Die Energiegenossenschaft Reinhardswald hat mit der Genehmigung für den Bau von 18 Windkraftanlagen im Reinhardswald einen wichtigen Meilenstein erreicht. Allein das anspruchsvolle und komplexe Genehmigungsverfahren hat von der Antragseinreichung bis zur Genehmigung rund zweieinhalb Jahre gedauert.
Sieben Jahre für naturschutzfachliche Prüfung
Seit der Gründung der Energiegenossenschaft Reinhardswald im Jahr 2012 sind allerdings schon fast zehn Jahre ins Land gegangen, wie Ralf Paschold, einer der drei Geschäftsführer, erklärte. Davon entfielen sieben Jahre auf den Zeitraum seit Aufnahme der naturschutzfachlichen Untersuchungen von Vögeln und Fledermäusen bis zur Genehmigungserteilung. Paschold mahnte, dass Abläufe für Gutachten und Genehmigungen zwingend vereinfacht werden müssten, um die Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren Energien zu erreichen.
Neben der Komplexität eines solchen Vorhabens habe auch die Pandemie mit Sonderabläufen für Verzögerungen gesorgt. Während am Ende der Öffentlichkeitsbeteiligung normalerweise eine Erörterungsveranstaltung mit persönlicher Teilnahme der Antragsteller, der Fachgutachter, Behörden und Einwender stattfindet, wurde coronabedingte eine Online-Konsultation durchgeführt. Erfahrungsgemäß dauere eine Erörterung mit persönlicher Präsenz etwa ein bis drei Tage. In diesem Fall wurden für die Online-Konsultation vier Wochen von Seiten der Genehmigungsbehörde angesetzt. Damit sollte den sich beteiligenden Bürgern genug Zeit eingeräumt werden, sich weiter in das Verfahren einzubringen.
Jetzt geht es an die Realisierung. Es gelte eine Vielzahl von zeitlichen Verknüpfungen zu koordinieren und zahlreiche Vorgaben zu beachten, die in der Genehmigung als Nebenbestimmungen aufgeführt sind. Für den Bau des Windparks geht die Betreibergesellschaft von einem Zeitbedarf von etwa zwei Jahren aus.
Auf vielen Aufstellflächen stehen keine Bäume
Stürme, Dürresommer und Borkenkäfer haben dem Wald bereits stark zugesetzt, so dass etwa 5.000 Hektar Fichtenkulturen – 25 Prozent der gesamten Waldfläche – bereits abgeräumt wurden. Aus diesem Grund sei ein großer Teil der geplanten Aufstellflächen baumfrei. Bei den Planungen wurden vorrangig die Fichtenflächen ausgewählt, um intakte Buchenbestände zu schonen. Es müssten nur wenige Bäume für den Windpark gefällt werden.
Ende 2023 soll der Windpark in Betrieb gehen und rund 310.000 Megawattstunden grünen Strom pro Jahr erzeugen. Die Betreibergesellschaft Windpark Reinhardswald ist eine kommunal geprägte Gesellschaft und wird zu 51 Prozent von der Energiegenossenschaft Reinhardswald gehalten, deren Mitgliedskommunen direkt an den Erträgen beteiligt werden. Die restlichen 49 Prozent der Anteile verteilen sich auf den Energieversorger EAM, die Städtischen Werke aus Kassel und die Stadtwerke Eschwege. Damit sind die Weichen gestellt, um den im Reinhardwald erzeugten Windstrom in eigenen Netzen, Haushalten und Betrieben im Sinne einer regionalen Energiewende aufzunehmen und zu verbrauchen. pf
Kommentare
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Gero Lenhardt 23.02.2022, 06:21:38
„ Bei den Planungen wurden vorrangig die Fichtenflächen ausgewählt, um intakte Buchenbestände zu schonen.“
Das ist schlichtweg falsch, wird aber immer gerne vorgebracht um die verursachten Schäden kleinzureden. Fakt ist, dass die Ausweisung des Reinhardwaldes als Windvorranggebiet bereits vor den schweren Stürmen und Dürresommern lag. Zu diesem Zeitpunkt waren die Waldflächen völlig intakt. Jetzt so zu tun als habe man bewusst „Rücksicht“ auf den Wald genommen ist gelinde gesagt eine Frechheit und es wird nicht wahrer, je öfter es kolportiert wird
Joachim Falkenhagem 25.02.2022, 11:32:38
Ihr Argument beweist gar nichts. Wo Buchen stehen und wo Fichten, ist set Jahrzehnten bekannt. Es wurden Fichtenflächen ausgewählt. Dass die Fichten umfallen, war ist diesem Umfang nicht zu erwarten, allein das ist zutreffend.
Ob die Genehmigungen noch kleinere Verschiebungen zu bereits baumfreien Bereichen erlauben, wäre vielleicht noch interessant.