Menü öffnen

Windenergie der ZukunftMit Winddrachen Strom erzeugen

Flugwindkraftanlage von SkySails Power
Im Sommer schloss SkySails Power den Testbetrieb seiner Flugwindkraftanlage erfolgreich ab. (Foto: Courtesy of the SkySails Group)

In Schleswig-Holstein wurde erfolgreich der Testbetrieb Deutschlands erster Flugwindkraftanlage abgeschlossen. Jetzt geht die Pilotanlage in den Dauerbetrieb – und zwar in luftigen Höhen: In 800 Metern weht der Wind kontinuierlich und gleichmäßig.

28.12.2020 – Vor allem im Herbst, wenn der Wind an Kraft gewinnt, erfreut sich das Drachensteigenlassen auf freien Feldern großer Beliebtheit. Doch damit Strom erzeugen? Das ist neu – und könnte der Windbranche in Zukunft einen deutlichen Aufschub verpassen. Derzeit gibt es in Deutschland mehrere Unternehmen und Projekte, die an der Nutzung derartiger Anlagen zur Stromerzeugung forschen.

In Schleswig-Holstein hat SkySails Power im Sommer zusammen mit EnBW, EWE OSS und der Leibniz Universität Hannover den Betrieb einer sogenannten Flugwindkraftanlage erfolgreich getestet. Dabei kamen Power-Kites mit einer Größe von bis zu 120 Quadratmetern zum Einsatz. Nachdem eine Reihe von wesentlichen Anforderungen getestet wurden, geht die Piloteinheit nun in den Dauerbetrieb. Gefördert wird das Projekt mit dem Namen „SkyPower100“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

In den Tests bislang ausgewertet wurde unter anderem die Validierung von Betriebs- und Sicherheitskonzepten für den Tag- und Nachtbetrieb. Nun sollen wertvolle Einblicke in Umwelteinflüsse, Sicherheitsaspekte und Zulassungsvoraussetzungen für die Entwicklung und Skalierung zukünftiger Flugwindkraftanlage gesammelt werden. Das umfasst auch Erhebungen zu Lärmemissionen, den Einfluss auf die Vogelwelt sowie die Flugsicherheit.

Wie funktioniert das System?

Damit die Flugwindkraftanlage auch Strom erzeugt, besitzt sie an der Bodenstation eine Winde und integrierten Generator. Ein automatisch gesteuerter Drachen zieht einen Haltegurt von der Winde, wobei die Zugkraft auf den Stromerzeuger übertragen wird. Sobald dieser Gurt seine maximale Ausdehnung erreicht hat, wird der Drachen in eine neutrale Position gelenkt und die Leine vom Generator zurückgezogen. Dieser Vorgang verbraucht aufgrund der Position des Drachens nur ein Bruchteil der zuvor erzeugten Energie. Der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist und der Zyklus beginnt von vorne.

Derartige Windenergieanlagen haben in der Luft einen klaren Vorteil: Die Winde in diesen Höhen – die Drachen fliegen bis zu 800 Meter hoch – wehen sehr viel kontinuierlicher und gleichmäßiger. Dadurch kann eine sehr stabile Stromerzeugung realisiert werden, die eine deutlich zuverlässigere Stromversorgung ermöglicht als herkömmliche Windkraftanlagen.

Weitere Vorteil der Winddrachen

Außerdem wirke sich der Aufbau derartiger Systeme weniger stark auf die Landschaft aus und könne auch in schwer zugänglichen Bereichen zum Einsatz kommen, so der Hersteller. Schattenwurf und Geräuschemissionen werden minimiert, die Auswirkungen auf Menschen und Tiere seien deshalb besonders gering. Deshalb könnten Flugwindkraftanlagen zukünftig tatsächlich eine sehr gute Ergänzung zu bestehen On- und Offshore-Anlagen sein und die dezentrale Energiewende weiter vorantreiben.

Mit EnerKite entwickelt derzeit ein weiteres Unternehmen eine Flugwindkraftanlage – und verspricht die nächste Generation der Erneuerbaren Energien an den Markt zu bringen. Ihre Lösung sei grundlastfähig, liefere im Vergleich zu klassischen Windrädern den doppelten Stromertrag und spare 95 Prozent des Materials ein. Strom aus künftigen EnerKite-Anlagen seien mit weniger als 3 Cent pro Kilowattstunde außerdem preiswerter als Kohlestrom. Das Prinzip der Stromerzeugung ist dem des „SkyPower100“-Projekts sehr ähnlich. jk


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Ruebe 28.12.2020, 10:43:35

Enerkite ist nicht nur ein "weiteres" Unternehmen, sondern hat lange vor Skysails bereits mit einer prototypischen Anlage öffentlich die Stromerzeugung demonstriert (damals zum Test auch noch mit diesen sehr ineffizienten und kurzlebigen Stoffflügeln). 2013, Berlin, auf dem Tempelhofer Feld wurde vor Publikum über Stunden mehrere kW Windenergie mit Drachen gewonnen. Skysails war auch anwesend, konnte jedoch nichts derartiges vorweisen, ihr Flügel lag nur als Demonstrationsobjekt herum. Das gehört zur Geschichte dazu.

Hier scheint mal wieder die bessere Selbstvermarktung einer Firma die Feder des "Journalisten" zu führen.

Uwe Stoelzer 16.08.2021, 02:24:48

+44 Gut

Kleiner Einwand meinerseits: es mag ja sein, dass SkySails bei der Show damals kein vorführtaugliches System aufweisen konnte ... aber tatsächlich ist SkySails schon zum damaligen Zeitpunkt länger aktiv gewesen im Bereich maritimer Drachen zur Unterstützung von Schiffen im Fahrtbetrieb bis hin zum reinen "Drachensegeln" im Schiffs-/Yacht-Betrieb und hat deshalb auch einen deutlich längeren Erfahrungshorizont im Betrieb von Drachen-Systemen ... und im direkten Vergleich aktuell (Stand August 2021) hat auch "Enerkite" derzeit noch kein fertiges kaufbares Produkt verfügbar sondern ist lediglich dabei ein kleineres Versuchssystem für Erprobungen & Vorführungen zu errichten - während "SkySails" ergo schon seit 2020 eine laufende Anlage vorweisen kann ...

Leonardo 27.03.2021, 09:59:24

@Ruebe geschichtlich mögen Sie Recht haben. Jedoch hat Skysail als einizgstes deutsches Unternehmen heute eine ökonomische Nische gefunden, wo die Drachen als Motorunterstützung bei Schiffen schon heute zum Einsatz kommen und Klimaschutz betragen können. Das Unternehmen hat dadurch vermutlich auch schon viele Erfahrungen beim praktischen Einsatz der Technologie gewinnen können. Zudem kann Enerkite keine Kooperation mit großen Energieversorgern oder Anlagen im Dauerbetrieb verweisen. Ich vermute Mal daher ist die Bezeichnung nur ein "weiteres Unternehmen" gerechtfertigt, was sehr schade ist, denn das bedeutet weniger Wettbewerb und Innovationsdruck im Markt. Und wir reden hier von DEM MARKT, der den Einsatz Erneuerbarer Energien grundlegend revolutionieren könnte! Weltweit einsetzbar (da überall Höhenwinde), grundlastfähig (was kurz und langfristige Speicherkazitäten extrem minimieren würden), minimierter Materialeinsatz (nur der effektivste Teil vom Windrad wird genutzt), flexible Positionierung durch Container-System und im Gegensatz zu konventionell Offshore kann man schwimmende Anlagen 400 m tief im Meerboden verankern und damit vielen konstanten und stärkeren Wind weit Draußen auf dem Meer einfangen. Und damit wäre auch das größte Problem der Windkraft gelöst - Aus den Augen, aus dem Sinn der Bürger und Vogelschützer! Für die Bewältigung dieser technologischen und ökonomischen Entwicklungen sehe ich persönlich Skysails deutlich besser aufgestellt als Enerkite. Trotz alledem ist Ihre Einwand bezüglich einseitiger Berichtserstattung berechtigt und sollte im im Journalismus immer kritische hinterfragt werden, vielen Dank dafür! Korregieren Sie (alle) mich, falls ich ein Aspekt vergessen habe oder eine falsche Aussage getätigt habe. LG Leonard

Hayo Sieckmann 28.10.2021, 18:50:15

Also meiner Erinnerung nach war ein Gruppe vom DLR also dem Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt schon in den 1990ern auf der Hannover-Messe mit diesem Konzept zu sehen. Leider finde ich auf der DLR-Seite keinen Hinweis darauf.

Die Idee ist aber eigentlich sehr alt. Und mit den Kite-Drachen konnte dann das energiesparende zurückholen des Seils verwirklicht werden. LG Hayo


Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft