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Klimakrise – KlimaszenarioKlimaziele sind ohne Atomkraft zu erreichen

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Atomenergie führt in die Sackgasse – verursacht gewaltige Kosten und Risiken für die gesamte Gesellschaft und ist kein Gewinn für den Klimaschutz. (Foto: Ilja Nedilko on Unsplash)

Auf der Klimakonferenz COP 28 in Dubai wird auch über eine Verdreifachung der Stromerzeugung aus Kernkraft diskutiert, um die Klimaziele zu erreichen. Doch eine aktuelle Analyse macht deutlich, dass Atomenergie dafür nicht notwendig ist.

07.12.2023 – Auf der Klimakonferenz in Dubai wird wieder hart verhandelt und um verschiedene Interessen der jeweiligen Staaten gerungen. Neben den Verfechtern fossiler Energien ist auch die Atomlobby mit vor Ort, die stets propagiert, dass die notwendige CO2-Einsparung nur mit dem Ausbau der Atomenergie zu regeln sei. 118 Staaten haben sich im Rahmen der Klimakonferenz COP28 für den Ausbau der Erneuerbaren ausgesprochen. Doch die mächtige Allianz der 22 Atomstaaten wollen einer entsprechenden Abschlusserklärung nur zustimmen, wenn sie darin auch ein Freibrief für den weiteren Ausbau der Atomenergie erhalten.

Doch eine aktuelle Analyse von globalen Klimaszenarien macht noch einmal deutlich, dass Kernenergie nicht notwendig ist, um die Klimaziele gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen zu erreichen. Dies zeigt eine Auswertung des Öko-Instituts, die im Auftrag des Umweltbundesamtes erfolgt ist. Vielmehr ist der schnelle und zielgerichtete Ausbau der Erneuerbaren Energien entscheidend, um Klimaschutz und Energiewende voranzubringen, heißt es in der Analyse. So spiele die Stromerzeugung aus Kernenergie in allen Szenarien eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu der aus erneuerbaren Energieträgern wie Wind, Wasser oder Sonne.

„Anlässlich der 28. Weltklimakonferenz in Dubai wird wieder einmal über eine Verdreifachung der Stromerzeugung aus Kernkraft gesprochen, die angeblich für den Klimaschutz unabdingbar sei“, sagt Christoph Pistner, Leiter des Bereichs Nukleartechnik & Anlagensicherheit am Öko-Institut. „Diese Behauptungen sind wissenschaftlich nicht haltbar, wie die jetzt veröffentlichten Auswertungen zeigen.“

Die Forschenden werteten zehn globale Klimaszenarien aus, die die Klimaziele des Pariser Abkommens mit bzw. ohne Kernenergie erreichen sowie ein weiteres Szenario auf Basis der derzeitigen politischen Maßnahmen der Staaten weltweit. In letzterem werden die Klimaziele von Paris nicht erreicht, trotz Ausbauplänen für die Kernenergie.

Ausbauziele für Kernenergie sind nicht realistisch

Die Kurzstudie zeigt zudem, dass eine Verdreifachung der heutigen Kernkraftwerkskapazitäten nicht realistisch ist. So seien in der Hochphase des Kernenergieausbaus in den Jahren 1984/1985 rund 30 Gigawatt (GW) Kernkraft neu ans Netz gegangen. „Für eine Verdreifachung müsste im Durchschnitt in den nächsten 25 Jahren jedes Jahr mehr neue Kapazität hinzukommen, als dies beim AKW-Rekordjahr 1985 der Fall war“, erläutert Charlotte Loreck, Senior Researcher im Bereich Energie & Klimaschutz des Öko-Instituts und Co-Projektleitung, die Ergebnisse. „Wir sehen jedoch, dass solch ein hoher Zubau von Atomkraftwerken in den letzten Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurde. So gingen in den letzten zehn Jahren jedes Jahr nur zwischen 3,4 und 10,3 Gigawatt elektrische Nettokapazität ans Netz.“

Wenn man von diesem niedrigen Niveau aus den Zubau jedes Jahr linear erhöhen würde, müsste man für eine Verdreifachung des Bestands im Jahr 2050 neue Kernkraftwerke mit einer Leistung von mehr als 60 GW ans Netz anschließen – also doppelt so viel wie 1985.

Erneuerbare Energien deutlich effektiver als Kernenergie

Im Gegensatz dazu ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien deutlich angewachsen und auch die analysierten Klimaszenarien zeigten eindrücklich deren Potenzial für die zukünftige Energieversorgung, heißt es in der Studie. Selbst in Szenarien, die der Kernenergie mehr Potenzial im Strommix zugestehen, spiele die Technologie insgesamt eine untergeordnete Rolle.

So steigt die Kernenergieerzeugung etwa im Modell „MESSAGEix-Globiom“ des International Institute for Applied Systems Analysis in Wien bis 2050 massiv an, macht aber trotzdem nur neun Prozent der Primärenergieversorgung im Jahr 2050 und 16 Prozent der gesamten Stromerzeugung weltweit aus. Dagegen lieferten im selben Modell erneuerbare Energiequellen etwa 81 Prozent der Stromerzeugung.

Das Factsheet zur Rolle der Kernenergie zum Erreichen der Klimaziele wurde im Projekt „Klimawirkung von Atomkraft auf Basis einer (empirischen) Analyse der THG-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette“ entwickelt, das im September 2024 abschließende Ergebnisse vorlegen will.

Irreführende Prognosen

Der Mythos der sauberen und günstigen Atomenergie ist längst mit einer Reihe von Argumenten und Fakten widerlegt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hatte erst vor kurzem eine Studie zur Entwicklung der Kernkraft erstellt. Schon seit Jahrzehnten gehen demnach weltweite Szenarien von einem stark überzogenen Anstieg von Atomkraftkapazitäten aus. Diese Annahmen entsprächen aber nicht der tatsächlichen langjährigen Entwicklung. Klimaszenarien gehen bei Atomenergie also von unrealistischen Annahmen aus. Das führt zu fehlgeleiteten Investitionen.

Subventionsgrab Atomkraft

Ziel der Atomstaaten auf der COP ist es daher, mit ihrer Strategie an Kredite der Weltbank heranzukommen, denn die Atomenergie hat ein Finanzierungsproblem. Für die zunehmenden Risiken müssen die Staaten haften, bereits die Finanzierung neuer Projekte geht oft mit enormen Staatshilfen einher. Bekannte Beispiele sind der Druckwasserreaktor im französischen Flamanville, der bereits 2012 ans Netz gehen sollte, oder der Bau des Kernreaktors vom Typ EPR Hinkley Point in Großbritannien, sowie der mit zwölfjähriger Verspätung ans Netz gegangene Block 3 des finnischen Kernkraftwerks Olkiluoto – die Kosten sind entsprechend explodiert. Rechnet man die Atommüll-Lagerung und den Rückbau alter Kraftwerke hinzu, ist Atomenergie eine der teuersten und gefährlichsten Energiequellen – und zudem keinerlei Gewinn für den Klimaschutz. na


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