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Zukunft WattenmeerNaturschutz und Nutzung in Einklang bringen

Blick auf das Wattenmeer
Durch wirtschaftliche Nutzung ist das Ökosystem Wattenmeer in Gefahr. Umweltschützer fordern Naturschutz und Wirtschaft besser zu harmonisieren. (Foto: Ralf Roletschek, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Das Wattenmeer ist einmaliges Ökosystem aber auch Transitstrecke für die internationale Schifffahrt. Ökologie und wirtschaftlicher Nutzen müssen im Gleichgewicht bleiben, um es nicht zu zerstören. Experten diskutierten über eine nachhaltige Zukunft.

30.11.2022 – In dieser Woche verhandeln die drei Wattenmeer-Anrainerstaaten Deutschland, Dänemark und die Niederlande über die nachhaltige Zukunft des Unesco-Weltnaturerbes Wattenmeer. „Wie in Scharm el Scheich geht es um die Folgen der Klimakrise und eine Schlüsselfrage: wie Naturschutz und Nutzung in Einklang zu bringen sind“, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Der DBU-Beitrag zur Wattenmeer-Konferenz ist vor allem die Förderung einer Initiative des Wattenmeer Forums in Höhe von rund 120.000 Euro, um ein integriertes Küstenzonen-Management (IKZM) zu etablieren.

„Das Wattenmeer ist ein weltweit einmaliges Ökosystem, quasi vor Deutschlands Haustür“, so Bonde. „Nirgendwo sonst gibt es ein derartig großes zusammenhängendes und durch unterschiedliche Wattzonen geprägtes Gezeitengebiet – mehr als 11.500 Quadratkilometer.“

Dilemma Naturschutz versus wirtschaftliche Nutzung

Zugleich sei diese Fläche jedoch Transitstrecke für die internationale Schifffahrt, ein Großteil des Welthandels hängt also von dieser Route ab. Und neben der Schifffahrt meldeten auch Hafenbetreiber, Tourismus und Fischerei jeweils eigene Interessen an. „All diese verschiedenen Anliegen mit dem Schutzstatus unter einen Hut zu bringen, ist natürlich kein leichtes Unterfangen“, sagt der DBU-Generalsekretär. „Umso wichtiger ist es deshalb, praxisnahe Lösungen für Schutz und Nutzung auf den Weg zu bringen. Ein integriertes Küstenzonen-Management hat die Kraft, Konsens zu finden“, glaubt Bonde.

Die gemeinsame Wattenmeer-Kooperation der drei Anrainer Deutschland, Dänemark und Niederlande startete 1978. Die Konferenz findet alle vier Jahre statt. Seit 2018 hat Deutschland den Vorsitz inne. Die Organisation der Vereinten Nationen (UN) für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) hat das Wattenmeer 2009 als Weltnaturerbe anerkannt; geschützt wird das Gebiet durch mehrere Nationalparke und Biosphärenreservate. Genau darin liege aber zugleich eine Herausforderung, sagt DBU-Experte Volker Wachendörfer. Während in den Nationalparken im Wattenmeer naturgemäß die Schutzfunktion oben auf der Agenda steht, sieht es beim Übergang zu Biosphärengebieten mit deren Puffer- und Pflegezonen schon anders aus, erläutert Wachendörfer: „Eine Nutzung ist dort möglich, zugleich teils sogar erforderlich, was wiederum eine – allerdings sanfte – Inanspruchnahme durch Schifffahrt, Fischerei und Tourismus ermöglicht.“

Weitere Hürden wären die je eigenen Positionen Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande – sowie aktuell neue Erfordernisse, um die durch Russlands Ukrainekrieg ausgelöste Energiekrise zu bewältigen. Vor diesem Hintergrund hält Wachendörfer die Implementierung eines integrierten Küstenzonen-Managements für unabdingbar: „Das würde eine nachhaltige Entwicklung des Wattenmeers im Sinne der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen und hätte das Zeug, gemeinsame Lösungsansätze für Konflikte zwischen Schutz und Nutzung zu finden.“ Ein solches Integriertes Küstenzonenmanagement (IKZM) werde schon seit längerem debattiert. „Es ist dringend Zeit, diesen Plan in die Praxis umzusetzen“, rät der DBU-Experte.

Dem Wattenmeer Forum (Wadden Sea Forum, WSF) kommt laut Wachendörfer bei dieser Mittler-Aufgabe eine zentrale Rolle zu – vor allem, weil es sich als unabhängige grenzüberschreitende Interessenvertretung verschiedener Sektoren und Branchen in allen drei Anrainerstaaten versteht. Mit dabei sind aus Deutschland, Dänemark und der Niederlande Vertreter der Sektoren Landwirtschaft, Energie, Fischerei, Industrie, Häfen sowie Naturschutz, Tourismus, lokale und regionale Behörden.

Im Konsortium für das von der DBU geförderte WSF-Projekt sind neben der Hafenwirtschaft auch Umwelt- und Naturschutzorganisationen der trilateralen Wattenmeer-Region vertreten. Die Idee des WSF: Am Beispiel der Schifffahrt soll ein trilaterales Konzept entstehen, das die verschiedenen Interessen von Wirtschaft und Naturschutz harmonisiert – „denn so können die für das Weltnaturerbe Wattenmeer durch die Schifffahrt lauernden Risiken von Havarien über Emissionen und Kontaminationen bis hin zu raumgreifender Hafeninfrastruktur minimiert werden – ohne ökonomische Belange grundsätzlich in Frage zu stellen“, sagt Wachendörfer.

Seine Hoffnung für die Wattenmeer-Konferenz: die im Zuge des DBU-Projekts erarbeitete trilaterale Erklärung, die in Wilhelmshaven unterzeichnet werden soll. „Diese Initiative für nachhaltige Schifffahrt und Häfen kann ein wichtiger Grundstein für die zukünftige Entwicklung im Wattenmeer und ein Signal für andere Meeresregionen sein.“


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