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RohstoffeNorwegen genehmigt Tiefseebergbau

Svalbard, Norwegen
Norwegen genehmigt als erstes Land den Abbau von Rohstoffen in seinen Hoheitsgewässern. Forscher und Umweltschützer warnen vor unabsehbaren Folgen (Bild: Keith Ruffles / CC BY 3.0 / via Wikimedia Commons).

Norwegens Parlament macht den Weg frei für den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee vor seinen Küsten. Der Schritt wurde von internationalen Forschern und Politikern kritisch aufgenommen. Bisher wird Tiefseebergbau nirgendwo auf der Welt betrieben.

15.01.2024 – Vergangene Woche stimmte das norwegische Parlament für Tiefseebergbau in seinen Hoheitsgewässern. In einem rund 281.200 Quadratkilometer großen Gebiet um die arktische Inselgruppe Svalbard sollen Möglichkeiten eines kommerziellen Abbaus von Mangan- und Kobaltkrusten erkundet werden.

Die Genehmigung des Parlaments ist ein erster Schritt hin zum kommerziellen Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee, der sonst noch nirgendwo auf der Welt erlaubt ist. Greenpeace warnt, dass die Entscheidung Norwegens Tiefseebergbau weltweit vorantreiben könnte. Besonders problematisch sei, dass die Aktivitäten weder Regulierungen noch Umweltprüfungen unterworfen werden sollen.

Unbekannte Tiefen

Die Tiefsee gilt als unerforschtestes Gebiet der Erde mit einer ungewöhnlich hohen Artenvielfalt. Das hat seinen Grund. Die Tiefsee beginnt ab 200 Metern unter dem Meer. Tiefseeboden macht mehr als die Hälfte der Erdoberfläche aus, von dem bisher lediglich 0,0001 Prozent erkundet wurde. Bei Explorationen finden Forscher regelmäßig unbekannte Tier- und Pflanzenarten.

Forscher bestätigen, dass Tiefseebergbau den Ökosystemen erheblichen Schaden zufügen würde, von dem sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit über Jahrhunderte nicht erholen. Es besteht Einigkeit darüber, dass zu wenig über die Ökosysteme der Tiefsee bekannt ist, um umweltschonende Verfahren für den Tiefseebergbau zu entwickeln.

Der Schatz am Grund des Meeres

Norwegens Entscheidung, die Rohstoffe vor seinen Küsten auszubeuten, hängt wohl auch mit der steigenden Nachfrage nach bestimmten Metallen und Mineralien zusammen, die für Digitalisierung und die grüne Wende unabdingbar sind. Kupfer, Mangan, Kobalt und Lithium stehen alle auf der Liste strategisch wichtiger Rohstoffe der EU.

Im vergangenen Jahr verabschiedete die EU den Critical Raw Materials Act, das die heimische Rohstoffförderung stärken und vereinfachen soll, um unabhängiger von internationalen Zulieferern zu werden. Die genannten Rohstoffe werden zu großen Teilen importiert, und zwar oft aus Regionen wie China oder Russland, die als zunehmend unsichere Handelspartner gelten.

Die Voraussetzungen für den Absatz scheinen also denkbar gut. Unklar bleibt, ob der Abbau wirtschaftlich umsetzbar und für Menschen unbedenklich wäre. Experten betonen zudem, dass Tiefseerohstoffe nicht notwendig seien, um den steigenden Bedarf zu decken.

Den Meeresboden ausbeuten

Die Tiefsee und ihre Rohstoffe wurden von der internationalen Staatengemeinschaft zum gemeinsamen Erbe der Menschheit erklärt. Über das Thema Tiefseebergbau wird seit Jahren diskutiert. Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, setzen sich für ein Moratorium gegen Tiefseebergbau ein. Zuletzt kamen intensive Verhandlungen der Internationalen Meeresbehörde im vergangenen Sommer zu keinem Ergebnis.

Das Fehlen einer Regelung ist problematisch, denn nach einem Unternehmensantrag war die Behörde eigentlich verpflichtet, bis zu einem Stichtag im vergangenen Juli ein Regelwerk zu verabschieden, auf dessen Grundlage über diesen entschieden werden könnte. Ohne einen festen Rahmen, Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen könnte die Genehmigung von Anträgen katastrophale Folgen haben.

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres zeichnete sich Norwegens Absicht, Tiefseebergbau in seiner exklusiven Wirtschaftszone zuzulassen, immer deutliche ab. Im November riefen knapp 120 EU-Abgeordnete Norwegen in einem offenen Brief auf, sich von dem Vorhaben abzuwenden – vergeblich. jb


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