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RohstoffeKein Moratorium, aber auch keine feste Zusage für Tiefseebergbau

Manganknollen auf dem Meeresboden in der Clarion-Clipperton-Zone, 2015
Rohstoffhunger bedroht die Tiefsee (Bild: GEOMAR / CC BY 4.0 / via Wikimedia Commons)

Die Internationale Meeresbehörde sollte im Juli entscheiden, wie mit Anträgen auf Tiefseebergbau umgegangen wird. Nach langen Diskussionen wurde der Beschluss erneut vertagt. Es droht ein unregulierter Abbau von Rohstoffen am Meeresgrund.

03.08.2023 – Während Anfang des Jahres nach über 20 Jahren ein Hochseeschutzabkommen getroffen wurde, ist die Konferenz der Internationalen Meeresbehörde (ISA) in Jamaika ohne klare Antworten auf den Umgang mit Anträgen auf Tiefseebergbau zu Ende gegangen.

Anfang Juli 2023 war eine Frist abgelaufen, innerhalb welcher die ISA klare Leitlinien hätte schaffen müssen. Die unsichere Rechtslage könnte bedeuten, dass Tiefseebergbau unreguliert möglich wird.

Die Tiefsee schützen

Der Tiefseebergbau ist hochumstritten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Abbau von Rohstoffen auf dem Meeresgrund die Ökosysteme erheblich schädigen, wenn nicht vollständig zerstören würde.

Ein Großteil der Tier- und Pflanzenwelt in der Tiefsee ist der Wissenschaft dabei noch unbekannt. Was Forscher hingegen wissen, ist, dass die Tiefseeökosysteme eine entscheidende Rolle für das Funktionieren der Nahrungsketten der Ozeane sowie für das Binden von CO2 hat.

Bisher wird Tiefseebergbau noch nirgendwo auf der Welt kommerziell betrieben. Die Diskussionen um den Umgang mit Rohstoffen aus der Tiefsee laufen allerdings schon seit vielen Jahren. Im Zuge der grünen Wende begannen Bergbauunternehmen zuletzt zunehmend, sich für die Schätze auf dem Grunde des Meeres zu interessieren. In einer Studie zeigte Greenpeace allerdings kürzlich, dass die Rohstoffe aus der Tiefsee nicht notwendig sind, um den steigenden Rohstoffbedarf zu decken.

Staaten wollen Tiefseebergbau blockieren

Immer mehr Staaten, Unternehmen, Wissenschaftler und NGOs sprachen sich im Vorfeld der Verhandlungen für ein Moratorium aus, darunter auch Deutschland. Trotzdem wurde das Thema auf der Konferenz nicht besprochen, kritisiert Martin Webeler, Ocean Campaigner & Researcher, Environmental Justice Foundation.

 „Das Treffen endete, ohne dass ein Moratorium für Tiefseebergbau besprochen wurde, obwohl es eine klare und breite Unterstützung dafür gab. Es wurde vor allem durch die chinesische Delegation blockiert, die sich vehement geweigert hatte, das Thema überhaupt zur Sprache zu bringen.“

Beobachter seien zudem von kritischen Teilen der Verhandlungen ausgeschlossen worden, während Industrievertreter teilnehmen konnten. Dies verdeutliche grundlegende Mängel innerhalb der ISA, macht Webeler deutlich. Ein verbindliches Regelwerk soll erst bis 2026 erarbeitet werden. Was in der Zwischenzeit mit Anträgen auf Tiefseebergbau geschieht, bleibt unklar.

Lichtblicke im Dunkeln

Webeler blickt trotz allem, positiv auf die Verhandlungen. Bei der nächsten Vollversammlung im Juli 2024 solle eine General Policy für den Schutz und den Erhalt der Meeresumwelt besprochen werden. Die Staaten einigten sich zudem auf eine systematische Überprüfung der ISA.

„Wir bewegen uns in die richtige Richtung – Bergbauunternehmen haben nicht bekommen, was sie wollten. Doch noch mehr Staaten müssen ihre Stimme gegen Tiefseebergbau erheben. Wir alle sind auf sie angewiesen", fordert Webeler. jb


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