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TiefseebergbauDie Tiefsee schützen

Das Foto wurde mit den Kameras des ROV KIEL 6000 während der Expedition SO268 am Meeresboden der Clarion Clipperton Zone (CCZ) erstellt. Die Expedition war Teil des Projekts JPIO MiningImpact. Es untersucht den Einfluss, den ein potenzieller Manganknollen-Abbau in der Tiefsee auf dortige Ökosysteme hätte. Das Foto zeigt einen Seestern zwischen Manganknollen.
Tiefseebergbau könnte schon bald möglich werden, obwohl es weder eine Einigung der Internationalen Meeresbehörde noch Regeln gibt (Bild: GEOMAR / CC BY 4.0 / via Wikimedia Commons).

Noch bis Ende der Woche verhandelt die Internationale Meeresbehörde in Jamaika über Leitlinien und einen möglichen Start des Tiefseebergbaus. Viele NGOs, Wissenschaftler und Staaten fordern ein Moratorium. Eine wichtige Frist ist bereits verstrichen.

17.07.2023 – Die Tiefsee ist noch größtenteils unerforscht und unberührt. Ein neue Rohstoffboom könnte dies bald ändern. Ob und unter welchen Umständen Tiefseebergbau in internationalen Gewässern zugelassen wird, berät die Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) noch bis Ende der Woche in Jamaika.

Genehmigung ohne Auflagen

Hoffnungen auf klare Leitlinien sind dünn. Die Verhandlungen über den Bergbau in der Tiefe laufen bereits seit über zehn Jahren, doch bisher konnte kein Konsens gefunden werden. Am 9. Juli ließ die ISA zudem eine wichtige Frist verstreichen. Der Inselstaat Nauru hatte stellvertretend für das Unternehmen The Metals Company einen Antrag für Tiefseebergbau im pazifischen Ozean gestellt. In mehr als 1000 Metern Tiefe zwischen Mexiko und Hawaii wurden große Vorkommen an Manganknollen entdeckt, die das Unternehmen abbauen will.

Mit dem offiziellen Antrag wurde eine Klausel im UN-Seerecht ausgelöst. Dieses besagt, dass bei einem Antrag innerhalb von zwei Jahren Regeln für den Tiefseebergbau ausgearbeitet werden müssen, auf deren Basis über eine Genehmigung entschieden werden kann. Dies ist bisher nicht geschehen. Die ISA berät noch bis Ende der Woche darüber, wie mit dem vorliegenden Antrag sowie möglichen weiteren umgegangen werden soll.

Die Umweltorganisation Greenpeace fordert wie viele weitere NGOs und auch Staaten ein Moratorium für den Tiefseebergbau. Zu ihnen gehören unter anderen Deutschland, Irland und Kanada sowie der United Nations High Commissioner for Human Rights Volker Türk. Die Environmental Justice Foundation gibt zudem zu bedenken, dass die ISA keine unparteiische Organisation sei und erhebliche Verflechtungen mit Unternehmen habe. Zudem sei die Behörde daran interessiert, Tiefseebergbau möglich zu machen. Denn langfristig solle sie über Einnahmen aus dem Tiefseebergbau finanziert werden.

Die Tiefsee unberührt lassen

“Es ist eine Katastrophe, dass Staaten Anträge auf Tiefseebergbau stellen können, die nicht einmal einer verbindlichen Regulierung unterliegen. Damit steht die Tür für die Ausbeutung unberührter Tiefseeböden gefährlich offen“, warnt Greenpeace Meeresexperte Till Seidensticker in einem Statement.

Mehr als zwei Drittel des Meeresbodens werden als Tiefsee bezeichnet. Wissenschaftler sind sich einig, dass der Meeresboden in diesen Tiefen viel zu wenig erforscht ist, um Regeln für einen umweltverträglichen Rohstoffabbau festlegen zu können. Es wird angenommen, dass nicht einmal 0,01 Prozent der Tiefsee wissenschaftlich erforscht sind. Bei nahezu jeder Tauchfahrt finden Forschende neue Arten und unbekannte Ökosysteme.

Grüne Wende ohne zerstörte Tiefsee

Auch die Notwendigkeit des Abbaus steht in Frage. Zwar werden mehrere Metalle, die auf dem Tiefseeboden zu finden sind, in Zukunft stärker nachgefragt werden. Doch eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Schluss, dass verstärktes Recycling sowie andere, bereits erschlossene Rohstoffquellen ausreichen sollten.

Die begehrten Manganknollen würden zudem überbewertet, heißt es in der Studie. Das Mangan, das in den polymetallischen Knollen tatsächlich in großen Mengen auftritt, wird zwar für IT und Technik, eben auch Erneuerbare Energien Technik – gebraucht. Doch die verbrauchten Mengen sind insgesamt eher gering.

Andere Metalle, die für die wirtschaftliche Verwertung interessanter wären, sind hingegen in den Knollen nur in kleinen Mengen vorhanden. Es sei deshalb wahrscheinlich, dass der Aufwand, sie zu extrahieren, sich nicht rechne. Die Manganknollen weiterhin zudem radioaktive Strahlung ab, was den Abbau nicht nur schwieriger macht, sondern auch die Sicherheit der Arbeitskräfte an den gesamten Lieferketten gefährden könnte. jb


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