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Kommunale EnergiewendeHerausforderungen auf dem Weg zur Klimaschutzgemeinde

Kläranlage Mengen. Bildquelle: Stadt Mengen
Kläranlage Mengen. Bildquelle: Stadt Mengen

Was auf dem Weg zu einer klimaneutralen Kommune schon erreicht wurde und wo noch Herausforderungen liegen, zeigt die mehrfach ausgezeichnete Klimaschutzgemeinde Mengen. Bremsklötze sind regulatorische Hürden und die geringe Akzeptanz für Windkraft.

26.09.2022 – Schon 2009 machte sich Mengen im Landkreis Sigmaringen mit einem Energieleitbild und einem Maßnahmenplan im Gepäck auf den Weg, Klimaschutzgemeinde zu werden. 2014 wurde die Stadt mit dem European Energy Award (EEA) zertifiziert, 2017 erfolgte die Re-Zertifizierung. 2021 erfüllte die 9.850 Einwohner zählende Kommune erstmals die Kriterien für die Auszeichnung in Gold.

Ein Leuchtturmprojekt von Mengen ist sein Nahwärmekraftwerk. Es stellt seit 2013 die Nahwärmeversorgung aus Erneuerbarer Energie mit Holzhackschnitzel für die historische Altstadt bereit. Mittlerweile werden bereits zehn öffentliche Gebäude und rund 200 Privathaushalte von dem fünf Kilometer langen Wärmenetz mit über 3.700 Megawattstunden im Jahr versorgt.

8,5 Megawatt Photovoltaik installiert

Große Fortschritte verzeichnet die Kommune zudem beim Ausbau der Photovoltaik. So sind dort 324 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 8.493 Kilowatt (kW) installiert, davon 4.455 kW privat und 4.038 kW gewerblich. Insgesamt deckt die Kommune 15,5 Prozent des Strombedarfs aus örtlichen erneuerbaren Erzeugungsanlagen. „Für die Versorgung der Haushalte kaufen wir noch Grünstrom ein“, berichtet Manuela Ströbel von den örtlichen Stadtwerken. Alle Haushaltskunden, Kleingewerbe, die Kommunen sowie vereinzelt Industrieunternehmen bezögen 100 Prozent Naturstrom.

Ein starker Schwerpunkt liegt bei Energieeffizienzmaßnahmen. Seien es die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, der Austausch der Beleuchtungen in Schulen, die energetische Sanierung diverser öffentlicher Bauten wie der Mehrzweckhalle im Ortsteil Blochingen, der Sonnenlugerschule (Gemeinschaftsschule) oder des Feuerwehrgerätehauses oder der Einbau intelligenter Raumthermostate im Rathaus.

Beachtliche Stromeinsparungen der Kläranlage

Beachtliche Stromeinsparungen konnten bei der Kläranlage erzielt werden, einem der größten Stromverbraucher auf kommunaler Ebene. Der Strombezug wurde in den vergangenen vier Jahren durch gezielte Investitionen um über 60 Prozent reduziert: von 360.000 Kilowattstunden (kWh) in 2018 auf 140.000 kWh. Investiert wurde u.a. in neue effizientere Gebläse und neue Belüfter. Auch wurde zu Beginn dieses Jahres auf der Kläranlage eine neue Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, die in 2022 voraussichtlich rund 70.000 kWh Strom erzeugen wird.

Um das Ziel eines energieautarken Betriebes des kommunalen Klärwerks zu erreichen, sind nun weitere Maßnahmen geplant wie die Modernisierung des Betriebsgebäudes, die Isolierung der Faultürme und die Installation einer weiteren PV-Anlage sowie der Austausch des Blockheizkraftwerkes durch ein moderneres.

Verkehr: Noch eine ganze Wegstrecke zur Klimaneutralität

Dazu kommt der Verkehrsbereich. „Über ein Bündel von Maßnahmen versuchen wir, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und den Fuß- und Radverkehrsanteil zu erhöhen. Die Stadt Mengen ist aufgrund ihrer Topografie und der kurzen Wege geradezu prädestiniert für den Ausbau des Rad- und Fußverkehrs“, sagt Bürgermeister Stefan Bubeck (CDU). Hierzu zählen beispielsweise die Parkraumbewirtschaftung, der Umbau des Straßenraums in sog. Shared Space, Rufbus, Car-Sharing mit E-Fahrzeugen, ein kostenloser Lastenrad-Verleih, eine Fußverkehrs-Check oder ein geplantes E-Ladesäulen-Konzept. Geplant ist zudem ein Mobilitäts-Hub Bahnhof sowie flächendeckende Fahrradabstellmöglichkeiten, Fahrradreparaturstationen und E-Bike-Ladestationen, so Bubeck.

Wie in vielen anderen Kommunen ist die weitere Reduzierung der CO2-Emissionen des Verkehrs auch in Mengen ein entscheidender Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität. So lag der Anteil des Verkehrs an den quellenbezogenen CO2-Emissionen in Mengen im Jahr 2017 bei 49,1 Prozent, wie aus der Energie- und CO2-Bilanz der Kommune aus demselben Jahr hervorgeht. Neuere Zahlen gibt es laut Auskunft von Kerstin Keppler, Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, nicht. Die nächste CO2-Bilanz werde voraussichtlich erst zur EEA-Rezertifizierung in 2025 durch die Energieagentur erstellt.

Bürgerenergiegenossenschaft für geplanten Windpark gescheitert

Als schwergewichtigen Bremsklotz beim kommunalen Klimaschutz sieht Bürgermeister Bubeck  „gesetzliche, regulatorische oder bürokratische Hürden“. Hierdurch werde die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen verzögert. So beispielsweise die Nutzung von Biomethan örtlicher Biogasanlagen über ein neues Blockheizkraftwerk für die Nahwärmeversorgung oder der Ausbau der Elektroladeinfrastruktur, so Bubeck.

Zu schaffen macht dem engagierten Bürgermeister auch örtlicher Widerstand gegen den Ausbau der Windkraft. So war im Rahmen der Planung eines Windparks in einem Vorranggebiet die Beteiligung der Bürger mittels eines Bürgerenergiegenossenschaft geplant. „Der Windpark ist jedoch in Gänze am Widerstand der Bürger gescheitert, so dass auch die Genossenschaft nicht zustande kam“, berichtet Bubeck. Hans-Christoph Neidlein


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