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A-Moll statt A-MüllMit klassischer Musik gegen Atomenergie

Musiker beim Proben für die Asse-Konzerte. (Foto: Elisabeth Jürgens)

Mit den Asse-Konzerten wollen Musiker ein klingendes Zeichen gegen Atomenergie setzen und auf die immer noch ungelöste Problematik der Atommüll-Endlagerung aufmerksam machen. Es ist zudem ein Zeichen der Solidarität für die Bevölkerung einer Region, die mit der Problematik seit langem leben muss.

27.04.2018 –Ein ganz normaler Samstagnachmittag im April 2018: In der kleinen Wittmarer Dorfkirche brandet Beifall auf. Das 50. Asse-Konzert ist gerade zu Ende gegangen. Tango Argentino von Astor Piazolla, Bartoks Rumänische Tänze, Sonaten und Partiten von Johann Sebastian Bach standen auf dem Programm, gespielt von der Geigerin Tabea Höfer und Marek Stawniak am Akkordeon. Die verwegenen Zeitsprünge in dieser Atomstrom ist weder sicher, noch sauber, noch preisgünstigProgrammzusammenstellung passen gut ins Konzept der beiden Organisatorinnen der Konzerte, die mit einem klassischen Musikangebot in den kleinen Dorfkirchen rund um die Asse ebenfalls ein verwegenes Ziel verfolgen: Deutschlands einzige Konzertreihe mit klassischer Musik, die sich gegen die Nutzung von Atomenergie wendet, soll aufrütteln und sensibilisieren dafür, dass Atomstrom weder sicher, noch sauber, noch preisgünstig ist!

„Musikerinnen und Musiker bekommen durch uns die Möglichkeit, mit einem einstündigen Programm ihr musikalisches Zeichen gegen Atomenergie zu setzen“, hatte eine der beiden Organisatorinnen, die Hildesheimer Professorin Ruth Jäger, zu Beginn des Konzertes erklärt: „Wir organisieren das Podium, die Musiker verzichten auf Gage und Fahrtkostenerstattung, dadurch können die Spenden des Publikums zu 100 Prozent atomkritischen Initiativen zu Gute kommen!“ Tabea Höfer und Marek Stawniak machten ihre Sache gut: Mit musikalischem Esprit, Virtuosität und Melancholie spielten sie eine abwechslungsreiche musikalische Anti-Atom-Demonstration auf professionell hohem Niveau. „Street Tango“ und „Nightclub 1960“ neben einem Cantabile aus Bachs Sonate BWV 1019a – die musikalische Begeisterung der beiden Musiker sprang schnell auf das Publikum über und die Stimmung war gut an diesem Samstag.

Atomlager-Schwindel aufgeflogen

Das ist sie sonst nicht so oft in der Asse-Region: Schließlich wird hier seit 51 Jahren radioaktiver Müll in einem ausgedienten Salzstock gelagert! Der Bevölkerung wurde dieses Vorhaben zunächst als vorübergehende Zwischenlagerung zu Forschungszwecken verkauft, doch dieser Schwindel ist inzwischen aufgeflogen. Ebenso wie der Mythos, dass die Lagerung des Mülls in der Asse sicher sei. Täglich strömen etwa 12.000 Liter Wasser in den undichten Salzstock. Das Wasser droht das Bergwerk zum Einsturz zu bringen und es bringt im Kontakt mit den radioaktiven Fässern die Gefahr der Korrosion mit sich. 12.000 Liter Wasser pro Tag, das sind seit dem 9. August 2009, als das erste Asse-Konzert startete, bis zu jenem Aprilsamstag im Jahr 2018 insgesamt über 38 Millionen Liter Wasser! Wasser, das kontaminiert wird, dadurch seine lebensspendende Kraft verliert und zu einer radioaktiv strahlenden zusätzlichen Gefahr wird. Das Wasser muss aufgefangen und entsorgt werden und seit einem Bundestagsbeschluss aus dem Jahr 2013 steht fest, dass auch der Müll aus dem Asse-Salzstock wieder geborgen werden muss.

Es knirscht gewaltig
rund um die Asse
Doch damit begannen neue Probleme: Wie birgt man radioaktive Müllfässer? Und wohin sollen sie dann? Und vor allem: Wer darf dabei mitreden? Bürgerinitiativen, Verwaltungsbeamte der Region und der Betreiber des Salzstocks, die Bundesgesellschaft für Endlagerung, haben dazu unterschiedliche Ansichten – es knirscht gewaltig rund um die Asse.

Musik und Gespräche mit Weitblick

In der kleinen Dorfkirche haben die beiden Musiker inzwischen dem Wunsch des Publikums nach einer Zugabe nachgegeben: Adios Nonino! Währenddessen werden im Vorraum die Gläser gefüllt. Wie immer gibt es für alle nach dem Konzert noch Sekt und Selters – eine Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich zu informieren über aktuelle politische Entwicklungen, die Asse betreffend. Dieses Mal hat die Kirchengemeinde die Getränke finanziert und kleine Kekse mit der Aufschrift „50x Asse-Musik“ gebacken. Und da das Wetter gut ist, findet der Empfang heute vor der Kirche statt, mit Blick über weite Felder in die Natur.

„Unsere Konzerte sind eigentlich immer sehr gut besucht“, berichtet Ruth Jäger. „Hier sitzen Atomkraftgegner neben Bewohnern aus der Region und es kommen auch viele Klassikfans aus den umliegenden Städten Braunschweig und Wolfenbüttel.“ Und Elisabeth Jürgens, die zweite Organisatorin der Reihe ergänzt: „Eine Erfolgsgeschichte! 200 Musiker traten bislang auf, insgesamt 50 Konzerte in vollbesetzten Kirchen und mehr als 30.000 Euro Spenden für regionale Anti-Atom-Initiativen! Es ist ein musikalisches Gemeinschaftserlebnis, das alle stärkt!Elisabeth Jürgens

Weitere Informationen unter www.asse-konzerte.de


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