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NetzausbauEndlich Stromnetze für dezentrale Versorgung optimieren

Arbeiter angeseilt an einem großen Strommast
Die Transportwege für Strom müssen den neuen flexiblen Erzeugungsstrukturen entsprechen – nicht den alten zentralen. (Foto: Markus Distelrath auf Pixabay)

Der BUND fordert ein dezentrales Energiekonzept für Deutschland. Die bisherigen Netzentwicklungspläne seien überdimensioniert und nicht für den dynamischen Ausbau von Wind und Sonne geeignet.

19.11.2020 –Der für die Energiewende erforderliche Stromnetzausbau kann nach Überzeugung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) deutlicher geringer ausfallen, kostengünstiger werden und umweltfreundlicher sein. 

Anlässlich der Anhörungen zum Bundesbedarfsplan im Wirtschaftsausschuss hat der BUND in seiner Stellungnahme die Entwicklung, Planung und Umsetzung eines dezentralen Energiekonzepts in Deutschland gefordert. Die bisherigen Netzentwicklungspläne erfüllen demnach diese Anforderungen nicht.

Weder das Bundeswirtschaftsministerium noch die Bundesnetzagentur hätten je ausgiebig und konstruktiv ein dezentrales Energiekonzept für Deutschland untersucht, so die Kritik. Der vorliegende Entwurf des Bundesbedarfsplangesetzes dürfe deshalb nicht in dieser Form verabschiedet werden. Stattdessen fordert der BUND, einen Planungs- und Gesetzgebungsprozess für ein dezentrales Energiekonzept in Deutschland zu starten.

Alternativen werden nicht geprüft

Kernkritikpunkt ist, dass der Bundesbedarfsplan hinsichtlich Streckenlänge, Art der Leitungen, der Kosten und der Umwelteingriffe deutlich überdimensioniert ist. Es bestehen zahlreiche Alternativen zur Stärkung der dezentralen Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Diese Kritik hatte der BUND bereits zu einem früheren Zeitpunkt in einem Appell an die Bundestagsfraktionen gerichtet.

Bei dem Entwurf fehle eine Alternativen-Prüfung, welche die Kosten für die Verteilung von Strom über lange Strecken und die Leitungskosten berücksichtigt. Zudem würden Kosten der Umweltbelastungen und deren Kompensationsmaßnahmen für den Ausbau großer Leitungen gar nicht erst betrachtet.

Der geplante Übertragungsnetzausbau biete kaum Lösungen für Versorgungssicherheit. Er betrachte nicht den regionalen Ausgleich von Erzeugung und Lieferung mit Speichern und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen. Zudem fokussiere er auf die Vermarktung auch der letzten Kilowattstunde Strom. Dieses Denken entspricht der alten Energiewelt mit zentralen Großkraftwerken. 

Zentrales System kann nicht gut mit Stromspitzen aus Erneuerbaren Energien umgehen

Die großflächige Weiterleitung aller auftretenden Spitzen elektrischer Leistung wird zukünftig in einem System mit 100 Prozent vorwiegend Wind- und Sonnenstrom aus technischen und physikalischen Gründen nicht machbar sein – oder nur mit horrenden Kostensteigerungen. Würde der vorliegende Entwurf des Bundesbedarfsplangesetzes umgesetzt, wären Mehrkosten in Milliardenhöhe für die kommenden Netzumlagen die Folge. Diese Mehrkosten müssten vor allem kleine Verbraucher über die Netzgebühren zahlen, nur zu einem geringen Anteil dagegen Industrie und Großverbraucher. Das führe zu einem Anstieg sozialer Ungerechtigkeiten für Strom- und Energiekosten. 

Namhafte Wissenschaftler teilen die Kritik des BUND. Sie sprechen sich ebenfalls dafür aus, den überdimensionierten Bundesbedarfsplan 2020 zu überarbeiten.

Die Forderungen nach einem grundlegenden Systemwechsel beim Netzausbau sind nicht neu. Besonders die Intransparenz bei den Kosten wurde in der Vergangenheit kritisiert. Netzausbau und Netzkosten könnten deshalb nicht effizient reguliert werden. Zudem sind die an zentralen Erzeugungseinheiten ausgelegten Netze nicht für die flexible dezentrale Produktion und Speicherung optimiert. pf


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