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EU-EnergiewendeEuropas Solarthermie im Aufwind, doch es reicht nicht

Die Solarthermieanlage auf der dänischen Insel Ærø mit riesigem Fernwärmespeicher versorgt die Stadt Marstal mit erneuerbarer Wärme
Die Solarthermieanlage auf der dänischen Insel Ærø mit riesigem Fernwärmespeicher versorgt die Stadt Marstal mit erneuerbarer Wärme. (Foto: Erik Christensen / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Während der Ausbau der Photovoltaik stetig vorangeht, gewinnt nach zehn Jahren Flaute auch die Solarthermie wieder an Fahrt. Die EU-Ausbauziele für 2020 lassen sich jedoch nicht mehr aufholen. Ein Blick in die Länder zeigt kontroverse Entwicklungen.

23.07.2019 –In seinem jährlichen Barometer für die Solarthermie in der EU hat das Konsortium EurObserv'ER ermutigende Ergebnisse veröffentlicht. EurObserv'ER beobachtet seit vielen Jahren die Entwicklung Erneuerbarer Energien in der Europäischen Union. Ende 2018 verfügte die Europäische Union in ihren 28 Mitgliedstaaten laut Bericht über knapp 53,5 Mio. Quadratmeter Fläche an Solarkollektoren mit einer thermischen Gesamtleistung von 37,4 Gigawatt. „Nach einem Jahrzehnt schwacher Leistung hat sich der europäische Solarthermie-Markt im Jahr 2018 mit einem Wachstum von 8,4 Prozent gegenüber den Ergebnissen von 2017 erholt“, heißt es in dem Bericht. Tendenz steigend: Im vergangenen Jahr wurden in der EU rund 2,2 Millionen Quadratmeter Solarthermie-Module installiert; im Vergleich dazu waren es im Jahr 2017 rund zwei Millionen.

Ein Blick in die einzelnen EU-Länder macht allerdings ganz unterschiedliche Entwicklungen deutlich. Kohleland Polen verzeichnet überraschend mit einer Zunahme der Installationen um 180 Prozent die stärkste Dynamik. Mit an der Spitze der Entwicklung liegen laut Bericht auch der griechische und der spanische Markt mit einem Wachstum von 4 bzw. 2 Prozent. Das Wachstum der Solarthermie in Griechenland und Polen sei vor allem der Durchführung von kommunalen Ausschreibungen geschuldet. Die Zukunft solarthermischer Kraftwerke sieht EurObserv'ER vor allem in Spanien; begünstigt werde dies durch den spanischen Plan Nacional Integrado de Energía y Clima, ein von der spanischen Regierung gesetztes Programm zum verstärkten Ausbau Erneuerbarer Energien  bis 2030.

In Frankreich befindet sich die Branche seit letztem Jahr im Wachstum – dabei komme die Dynamik vor allem aus den französischen Übersee-Gebieten, die von gezielten Förder-Anreizen profitieren. Vor allem auf Guadeloupe und La Réunion wurden solare Warmwassersysteme (CES) in großen Mengen installiert. In Deutschland dagegen, dem nach wie vor größten europäischen Markt, sei das Wachstum um knapp 12 Prozent gegenüber 2017 zurückgegangen – trotz finanzieller Förder-Anreize für den Einbau einer Solaranlage mit neuem Heizkessel. Auch in Italien schwächelt der Markt.

Solare Nahwärmenetze rücken in den Fokus

Laut EurObserv'ER zielt die europäische Solarthermie-Industrie immer noch vornehmlich auf den Wohnungsmarkt ab, wende sich aber auch neuen Märkten zu, wie etwa Systemen für industrielle Prozesse. Zudem konzentrierten sich viele Akteure zunehmend auch auf die Entwicklung von Wärmenetzen. Der Anteil der Solarthermie in den Nah- bzw. Fernwärmenetzen ist in den letzten Jahren bereits gestiegen. Vorreiter ist hier eindeutig Dänemark, wo bereits über 100 Kommunen und Städte einen Solaranteil in den Nahwärmenetzen aufweisen. Teilweise übernehmen Solarthermieanlagen im Sommer sogar die gesamte Wärmeversorgung der Kommune. In Schweden, Deutschland, Österreich, und Frankreich steigt die Nachfrage nach solarthermischen Kollektorsystemen zur Nahwärmeversorgung an.

Doch trotz der positiven Entwicklung: Die Erholung des Solarthermie-Marktes komme zu spät. Bis 2020 bleiben die europäischen Wachstumsaussichten für den Sektor weit hinter den Zielen zurück, die die Mitgliedstaaten in ihren nationalen Aktionsplänen für den Ausbau Erneuerbarer Energien festgelegt haben. na


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