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Ausblick PhotovoltaikmarktKeine PV-Preisstrategie für 2019 – das Pokern geht weiter

Wer sich mit Herstellern aktuell über Solarmodulpreise für 2019 unterhalten möchte, um verbindliche Angebote abgeben zu können, wird enttäuscht. Noch niemand weiß, wo die Reise hingeht, daher möchte sich auch keiner so richtig festlegen – die Planungssicherheit tendiert also immer noch gegen Null.

18.12.2018 – Anscheinend reicht den Anbietern von Solarmodulen die Rücknahme der kurzfristigen Einschnitte bei der Einspeisevergütung im mittleren Anlagensegment durch die deutsche Bundesregierung noch nicht, um ihre Kapazitäten oder Liefermengen kurzfristig zu erhöhen. Die erhöhte EEG-Absenkung kommt jetzt schrittweise von Februar bis April 2019, nicht mehr einmalig und schon im Januar. Der Markt hat sich dadurch aber kaum beruhigt. Auch versprechen die Prognosen zu Märkten wie Asien und Südamerika eine weiterhin hohe weltweite Nachfrage und lokale Engpässe, so dass die Produzenten auf stagnierende bis leicht steigende Preise spekulieren. Die großen asiatischen Hersteller vertrösten ihre Kunden mit dem Versprechen, ihre Zell- und Modulpreise spätestens nach Chinesisch-Neujahr, also im Februar 2019, anzupassen.

Heftiger Preisverfall  in 2018

Ein Blick auf das sich dem Ende entgegen neigende Jahr zeigt, dass die Modulpreise bereits eine sehr dynamische Entwicklung hinter sich haben. 2018 war geprägt von einem heftigen Preisverfall, der einerseits durch die Mitte des Kaum ein lokaler Hersteller ist uns erhalten geblieben und die Marktmacht chinesischer Anbieter ist immer noch allgegenwärtig. Jahres angekündigten Kürzungen von Förderprogrammen in China ausgelöst wurde – die im Übrigen dann doch nicht so dramatisch ausfielen, wie zunächst angenommen – und andererseits durch den Wegfall des Mindestimportpreises (MIP) noch beschleunigt wurde. Nach insgesamt 5 Jahren der Marktregulierung, mit der man seitens der EU-Kommission glaubte, einem durch Voruntersuchungen belegten Preisdumping durch chinesische Hersteller begegnen und die heimische Solarindustrie retten zu können, war der Spuk im September 2018 endlich vorbei. Der Erfolg dieser Maßnahmen war allerdings mäßig – kaum ein lokaler Hersteller ist uns erhalten geblieben und die Marktmacht chinesischer Anbieter ist immer noch allgegenwärtig.

Kontraproduktive Politik

Anfang Oktober war der Boden dann erreicht – die Modulpreise fielen nicht weiter, sondern stabilisierten sich schlagartig. Die Nachfrage in Europa war nach der Sommerpause allgemein angestiegen, so dass die Verfügbarkeit bestimmter Modultypen schon wieder drohte, knapp zu werden.

Die ganze Situation verschärfte sich mit der plötzlichen Ankündigung der deutschen Bundesregierung, die Einspeisevergütung für PV-Dachanlagen zwischen 40 und 750 kWp schon ab Januar 2019 um 20 Prozent auf das Niveau von Freiflächenanlagen absenken zu wollen – wegen angeblicher Überförderung.

Die dadurch entstehende große Aufregung im Markt legte sich etwas, nachdem die Kürzungen schließlich in abgemilderter Form beschlossen wurden. Insgesamt steuert Deutschland im 4. Quartal auf sehr ordentliche Zubauzahlen für Neuanlagen hin, wie man sie sich eigentlich immer wünschen würde, beziehungsweise bräuchte, um die selbstgesteckten Klimaziele der Regierung auch nur annähernd zu erreichen.

Heiße Luft statt Klimaschutz

Währenddessen werden auf der zwischen dem 2. und 14.12.2018 stattfindenden 24. UN-Klimakonferenz COP24 im polnischen Katowice wieder nur heiße Luft verbreitet und halbgare Versprechungen gemacht, anstatt endlich klare Signale in Richtung eines schnelleren Ausbaus der Erneuerbaren Energien zu setzen. Deutschland hat kürzlich sogar den Negativpreis „Fossil des Tages“ für Versäumnisse in der Klimapolitik verliehen bekommen – die einstige Vorreiterrolle für den weltweiten Klimaschutz scheint mit der Aufgabe der bisher propagierten Klimaziele für 2020 endgültig aufgegeben worden zu sein. Offenbar zieht es die Bundesregierung vor, durch eine deutliche Absenkung der Vergütungshöhen bei fast allen Technologien einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien eher einzubremsen und auf der anderen Seite noch nicht einmal eine klare Linie beim Kohleausstieg zu zeigen. Wie damit eine schnelle Wende geschafft werden soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.

Wie entwickelt sich nun aber der Photovoltaikmarkt im Jahr 2019?

Viele Tier-1-Produkte sind aktuell gar nicht oder nicht mehr in ausreichender Menge verfügbar, um kurzfristig noch größere Projekte damit ausstatten zu können. Deren Hersteller sind nach eigenen Worten ausverkauft bis in den März oder April hinein. Im Spotmarkt sind zwar noch Mengen im einstelligen Megawatt-Bereich verfügbar, bei der Markenwahl darf der Kunde jedoch nicht besonders wählerisch sein. Alles hängt nun von der zukünftigen Entwicklung in Regionen wie Asien oder Südamerika ab. Bleibt dort die Nachfrage ungebrochen hoch – für China wird für 2019 ja schon wieder ein Zubau von 50 Gigawatt oder mehr prognostiziert – werden die Zell- und Modulpreise wohl tatsächlich längerfristig stagnieren. In Europa ist wieder mit einem eher moderaten Wachstum zu rechnen, obwohl einige Staaten durchaus ambitionierte Ziele für die nächsten Jahre vorgeben und neue Ausschreibungsmodelle ankündigen.

Für 2019 kein großer Preisrutsch erwartet

Von einem Förderungsunabhängigen Marktwachstum sind wir leider noch etwas entfernt, solange die rechtlichen Weichenstellungen für die unkomplizierte Errichtung von Anlagen mit Stromabnahmeverträgen (Power Purchase Im Gebäude-Integrationsbereich dürften in naher Zukunft noch einige interessante Produkte vorgestellt werdenAgreement, PPA) noch fehlen. Noch sind es Leuchtturmprojekte – Photovoltaikanlagen, die ohne staatliche Förderung oder EEG auskommen. Deren Errichter sind auf weiter sinkende Modulpreise angewiesen, welche sich aktuell aber noch nicht abzeichnen. Für 2019 erwarte ich keinen größeren Preisrutsch mehr, allerdings auch keine steigenden Preise. Polykristalline Zellen werden in den kommenden Monaten wohl schleichend durch Mono-PERC und weitere hocheffiziente Technologien ersetzt, so dass gegebenenfalls bei der Unterkonstruktion und den Montagekosten einige Einsparungen möglich sind. Eine Renaissance von Dünnschichtmodulen steht wohl noch aus. Dennoch gibt es über First Solar hinaus noch deutlich mehr Hersteller und Kapazitäten, als man vordergründig vielleicht wahrhaben möchte. Gerade im Gebäudeintegrationsbereich dürften in naher Zukunft noch einige interessante Produkte vorgestellt werden – es bleibt also spannend! Martin Schachinger, pvXchange.com

 


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