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PortugalKosten für Netzausbau teilweise in Kraftwerksbau eingepreist

Feld im Herbst, im Hintergrund Solaranlage
Solarpark in der Nähe von Mouraria, Portugal. (Foto: Kolforn auf Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Im sonnenreichen Portugal sind viele Solarparks in Planung. Der Großteil des Ausbaus wird außerhalb von Ausschreibungen und Einspeisetarifen realisiert. Doch ans Netz müssen alle Anlagen. Dabei geht das Land einen eigenen Weg.

18.01.2022 – Obwohl Portugal viele Sonnenstunden und hohe Einstrahlungswerten zu bieten hat, war der Photovoltaikausbau im letzten Jahrzehnt verhalten – lediglich ein Gigawatt Leistung wurde installiert.

Die beiden letzten Solarausschreibungen zur Errichtung von Solarparks mit staatlich garantierten Einspeisevergütungen waren vielfach überzeichnet. Allerdings wurde in der Ausschreibung 2020, die gerade einmal Projekte mit einer Leistung von 670 Megawatt bezuschlagte, ein Rekord aufgestellt: die Vergütung für eine Kilowattstunde Strom für in dieser Auktion erfolgreiche Projekte beträgt 1,114 Eurocent, ein Rekord-Niedrigwert im weltweiten Vergleich.

Doch nicht über Ausschreibungen und Einspeisetarife wird der Solarmarkt in Portugal getrieben, sondern von PPA-Projekten – Solarparks, die ohne staatlich garantierte Einspeisevergütung errichtet werden und ihren Strom frei am Markt verkaufen.

Der europäische Solarverband Solar Power erwartet, dass der jährliche Photovoltaik-Zubau in Portugal an Tempo gewinnt, und zwar spürbar. Aus den derzeit installierten 1,5 Gigawatt werden in einem mittleren Szenario des Verbandes bis 2025 rund 6,6 Gigawatt, eine jährliche Wachstumsrate von 44 Prozent. Zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele sollen nach den Plänen der Regierung bis 2030 neun Gigawatt installiert sein.

Projektierer werden an Netzausbaukosten beteiligt

Ein Ausbau dieser Größenordnung erfordert auch entsprechende Netzkapazitäten – ein Engpass nicht nur in Portugal. Doch Portugal geht dafür einen Weg, der sich von anderen europäischen Ländern unterscheidet. Um den Netzausbau zu stemmen, werden die Projektierer ins Boot geholt. Sie beteiligen sich an den Kosten des Infrastrukturausbaus.

Rex Hajdari, Geschäftsführer von Newcon Energy, erklärt das Verfahren: „Projektentwickler konnten ihre geplanten Projekte auf der Plattform der Generaldirektion für Energie und Geologie (DGEG) registrieren. Über 4000 Projekte gingen an den Start. Die Netzbetreiber prüften anhand eines vordefinierten Leitfadens und vorher festgelegter Bewertungskriterien. Sie veröffentlichten schließlich eine Liste von rund 80 Projekten mit einer Gesamtleistung von 17 Gigawatt.“

Im nächsten Schritt bekommen die Projektierer von den Netzbetreibern ein projektspezifisches Angebot, das einen Preis und eine Zeitschiene für die Schaffung der erforderlichen Netzkapazitäten enthält. Das Geld fließt in den Bau neuer Verteilerstationen und/oder in die Leitungsverstärkung – je nachdem was am konkreten Standort notwendig ist. Zwischen 80 und 100 Euro pro Kilowatt Erzeugungsleistung liegt der Preiskorridor. Nimmt der Projektierer das Angebot an, herrscht Planungssicherheit auf beiden Seiten. Der Projektierer weiß um die spezifischen Extrakosten und kann auch seine Bauzeit passend zur Schaffung der Netzkapazität planen.

Newcon hatte Glück, das Unternehmen hatte bereits 2016 seine Projektentwicklungsaktivitäten vollständig auf PPA-Basis umgestellt, sodass zum Zeitpunkt der Vergabe der Netzkapazitäten drei Dutzend Projekte einen weit vorangeschrittenen Projektentwicklungsstatus vorwiesen und somit alle zur Registrierung eingereicht werden konnten. Rund 30 Projekte hatten es in die später offiziell bestätigte Liste geschafft. 5,8 Gigawatt Photovoltaikleistung will der Projektentwickler nun allein in Portugal in den nächsten Jahren zur Baureife bringen.  

Hajdari hält den portugiesischen Weg für eine durchdachte Lösung und rechnet fest damit, dass die Projekte auch realisiert werden: „Es gibt bestimmt Projekte, wo die Netzkapazität erst später bereitgestellt werden kann. Aber es gibt auch Projekte, die schnell realisiert werden können. Das wird zwischen Projektierer und Netzbetreiber transparent gemacht. Wir können das wirtschaftlich umsetzen, haben Planungssicherheit und die offizielle Projektliste sorgt für noch mehr Vertrauen bei den Investoren.“

Strom überwiegend aus Erneuerbaren

Der Strom in Portugal kommt schon heute überwiegend aus Erneuerbaren Energien – dank einiger großer Wasserkraftwerke. Ende 2020 betrug die Windkraftkapazität etwas über fünf Gigawatt und damit ein Vielfaches der Photovoltaikleistung. Knapp 24 Prozent des Stroms waren Windstrom. Im August 2020 ging der erste schwimmende Solarpark an der Küste vor Portugal in Betrieb. Die steil abfallende Küste macht die Installation von klassischen Offshore-Windparks an der portugiesischen Atlantikküste schwierig. Neben der guten Bilanz der Erneuerbaren Energien kamen aber auch über 20 Prozent des portugiesischen Stroms aus Gas, was vor allem als Flüssiggas importiert wird.

Zwei Jahre früher als geplant schaltete Portugal 2021 sein letztes Kohlekraftwerk ab. Allerdings erwägt der Betreiber eine Umrüstung auf Verbrennung von Holzpellets. pf


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