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Elektriker ohne GrenzenMit Erneuerbaren Licht ins Dunkel bringen

Solaranlage Elektriker ohne Grenzen
Mit Erneuerbaren gegen Energiearmut: Der Verein Elektriker ohne Grenzen installiert Erneuerbare Energien Anlagen in abgelegenen Regionen der Welt (Bild: privat).

Der gemeinnützige Verein Elektriker ohne Grenzen bringt Strom in abgelegene Gebiete der Welt. Mit Erneuerbaren Energien bekämpfen sie Energiearmut und schaffen eine Grundlage für mehr Wohlstand und Entwicklung vor Ort.

01.06.2023 – Der Verein ist eine Schwesterorganisation der französische NGO Electriciens sans frontières, die bereits seit Mitte der 80er Jahre Projekte weltweit durchführen. Der deutsche Elektriker Fabian Hoheisel ist Projektleiter bei Elektriker ohne Grenzen und im Vorstand für Fundraising zuständig. Der ez berichtet er, wie sein Engagement aussieht und warum er seine Energie auch in der Freizeit in Energie steckt.

Was macht Elektriker ohne Grenzen?

Elektriker ohne Grenzen will mit Erneuerbaren Energien Licht ins Dunkel bringen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Strom dahin zu bringen, wo es keine oder nur eine unzuverlässige Versorgung gibt. Der Strom ermöglicht Menschen Zugang zu Licht, Wasser, Gesundheitsversorgung und sozialer Teilhabe am Leben. Das ist unsere Mission. Wir machen meist kleinere Projekte im Globalen Süden, von Afrika bis Südamerika. Ich kümmere mich im Vorstand um das Fundraising, habe 2018 und 2021 aber auch zwei Projekte in Afrika geleitet.

Es gibt leider noch viele Gebiete, besonders in ländlichen Regionen des Globalen Südens, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind. Wie entscheiden Sie, ob Sie ein Projekt durchführen und wie finden Sie geeignete Partner vor Ort?

Für Projektideen gibt es kein festes Verfahren. Manchmal treffen Mitglieder Menschen im Urlaub und setzen sich dann dafür ein, vor Ort etwas voranzutreiben. Wir arbeiten auch mit anderen Vereinen in Deutschland und England zusammen. Die bauen dann zum Beispiel ein Krankenhaus und suchen jemanden, der für den Strom sorgt. Solche Projektanfragen evaluieren wir, schauen, ob sie mit unserer Satzung vereinbar sind, und ob sie einen Mehrwert für die Leute vor Ort haben. Ob ein Projekt dann tatsächlich durchgeführt wird, wird vom Verein beschlossen.

Wie sieht denn so ein Projekt aus?

Das kann ganz unterschiedlich sein. Bei einem kleinen Projekt in einem Krankenhaus haben wir zum Beispiel nur einen Spannungsstabilisator eingebaut, um das instabile Stromnetz abzufedern. Bei einem größeren Projekt haben wir hingegen zusammen mit einer Firma ein Minigrid installiert. Letzteres war ein Projekt in Gambia. Da haben wir eine 3,4 kW-Solaranlage auf einem Metallgestell inklusive Batteriespeicher für ein kleines Hospital gebaut. Das läuft nun komplett autark. Wenn mal etwas kaputt gehen sollte, kann aber trotzdem das Netz zugeschaltet werden. Bei einem anderen Projekt haben wir wiederum solarbetriebene Wasserpumpen installiert. Zwei Solarmodule speisen dort eine Pumpe direkt, also ohne Batterie. Neben der Arbeit vor Ort passiert aber auch viel hinter den Kulissen. Die Montage ist ja nur ein Teil – wir müssen auch die ganze Organisation machen und uns um Verträge mit Lieferanten sowie lokalen Dienstleistern kümmern. Bei uns engagieren sich übrigens auch nicht nur Leute aus dem technischen Bereich. Man hat bei uns viel Freiheit mitzuarbeiten, etwas zu bewegen und umzusetzen, was einen interessiert. Es sind alle willkommen, man muss eben nur Lust haben. Und man darf auch gerne ein bisschen Zeit mitbringen.

Wie finanzieren Sie Ihre Projekte?

Sobald ein Projekt beschlossen ist, werben wir die Mittel dafür ein. Wir sind zum Beispiel in Kontakt mit Firmen, die uns Bauteile und Werkzeug sponsern. Bei meinen ersten Projekten haben wir immer unser privates Werkzeug hin- und hergeflogen. Aber das ist mühselig und bedeutet zudem, dass vor Ort später bei der Instandhaltung oder einer Reparatur vielleicht bestimmtes Werkzeug fehlt. Für ein Projekt in Gambia sind wir zum ersten Mal auf eine Firma zugegangen, die uns Elektrikerwerkzeug gesponsert hat. Das haben wir mithingenommen, damit gearbeitet, und es dann den Elektrikern vor Ort zur Verfügung gestellt. So können die auch sicher arbeiten, wenn wir nicht da sind. Bei einem anderen Projekt haben wir eine Anlage gespendet bekommen, komplett mit Verschiffung nach Bolivien. Das war super, denn so eine Verschiffung mit Zollvorschriften ist ganz schön kompliziert. Auch deshalb arbeiten wir bei der Beschaffung der großen Komponenten meistens eher mit Firmen vor Ort, die sind näher dran, sowohl für die Lieferung als auch für die Wartung. Wenn die Bauteile vor Ort verfügbar sind, können sie auch direkt ausgetauscht oder repariert werden. Es macht wenig Sinn, wenn wir aus Deutschland extra wieder zurückfliegen müssen, nur um eine Batterie zu tauschen. Außerdem wird so auch die Wirtschaft vor Ort unterstützt.

Wie lange sind Sie für ein Projekt unterwegs?

Meistens pendelt es sich bei zwei bis drei Wochen ein. Oft schauen wir dabei auch vor Ort, ob Folgeprojekte sinnvoll sind, ob wir Synergien finden. Und dann schulen wir im Rahmen eines Einsatzes natürlich auch die Leute, damit sie die Anlagen später selbst ordentlich und sicher warten können. Für größere Probleme haben wir meist einen Wartungsvertrag mit der Firma, die die Teile geliefert hat. Grundsätzlich bieten wir uns aber auch weiter als Ansprechpartner an.

Warum engagieren Sie sich bei Elektriker ohne Grenzen?

Den Verein gibt es jetzt etwa elf Jahre. Wir haben bisher 13 Projekte durchgeführt, und diesen Monat wird ein weiteres abgeschlossen. Wir machen das alle ehrenamtlich, und ich glaube, darauf beruht am Ende auch der Erfolg. Es ist kein Job, für den wir Geld bekommen. Man wird mit der Arbeit bezahlt, die man gemacht hat, also mit der Befriedigung, dass man etwas Gutes tun konnte und kann. Wenn man vor Ort ist, wird man zu 99,9 Prozent mit sehr offenen Armen empfangen, und die Leute freuen sich, dass wir auf Augenhöhe versuchen, zusammen mit ihnen vor Ort etwas besser zu machen. Ich wurde auch schon zu einer Kindestaufe eingeladen, man wird richtig familiär in die Gemeinschaft aufgenommen.

Das Interview führte Julia Broich


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