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EnergiewendeNetzbetreiber rechnen mit mehr Solarstromleistung

Mädchen fegt mit einem Besen den Schnee von einer Solardachanlage
Wenn unsere Kinder auch in Zukunft Schnee vom Solardach fegen wollen, muss der Ausbau von Photovoltaik und anderen Erneuerbaren Energien sehr viel schneller vorangehen. (Foto: 1010 Climate Action / Wikimedia Commons / CC BY 2.0)

Bei der Umstellung des Energiesystems weg von fossiler auf Erneuerbare Energie wird eine stärkere Elektrifizierung aller Sektoren notwendig. Die Netzbetreiber rechnen mit mehr Stromverbrauch. Der Ausbau der Erneuerbaren muss daher rasch vorangehen.

23.01.2020 – Der Ausbau von Wind- und Solarenergie muss in Deutschland viel schneller vorangehen, wenn die Bundesregierung ihre eigenen Ziele erreichen will – darin sind sich Experten einig. Die heimische Stromnachfrage wird kräftig wachsen und künftig deutlich stärker aus Solaranlagen gedeckt werden – davon gehen mittlerweile auch Deutschlands Übertragungsnetzbetreiber aus.

Im aktuellen Szenario der Bundesnetzagentur – Grundlage für den Plan zum zukünftigen Netzausbau – der zur Konsultation veröffentlicht wurde, erwarten die Netzbetreiber, dass sich die installierte Photovoltaikleistung in Deutschland bis 2035 im Vergleich zum derzeitigen Stand mindestens verdoppeln wird. Sie erwarten laut Bericht 120 bis 160 Prozent mehr Photovoltaik-Kraftwerkskapazität im Jahr 2035. Laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) sind aktuell knapp 50 Gigawatt Solarstromleistung installiert.

Für ihre Prognose haben die Netzbetreiber mit drei Szenarien gerechnet. Als Grundlage haben sie das Ziel festgelegt, bis 2030 den Ökostromanteil am Verbrauch auf rund 65 Prozent zu steigern. Wie sich der Zubau anschließend entwickelt, hänge von weiteren Zielen ab. Die Netzbetreiber gehen aber von einem Ökostromanteil von 85 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2050 aus. Allein für das geringste prognostizierte Ausbauziel wäre bereits 2035 eine Solarstromleistung von 112 Gigawatt notwendig. Rechnet man mit 95-prozentiger Ökostromversorgung in Deutschland, steige die installierte Solarstromleistung sogar auf 128 Gigawatt.

In der Rechnung berücksichtigt sind Kohleausstieg und Sektorenkopplung. Denn der Stromverbrauch werde steigen – und zwar aufgrund einer notwendigen Elektrifizierung der Wärmeversorgung sowie des Verkehrssektors: von 585,2 Terawattstunden im Jahr 2016 auf Werte zwischen rund 637 und 728 Terawattstunden im Jahr 2035, so die Berechnungen.

Ausgehend von diesem Szenario müsste auch der Ausbau der Photovoltaik jetzt kräftig zulegen. Denn um etwa das 85-Prozent-Ziel zu erreichen, wäre ein durchschnittlicher Zubau von 4,13 Gigawatt pro Jahr notwendig. Um 95 Prozent des Stromverbrauchs mit Erneuerbaren zu decken, müsste der Zubau auf 5,2 Gigawatt pro Jahr ansteigen.

Nach dem Kohle- und Atomausstieg droht sonst Stromerzeugungslücke

Die Solarbranche hat noch ambitioniertere Zahlen. Unter Bezugnahme auf eine gemeinsam mit Bonner Marktforschern erstellte Strommarktprognose geht der Verband der Solartechnik und Solarpeicheranbieter davon aus, dass die erwarteten solaren Kraftwerkskapazitäten bereits bis zum Jahr 2026 bis 2027 errichtet sein müssten. Infolge des Atom- und Kohleausstiegs drohe sonst eine Stromerzeugungslücke. Daher sei „bis 2035 eine Vervierfachung der solaren Kraftwerkskapazität“ notwendig, sagt Martin Ammon, Geschäftsführer von EuPD Research und Autor der Studie Energiewende im Kontext von Atom- und Kohleausstieg.

Speicherkapazitäten

Nach Einschätzung von EuPD Research und BSW müssten auch die Kapazitäten von Batteriespeichern bis 2035 auf rund 30 Gigawatt gesteigert werden. Die Netzbetreiber erwarten hier je nach Szenario Zuwachs auf immerhin 16 bis 21 Gigawatt. Bislang wurden nach Angaben von EuPD Research rund 180.000 Gewerbe-, Heim- und Netzspeicher mit einer Kapazität von insgesamt rund einem Gigawatt in Deutschland installiert.

Der BSW fordert – nicht allein und nicht zum ersten Mal – von der Bundesregierung eine umgehende Beseitigung von Marktbarrieren und die gesetzliche Beschleunigung des Photovoltaikausbaus noch in diesem Frühjahr. na


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