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Energiewende SchweizPhotovoltaik-Ausbau legt kräftig zu

Solar-Skilift in Tenna im Safiental im Kanton Graubünden
Solar in den Schweizer Alpen: Der weltweit erste Solar-Skilift in Tenna im Safiental im Kanton Graubünden läuft seit 2012. (Foto. Roland Zumbuehl, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons)

Der schnelle Zubau der Photovoltaik in der Schweiz setzt sich fort. Auch Batteriespeicher werden immer beliebter. Um jedoch den Ausstieg aus den fossilen Energien und der Atomkraft zu stemmen, muss der solare Turbo gezündet werden.

01.08.2022 – Schon heute leistet Solarstrom laut Einschätzung der Branchenvereinigung Swissolar mittels Schonung der Wasserkraft-Speicher einen maßgeblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Alpenrepublik. Für den Ausstieg aus fossilen Energien und Atomkraft benötige die Schweiz jedoch rund 13-mal mehr Solarleistung als heute.

Die Solarifizierung von 40 Prozent der bestehenden Dachflächen würde genügen, um dieses Ziel zu erreichen, so Swissolar. Dazu braucht es langfristig verlässliche Rahmenbedingungen. Dies sei auch die wichtigste Voraussetzung zur Bekämpfung der aktuellen Personalengpässe, unter denen derzeit neben vielen anderen Branchen auch die Solarbranche leidet.

Anteil des Solarstroms bei rund sechs Prozent

Die zusätzlich installierte Photovoltaik-Leistung in 2021 stieg gegenüber dem Vorjahr um 43 Prozent auf den neuen Rekordwert von 683 Megawatt (MW), was pro Kopf etwa einer neu zugebauten Fläche von 0,4 Quadratmetern entspricht. Die gesamte installierte Leistung lag zum Jahresende 2021 bei 3.655 MW. Die Jahresproduktion lag bei 2.842 Gigawattstunden (GWh), was in etwa dem Jahresverbrauch von 900.000 4-Personen-Haushalten entspricht.

Der Anteil der Solarstromproduktion am Stromverbrauch der Schweiz lag 2021 bei 4.89 Prozent (2020: 4.7 Prozent) und liegt mittlerweile bei knapp 6 Prozent. Gemessen an der pro Kopf installierten Photovoltaikleistung liegt die Schweiz mit 412 Watt mittlerweile weltweit an 10. Stelle.

Trend zu größeren Anlagen

Ein gegenüber dem Vorjahr verstärktes Wachstum ließ sich laut Swissolar in allen Größenkategorien und Anwendungsbereichen feststellen. Besonders hoch sind die Zuwächse bei Anlagen auf Industrie- und Gewerbebauten (+53 Prozent), auf Einfamilienhäusern (+60 Prozent) sowie bei Großanlagen über 1.000 Kilowatt.

 

Die durchschnittliche neu gebaute Anlage war 25,3 Kilowatt (kW) groß, gegenüber 24,5 kW im Jahr 2020. Der Trend zu größeren Anlagen zeigt sich in allen Marktsegmenten. „Noch nie war es so naheliegend, eine Solaranlage zu installieren: Sie liefert den Strom für die Elektromobilität und die Wärmepumpe, leistet einen Beitrag an die Versorgungssicherheit und schützt vor den rekordhohen Strompreisen“ fasst Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger die Gründe für den Boom zusammen.

Batteriespeicher immer beliebter

Die Anzahl neu installierter Batteriespeicher wuchs gegenüber dem Vorjahr um den Faktor 2,5. Rund jede dritte neue Photovoltaikanlage auf einem Einfamilienhaus wurde mit einem Batteriespeicher kombiniert. Wohl oft in der Absicht, sich vor einem allfälligen Stromunterbruch zu schützen.

Die installierte Speicherkapazität lag per Jahresende bei 157.000 Kilowattstunden (kWh) – damit könnten 15.000 Haushalte einen Tag lang mit Strom versorgt werden.

Weiterer Rückgang bei der Solarthermie

Bei den Kollektoranlagen zur Nutzung der Solarwärme musste ein weiterer Rückgang der Verkaufszahlen um rund 25 Prozent hingenommen werden. Die Gründe dafür liegen unter anderem bei der Dominanz von Wärmepumpen im Neubau und bei Heizungssanierungen, die meist mit einer Photovoltaikanlage kombiniert werden.

Lichtblicke sind die Zuwächse bei Einfamilienhäusern (48 Prozent mehr Anlagen) sowie im Bereich Industrie und Gewerbe. Mehrere kürzlich erstellte Studien zeigten, dass Solarthermie eine wesentliche Rolle bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung der Schweiz spielen kann und muss, unter anderem in Kombination mit Wärmeverbünden zur Einsparung von Holz oder bei der Regeneration von Erdwärmesonden, berichtet Swissolar.

11-Punkte-Plan

Gemäss dem 11-Punkte-Plan von Swissolar soll die jährliche Solarstromproduktion bis 2035 um den Faktor 7 auf 25 Terawattstunden (TWh) gesteigert werden. Damit wären die Wasserreserven in den Stauseen trotz Atomausstieg auch im Spätwinter und Frühling genügend groß. Für das Jahr 2050 werde das Ziel von jährlich 45 TWh Solarstrom angepeilt, was fast der Hälfte des Stromverbrauchs zu diesem Zeitpunkt entspräche.

Es braucht verlässliche Rahmenbedingungen 

Wenn sich das aktuelle Marktwachstum fortsetzt, so sind die von Swissolar angepeilten Ziele erreichbar. Der jährliche Zubau muss auf 2.000 MW gesteigert werden. Der 11-Punkte-Plan zeigt auf, welche Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden müssen: Die aktuelle Förderung mittels Einmalvergütung, ergänzt mit den bereits vom Schweizerischen Parlament beschlossenen zusätzlichen Maßnahmen für Anlagen ohne Eigenverbrauch ab 2023, sind eine gute Voraussetzung.

Allerdings läuft diese Förderung im Jahr 2030 aus, weshalb das Parlament dringend im Rahmen des „Bundesgesetzes über eine sichere Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien“ für eine Nachfolgelösung sorgen müsse, fordert Swissolar.

Mit der Revision der Raumplanungsverordnung, die seit 1.7.2022 in Kraft ist, werde es möglich, weitere Flächen außerhalb von Gebäuden zu nutzen, beispielsweise mit Agri-Photovoltaikanlagen. Damit auch Großanlagen im Gebirge erstellt werden könnten, brauche es weitere Anpassungen im Raumplanungsrecht.

Engpässe beim Personal und den Lieferketten

Für das laufende Jahr rechnet Swissolar mit einem Photovoltaik-Zubau von 850-900 MW (+25-30 Prozent). Es könnte noch mehr sein, wenn nicht Engpässe bei Personal und Materialien zu Projektverzögerungen führen würden. Zur Überwindung des aktuellen Personalmangels brauche es die Perspektive eines kontinuierlichen Marktwachstums. „Wer jetzt seine berufliche Laufbahn auf die Solarenergie ausrichtet, möchte sicher sein, dass das politisch bedingte ‘Stop-and-Go’ des letzten Jahrzehnts der Vergangenheit angehört“, kommentiert David Stickelberger. Die Solarbranche plane die Einführung einer Berufslehre ab 2024 sowie verschiedene Maßnahmen für Quereinsteiger

Kaum beeinflussbar seien hingegen die aktuellen Engpässe bei den Lieferketten, unter anderem bei Wechselrichtern wegen fehlender Mikrochips. Hier bestehe die Hoffnung auf eine Normalisierung im Verlauf des nächsten Jahres.

Warnungen vor Blackouts

Unterdessen warnen Energieministerin Simonetta Sommaruga (SP) und Wirtschaftsminister Guy Parmelin aufgrund von Ausfällen französischer AKWs, einem möglichen Gasembargo Russlands sowie niedrigen Wasserständen der Stauseen vor drohenden Stromblackouts im Winter. hcn


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Kommentare

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Menningen 01.08.2022, 19:53:47

Solarstrom am Schluss noch für Heizung und Warmwasser dank elektrischer (meist Luft-Wasser) Wärmepumpe, welche ausgerechnet den tiefsten COP Faktor haben, wenn es kalt ist !

 

20 % Wirkungsgrad der Solarpanels: der überhaupt schlechteste Wirkungsgrad einer Kraftmaschine.

 

Hybridpanels würden nebst ca. 300 Wel peak noch 600 - 900 Wtherm peak pro ca. 1.7 m2 bringen.

Das Ganze unter dem Dach Wärme-Kraft-Kopplung und ein nationales Gigawarmwassernetz. Die Wärmepumpen könnten mit weniger Leistung, Wärme für das Warmwasser (regelmässig 65 Grad zum Kampf gegen tödliichen Legionellen) "veredeln".


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