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BerlinSolaranlagen brauchen die Dächer der Stadt

Wie hier in Berlin-Tempelhof, gibt es viel Potenzial für den Ausbau der Solarenergie im Stadtgebiet. (Foto: Georg Slickers / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Um die Berliner Klimaschutzziele zu erreichen, sollen Solaranlagen langfristig ein Viertel der Stromversorgung decken. Experten zufolge kann dies jedoch nur gelingen, wenn massiv zugebaut wird und die Politik ordnungspolitische Maßnahmen umsetzt.

13.10.2018 – Das Berliner Potenzial für Solarenergie wird zu stark eingeschränkt, insbesondere auf den Dächern der Stadt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin unter Leitung von Volker Quaschning. „Wir können es uns nicht leisten, beim Klimaschutz weiter auf der Bremse zu stehen“, so Quaschning. Wenn freiwillige Anreize nicht fruchten, müssen die Daumenschrauben angezogen werden.„Wenn freiwillige Anreize nicht fruchten, müssen die Daumenschrauben angezogen werden und langfristig auch ordnungspolitische Maßnahmen in Betracht kommen.“

Denn bislang schränken vor allem Eigentumsverhältnisse, der Denkmalschutz sowie ökonomische Bewertungskriterien den Ausbau von Solaranlagen auf den Dächern Berlins ein. Das Forscherteam um Quaschning errechnete, dass sich nur knapp 10 Prozent der potenziellen Flächen für Solarenergie auf öffentlichen Gebäuden befinden und 35 Prozent auf Gebäuden mit Gewerbenutzung. Ganz vorne hingegen: Wohngebäude, mit 55 Prozent des Berliner Potenzials für Photovoltaik-Anlagen auf Dächern.

Hohe organisatorische und rechtliche Anforderungen

Doch ausgerechnet bei vielen Wohngebäuden erschweren die gegebenen Voraussetzungen einen ausreichenden Zubau von PV-Anlagen. Während bei Einfamilienhäusern, die sich im Besitz der dort wohnenden Personen befinden, keine oder nur eine reduzierte EEG-Umlage zu zahlen ist und die Eigenversorgung sehr lukrativ seien kann, gilt dies nicht für Häuser mit fremder Eigentümerschaft. Denn Reduktion oder Erlass der EEG-Umlage gilt nur, wenn PV-Anlagenbetrieb und Stromverbrauch durch dieselbe Person erfolgen. Ein Großteil der Berliner Gebäude sind jedoch Mehrfamilienhäuser, die sich nicht im Eigentum der dort lebenden Menschen befinden. Zwar kann unter diesen Umständen häufig die Förderung nach dem Mieterstromgesetz erfolgen, doch die organisatorischen und rechtlichen Anforderungen an einer Belieferung mit Mieterstrom sind hoch.

Die Forscher der HTW Berlin gehen daher davon aus, dass für die Umsetzung solcher Projekte meist nur institutionelle Anbieter infrage kommen, wie kommunale und private Wohnungsunternehmen, Genossenschaften und öffentliche Träger. Diese verwalten jedoch aktuell nur knapp die Hälfte der Mehrfamilienhäuser Berlins. Abgesehen von der Frage, ob die meisten der öffentlichen und privaten Wohnungsunternehmen Solaranlagen überhaupt in Betracht ziehen, scheint der Aufwand für die vielen Besitzer einzelner Mehrfamilienhäuser derzeit zu hoch.

Ordnungspolitische Maßnahmen nötig

Quaschning und Co. fordern daher diese komplexen Prozesse und Fördermechanismen zu vereinfachen. Auch müsste statt Appellen und Anreizen über eine Verpflichtung von Solaranlagen auf Neubauten und bestehendem Gebäudebestand nachgedacht werden. Denn dass die Berliner Solarenergie massiv ausgebaut werden muss, zeigen die aktuellen Zahlen. Im Jahr 2017 waren in Berlin nur knapp 6.700 PV-Anlagen installiert, mit einer Leistung von etwa 90 Megawatt. Dies entspricht lediglich 0,4 Prozent des Berliner Stromverbrauchs. Um jedoch die Berliner Klimaschutzziele bis zum Jahr 2050 zu erfüllen und die Berliner Stromversorgung dann zu 25 Prozent aus Solarenergie zu decken, müssten jeden Tag 30 neue PV-Anlagen in Berlin installiert werden, errechneten Quaschning und sein Team.

Ab sofort müssten wir jedes Jahr so viele Anlagen neu bauen, wie wir insgesamt in den letzten 20 Jahren errichtet haben.„Um den heutigen Stromverbrauch Berlins zu einem Viertel mit Solarenergie zu decken, müssten wir ab sofort jedes Jahr so viele Anlagen neu bauen, wie wir insgesamt in den letzten 20 Jahren errichtet haben“, so Quaschning. Darüber hinaus sei es wahrscheinlich, dass der Stromverbrauch zum Beispiel durch die Elektromobilität weiter ansteige. Platz dafür wäre jedoch in ausreichendem Maße vorhanden. Die Forscher gehen davon aus, dass auf den etwa 227.600 Gebäuden, die in Berlin für Solaranlagen geeignet sind, Platz für bis zu 10 Gigawatt zusätzlicher Energie wäre. mf


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