Menü öffnen

PV-Symposium Bad StaffelsteinSolarbranche blüht auf

Blick vom Eingangtor auf das Kloster Banz
Hinter den dicken Mauern des Kloster Banz in Bad Staffelstein fand das traditionsreiche PV-Symposium wieder in Präsenz statt. (Foto: energiezukunft / Petra Franke)

Das diesjährige PV-Symposium schlug eine Brücke zwischen den Solargenerationen. Die Marktentwicklung verleiht der Branche neuen Schwung und Zuversicht. Werden die angehäuften Barrieren aus dem Weg geräumt, sind die ehrgeizigen Ziele zu schaffen.

03.03.2023 – Das traditionsreiche Branchentreffen in Bad Staffelstein fand nach mehrjähriger Zwangspause wieder in Präsenz statt. Rund 500 Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft diskutierten über drei Tage politische Rahmenbedingungen, technische Lösungen und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Marktentwicklung im letzten Jahr und die Ausbauziele sind für die Branche Motivation und Ansporn.

In der Auftaktveranstaltung am Dienstag kündigte Cornelia Viertl aus dem Referat Photovoltaik im Bundeswirtschaftsministerium an, dass das Ministerium schon sehr bald eine PV-Strategie zur Diskussion vorlegen will, aus dem dann ein erstes Solarpaket geschnürt werden soll. Um Barrieren zu beseitigen seien viele Rechtsgebiete anzuschauen, was die Aufgabe sehr komplex mache. Im Moment plane das Ministerium seine Maßnahmen so, dass der PV-Ausbau je zur Hälfte auf den Dächern und in der Freifläche stattfindet. Eine Publikumsumfrage vor Ort zeigte, dass die Teilnehmenden mit knapper Mehrheit den Dachflächen eine größere Priorität einräumen würden.

Für Maike Schmidt, Leiterin des Fachgebiets Systemanalyse beim ZSW, liegt die Herausforderung darin, den geplanten Hochlauf tatsächlich zu schaffen und dann dauerhaft zu halten. Zudem müssten die regelsetzenden Institutionen – EU, Bund, Länder und Kommunen – stärker verzahnt agieren.

Carsten Körnig vom BSW-Solar betonte die Relevanz, die der PV-Ausbau auf Gewerbedächern hat. Man müsse wirklich alle Dacheigner ansprechen und überall bauen, nicht nur dort, wo Eigenverbrauch der Treiber ist. Für Planungssicherheit und Vertrauen sei die jetzt von Brüssel angekündigte Erlösabschöpfung Gift. Die landwirtschaftlich benachteiligten Flächen werden für den Ausbau gebraucht, der Bundesländervorbehalt in diesem Punkt müsse fallen, der Bund die Nutzung dieser Flächen vorgeben. Auch dürfte der Rollout der Smart Meter keine neuen Hürden errichten.

Österreich und Schweiz ebenfalls auf der PV-Rennstrecke

Der Blick zu den südlichen Nachbarn Österreich und Schweiz zeigte, dass dort ebenfalls eine große Marktdynamik herrscht. In Österreich spielten neben der starken Entwicklung im Dachsegment auch die Freifläche eine zunehmende Rolle. „Österreich hat das Ziel, den Zubau bis 2030 zu verachtfachen. Die größte Herausforderung ist der kostspielige Netzausbau“, berichtete Vera Immitzer vom österreichischen Solarverband PV Austria.

David Stickelberger von Swissolar resümierte, dass die Schweiz im vergangenen Jahr erstmals ein Gigawatt zugebaut hat. Das ist pro Kopf mehr als in Deutschland. Er bezeichnete die Rückkehr der Solarindustrie nach Europa als wesentlich. „Die Abhängigkeit von asiatischen Anbietern ist möglicherweise gefährlicher als die Abhängigkeit von russischem Erdgas.“ Für ihn ist der Mangel an Fachkräften das wichtigste Thema, um das Marktwachstum zu stemmen. Das Schweizer Parlament hat ein Notgesetz verabschiedet, um möglichst schnell große Anlagen in alpinen Höhen zu bauen. Sie sollen in erster Linie Winterstrom liefern.

Gedenken an Prof. Dr. Adolf Goetzberger

In der Eröffnungsveranstaltung wurde auch dem Energiewendepionier Adolf Goetzberger gedacht. Er gründete 1981 das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) und war Mit-Initiator des PV-Symposiums, das als traditionsreichste Veranstaltung der Branche gilt. Er starb am 24. Februar im Alter von 94 Jahren.

Den Chancen und Herausforderungen beim Aufbau einer Photovoltaik-Industrie in Europa war ein weiterer Programmblock am Eröffnungstag gewidmet. Traditionell endete der erste Tag mit Kurzvorstellungen der Poster, die in kurzer prägnanter Form wissenschaftliche Fragestellungen diskutieren.

Der Wake-up-Call am zweiten Veranstaltungstag wurde von Bruno Burger vom Fraunhofer ISE bestritten. Er zeigte anhand der Energy Charts die Unterschiede in der Stromerzeugung in ausgewählten europäischen Ländern und verknüpfte diesen Ausgangspunkt mit Daten zu Strompreisen. Er wies nach, dass Länder wie beispielsweise Italien und Frankreich, die einen vergleichsweise geringen Anteil Erneuerbarer Energien haben im letzten Jahr höhere Strompreise verkraften mussten.

Das BIPV-Forum als Parallelveranstaltung widmete sich all den PV-Anwendungen, die dem Baurecht unterliegen. Damit sind zusätzliche Vorschriften und Normen zu beachten, was die Anwendungen kompliziert und teuer macht. Nicht nur für PV-Fassaden und andere gebäudeintegrierte Lösungen trifft das zu, sondern beispielsweise auch für große Parkplatz-Anlagen. Eine Standardisierung und Vereinfachung ist notwendig. Diesem Anliegen widmeten sich mehrere Forschungsvorhaben.

Mit über 500 Teilnehmer:innen beim PV-Symposium und den dazugehörigen Rahmenveranstaltungen hat die Konferenz nach zwei Jahren online und einer Verlegung nach Freiburg wieder zu ihrer alten Form gefunden. „Die Vorzeichen haben sich komplett verändert“, so Bernd Porzelius, Geschäftsführer des Veranstalters Conexio-PSE. „Die Photovoltaik kann unsere Energieversorgung schnell und nachhaltig dekarbonisieren – nun geht es darum, den Umbau des Energieversorgungssystems im großen Maß anzugehen. Das ist in den Köpfen angekommen.“ Das zeige sich auch in der hohen Zahl an Anmeldungen von jungen Expert:innen, die auf dem 38. PV-Symposium einen perfekten Anknüpfungspunkt an die Branche finden. Petra Franke


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft