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Wärmeplanung in BerlinHeizen mit urbaner Abwärme

Gelbe U-Bahn an Haltestelle in Berlin
Auch U-Bahn-Tunnel sind Quellen von Abwärme, die genutzt werden kann. (Foto: PxHere / CC0 1.0 DEED)

Berlin könnte zehn Prozent seines Wärmebedarfs aus Abwärme gewinnen, so das Fazit einer Studie. Mit dem Wissen wo, wann und mit welchem Temperaturniveau Abwärme anfällt, kann die Senatsverwaltung nun gezielt planen.

26.01.2024 – Die Wärmeplanung in Berlin ist einen Schritt weiter. Der mögliche Beitrag der Abwärme zur Wärmewende konnte bisher nicht beziffert werden, es existierten nur grobe Schätzungen. Neben der Abwärmemenge sind auch die genauen Standorte und die Eigenschaften wie etwa Temperaturniveau und Jahresprofil wichtige Informationen, wenn es um die gezielte Nutzung der Abwärme geht. Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr und Klimaschutz beauftragte deshalb das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) damit, die Abwärmepotenziale in Berlin zu ermitteln. Die möglichen Abwärmequellen sollten quantitativ bestimmt und sofern möglich georeferenziert werden.

Abwärme entsteht an vielen Orten, in Rechenzentren, Großbäckereien oder Kaffeeröstereien. Derzeit entweicht sie meist ungenutzt in die Umwelt. Neben dem verarbeitenden Gewerben und dem Dienstleistungssektor sind auch U-Bahn-Stationen und Tunnel – und zukünftig auch die Wasserstofferzeugung– wichtige Quellen von Abwärme.

Abwärmemengen werden steigen

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben die Reserven mittels einer Unternehmensbefragung und Experteninterviews ermittelt und dabei Akteure der Berliner Wärmebranche eingebunden. Die Ergebnisse zeigen, dass das Abwärmepotenzial gegenwärtig bei knapp 1.200 Gigawattstunden pro Jahr liegt.

„Damit könnten rein rechnerisch bislang drei Prozent des Berliner Wärmeverbrauchs bereitgestellt werden“, erklärt Sebastian Blömer vom ifeu-Institut. Doch in einigen Bereichen wird  in Berlin perspektivisch mit einer Zunahme der Abwärmemengen gerechnet. Dies betrifft vor allem Abwärme aus zusätzlichen Rechenzentren und aus neuen Anlagen für die Wasserstofferzeugung. Sie gehen davon aus, dass bis 2045 jährlich 3.800 Gigawattstunden Abwärme in Berlin entstehen. Unter der Annahme, dass die Hälfte genutzt werden kann, „könnte Abwärme rund zehn Prozent des zukünftigen Wärmeverbrauchs Berlins decken“, schätzt Blömer.

In der Unternehmensbefragung wurde auch deutlich, dass einige Betriebe, die externe Nutzbarkeit ihrer Abwärmeströme – gegebenenfalls wegen des geringen Temperaturniveaus – unterschätzen. Hier gebe es großen Informationsbedarf.

Die Wissenschaftler weisen in ihrer Analyse darauf hin, dass Abwärme in Berlin vor allem kleinteilig und auf einem niedrigen Temperaturniveau bis 65 °C vorliegt. „Doch selbst niedrige Temperaturen von unter 25 °C können für die Wärmeversorgung nutzbar gemacht werden, wenn hierfür die Temperaturen durch Wärmepumpen angehoben werden“, erklärt Ingenieurin Julika Weiß vom IÖW. „Damit die vorhandene Abwärme möglichst schnell und umfassend erschlossen werden kann, ist es nötig, dass das Land Berlin sich strategisch auf den Weg macht, Abwärme schnell in die Wärmeversorgung zu integrieren.“

Die Wissenschaftler schlagen hierfür ein Maßnahmenpaket vor: So solle eine zentrale Anlaufstelle mit Möglichkeit der Initialberatung sowie der geförderten Erstberatung geschaffen und weitere Angebote zur besseren Finanzierung von Projekten zur Nutzung von Abwärme entwickelt werden. Auch empfehlen sie, Genehmigungsverfahren zu erleichtern und Steuerungs- und Planungsinstrumente so zu entwickeln, dass neue Unternehmen mit relevanten Abwärmemengen gezielt an Standorten mit guter Abnahmemöglichkeit angesiedelt werden.

Wärmekataster in Ausarbeitung

Der Berliner Senat hat vor zwei Jahren in einer Wärmestrategie Leitlinien für die Wärmewende in der Hauptstadt definiert. Die Wärmeversorgung soll weitgehend elektrifiziert oder auf netzgebundene Wärme umgestellt werden.  Als Wärmequellen sollen Potenziale aus Erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme umfassend genutzt werden. Energetische Sanierungen sind der andere – nicht weniger ambitionierte – Teil des Vorhabens. Momentan erarbeitet die Senatsverwaltung ein Wärmekataster. pf


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