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Fernwärme GreifswaldLeuchtturmprojekt der Wärmewende

Luftaufnahme Solarthermieanlage Greifswald
Die Luftbildaufnahme vom Oktober 2021 zeigt die montierten Solarkollektoren am Helmshäger Berg, die allerdings noch abgedeckt waren. Seitlich der Kraftwerkspark, im Hintergrund die Stadtsilhouette. (Foto: Stadtwerke Greifswald)

Mit einer vier Hektar großen Solarthermieanlage speisen die Stadtwerke Greifswald erneuerbare Wärme direkt ins Fernwärmenetz. In Kombination mit einem großen Wärmespeicher hat das Anlagenkonzept Vorzeigecharakter, auch wegen seiner Größe.

13.09.2022 – In dieser Woche ist es so weit. Nach vier Jahren Planung und Bauzeit nehmen die Stadtwerke Greifswald ihre Solarthermieanlage in Betrieb, die zukünftig jährlich etwa 8000 Megawattstunden Wärme erzeugen wird. Die Wärme vom Helmshäger Berg geht direkt ins Fernwärmenetz der Stadt, an das rund 70 Prozent der Greifswalder Haushalte angeschlossen sind. Zwischen drei und vier Prozent der für das Fernwärmenetz bereitgestellten Wärme kommen damit zukünftig aus der Solarthermie.

Den Stadtwerken kamen zwei Vorteile zugute: Zum einen zeichnet sich die Region durch eine relativ hohe Anzahl an Sonnenstunden aus, anderseits verfügt der Hauptkraftwerksstandort am Stadtrandgebiet über erhebliches Flächenpotenzial zur Aufstellung von Solarthermie-Modulen sowie die Einspeisemöglichkeit in das Fernwärmenetz. Bezogen auf die Wärmesenke insgesamt des historisch gewachsenen bedeutsamen Fernwärmenetzes ergibt sich das nach Aussagen des Betreibers das bisher größte Solarthermie-Kollektorfeld seiner Art in Deutschland.

Als nächstes soll ein großer Wärmespeicher gebaut werden, die Planung dafür läuft gerade. Der atmosphärische Wärmespeicher, ein großer Stahltank mit rund 5.000 Kubikmeter Fassungsvermögen, kann rund 200 Megawattstunden Wärme zwischenspeichern. Das Speichermedium ist Wasser. Die jetzt in Betrieb gehende Solarthermieanlage wird in Kombination mit dem Wärmespeicher und eventuell noch mit einer mit Biomethan betriebenen KWK-Anlage an Sommertagen den städtischen Wärmebedarf vollständig decken können.

Ziel: 35 Prozent erneuerbare Wärme im Fernwärmenetz in 2024

In einer weiteren Ausbaustufe wollen die Stadtwerke eine große Luft-Wärmepumpe ins System integrieren. Sie wird voraussichtlich circa 7.000 Megawattstunden erneuerbare Wärme ins System bringen.

Ergänzend haben sich die Stadtwerke darüber hinaus langfristig Biomethanmengen für die Wärme- und Stromerzeugung mittels Kraftwärmekopplungsanlagen (KWK) gesichert, wobei das regional und nachhaltig erzeugte Biomethan ins öffentliche Erdgasnetz eingespeist wird. Mit all diesen Komponenten will Projektleiter Robert Kauert im Jahr 2024 rund 35 Prozent der Wärmeerzeugung der Stadtwerke erneuerbar generieren.

Kauert hofft zukünftig auch die Potenziale von Power-to-Heat besser nutzen zu können, welche vor allem netzregulatorische Hemmnisse zurückzuführen sind. „Gerade wir im Norden hätten da große Möglichkeiten. Nicht nur in Greifswald, auch in Schwerin, Rostock und Neubrandenburg gibt es große Fernwärmenetze und gleichzeitig viel Windstrom, der viel zu häufig nicht ins Netz eingespeist werden kann, sondern wegen Netzengpässen abgeregelt werden muss. Die Windkraftanlagen stehen still. Dabei könnte man diesen Strom wunderbar in der Region nutzen, um Wärme zu erzeugen“, erklärt Kauert. Die Politik hat bisher dafür keine Anreize gesetzt, das gelte es nun endlich nachzuholen.

Die Solarthermieanlage in Greifswald ist Teil eines innovativen Kraft-Wärme-Kopplungs-Systems (iKWK), das laut gesetzlicher Definition immer dann gegeben ist, wenn drei Komponenten miteinander verzahnt werden: eine klassische KWK-Anlage (ein Gasmotor), ein Power-to-Heat-System (ein elektrischer Wärmeerzeuger) und eine Komponente zur Bereitstellung erneuerbarer Wärme. pf


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