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EU-Kommission800 Milliarden Euro für die Offshore-Windkraft

Der Offshore-Windpark Race Bank
Der Offshore-Windpark Race Bank liegt 27 Kilometer vor der Küste von Norfolk, Großbritannien. (Foto: Nicholas Doherty auf Unsplash)

Mit einem ehrgeizigen Ziel will die EU-Kommission den Ausbau der Windkraft auf See voranbringen. Bis 2050 soll die installierte Leistung um das 25-fache auf rund 300 Gigawatt anwachsen. Dafür sind Ausgaben von knapp 800 Milliarden Euro geplant.

11.11.2020 – Für ein klimaneutrales Europa bis zum Jahr 2050 müssen die Erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut werden. Viel deutlicher, als es die meisten Regierungen der Mitgliedsstaaten derzeit planen. Deshalb spricht sich die EU-Kommission nun für einen verstärkten Ausbau der Offshore-Windkraft aus, wie das Handelsblatt berichtet. In der Nord- und Ostsee, dem Mittelmehr und im Atlantik sollen demnach in den kommenden dreißig Jahren Windkraftanlagen mit einer Leistung von 300 Gigawatt installiert werden.

Damit könnte die zurzeit in den 27 EU-Staaten (ohne Großbritannien) installierte Offshore-Leistung von rund zwölf Gigawatt um das 25-fache gesteigert werden. Die dafür notwendigen Investitionen werden auf bis zu 789 Milliarden Euro geschätzt, wobei Investoren durch unterschiedliche europäische Fördermittel unterstützt werden sollen – wie etwa den Corona-Wiederaufbau- oder Innovationsfonds. Das geht aus dem Entwurf des Offshore-Konzepts der EU-Kommission hervor, der dem Handelsblatt vorliegt. Die Leistung von Wellen- und Gezeitenkraftwerken soll demnach von derzeit 13 Megawatt auf 60 Gigawatt anwachsen. Vorgestellt wird das Konzept offiziell in der kommenden Woche.

Bisher hatte die Kommission recht grob geschätzt, dass bis 2050 eine Offshore-Windenergie-Leistung von 240 bis 450 Gigawatt nötig sein wird, um die globale Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Ein Ausbauplan von 300 Gigawatt ist damit eher an der unteren Skala angesiedelt – und hätte noch Luft nach oben.

Viel Geld soll in den Netzausbau fließen

Von den knapp 800 Milliarden Euro soll nur etwa ein Drittel in den Ausbau von Kraftwerken fließen – ein Großteil wird für den Aufbau einer entsprechenden Netzinfrastruktur benötigt. Um die gigantischen Strommengen von hoher See ans Land und in die Städte zu transportieren braucht es erhebliche Anstrengungen beim Netzausbau. Die Investitionen werden nicht ohne Grund auf über 530 Milliarden Euro geschätzt.

Dabei sollen die neuen Offshore-Windparks nicht mehr ausschließlich ein bestimmtes Land mit Strom versorgen, sondern über sogenannte Interkonnektoren den Austausch zwischen den EU-Ländern ermöglichen. Das spart eine Menge Geld und erhöht die Effizienz der Stromerzeugung. Für solche Hybrid-Projekte ist jedoch eine grundlegende Änderung des regulatorischen Rahmens nötig, die die EU-Kommission in ihrem Offshore-Konzept nun skizziert.

Erst vor wenigen Wochen wurde zwischen Dänemark und Deutschland erstmals eine derartige Stromleitung in Betrieb genommen. Sie verbindet den in Bau befindlichen dänischen Offshore-Windpark Kriegers Flak mit dem deutschen Meereswindpark Baltic 2. Das Projekt ist weltweit einmalig, nirgendwo sonst gibt es eine derartige länderübergreifende Stromverbindung.

Offshore-Windenergie birgt Risiken für marine Ökosysteme

Auch wenn derartige Projekte und die Offshore-Windenergie insgesamt einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten, befürchtet der Naturschutzbund Deutschland (NABU) durch den weiteren Ausbau einen noch höheren Druck auf die sowieso schon belasteten Meeresökosysteme. Studien hätten schädliche Auswirkungen auf Meeressäuger, Vögel, Fische und den Meeresboden festgestellt – vor allem wenn die Kraftwerke an ungünstigen Standorten errichtet werden.

„Der NABU begrüßt die Strategie, sorgt sich jedoch um eine ungenügende Berücksichtigung des Meeresschutzes, der ökologischen Tragfähigkeit und der marinen Raumordnungspläne“, heißt es in einer Mitteilung. Der Naturschutzbund fordert deshalb, dass sich die Ausbauziele für Offshore-Windenergie europaweit an den ökologischen Belastungsgrenzen der Meere orientieren.

Gleichzeitig fordert der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO) weitere Vorranggebiete für Windenergie auf See, damit die in Deutschland geplanten 40 GW bis 2040 realisiert werden können. „Insbesondere die Ostsee bietet reichlich ungenutztes Potenzial. Aktuell ist der Ausbau dort jedoch bedauerlicherweise zum Erliegen gekommen“, erklärt BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm. jk


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