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Onshore-WindenergieDas ausbauschwächste erste Quartal im neuen Jahrtausend

Windkrafträder auf einem Feld im Sonnenuntergang, durchzogen von Nebelschwaden.
Der Einbruch des Windkraftausbaus ist auch eine Entwicklung, die sich 2018 von Quartal zu Quartal zugespitzt hatte (Foto: tdahl / Pixabay, CC0 1.0)

Der Bau neuer Windkraftanlagen an Land liegt in den ersten drei Monaten dieses Jahres fast 90 Prozent unter dem Quartalsniveau vergangener Jahre – Energieverbände sind alarmiert. Zumindest die Genehmigungslage hat sich leicht verbessert.

02.05.2019 – Gerade einmal 41 Onshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 134 Megawatt (MW) gingen in den Monaten Januar bis März 2019 ans Netz, wie die Fachagentur Windenergie an Land mitteilt. Damit liegt der Zubau fast 90 Prozent unter dem Niveau des jeweils ersten Quartals der letzten drei Jahre. So waren es 2016 bis 2018 noch 319 bis 390 neue Windanlagen, die zwischen Januar und März im gesamten Bundesgebiet ans Netz gingen.

Nur noch in sieben Bundesländern gingen überhaupt neue Anlagen in Betrieb. Im letzten Jahr war dies noch in 13 Bundesländern der Fall gewesen, bis auf die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Einen besonders eklatanten Rückgang hatte dabei Nordrhein-Westfalen zu verzeichnen. Waren es im letzten Jahr noch 91 neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von 309,8 MW, sind es dieses Jahr gerade einmal drei Anlagen mit einer Leistung von 7,8 MW.

Dabei hatte NRWs Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart noch im März eine Ökostromoffensive mit einer Verdopplung der Windkraftkapazitäten bis 2023 angekündigt. Demnach müssten 400 neue Windräder im Jahr entstehen. Der Start verlief entsprechend schon einmal holprig, was sich auch auf erhebliche Einschränkungen zurückführen lässt, die seit letztem Jahr in NRW gelten. Neben dem Verbot von Windrädern in Wirtschaftswäldern, gilt auch eine Mindestabstandsregelung von 1.500 Metern zu Wohngebieten.

Misslungene Sonderregelungen

Bundesweit indes lässt sich das Zubauloch auf Fehlsteuerungen im EEG 2017 zurückführen, wie Hermann Albers, Präsident des Bundesverband WindEnergie (BWE) beklagt. Dabei geht es vor allem um die misslungenen Regelungen für Bürgerenergiegesellschaften, wie auch Stefan Kapferer vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft ausführt.

Hintergrund sind Sonderregeln für Bürgerenergiegenossenschaften, die bis dahin im Ausschreibungssystem untergingen. Daher beschloss die Bundesregierung 2017, dass Genossenschaften fortan noch keine vollständige Genehmigung beim Ausschreibungsbeginn vorlegen mussten und mehr Zeit zum Bau der Windräder erhielten. Doch plötzlich gründeten auch große Projektierer Genossenschaften und profitierten von den Ausnahmen. Seit 2018 fehlen nun Projekte in den Auftragsbüchern, der Baubeginn vieler Windparks verschiebt sich und Genehmigungen ziehen sich.  

Die Akzeptanz stärken„Was wir brauchen, sind neue und kreative Instrumente, um Anwohner und Kommunen stärker an der Wertschöpfung der Windenergie an Land zu beteiligen und die Akzeptanz zu stärken. Was wir nicht brauchen, sind wettbewerbsverzerrende und die Energiewende gefährdende Privilegien für einzelne Akteursgruppen“, so Kapferer.

Zumindest die Genehmigungen verzeichnen wieder ein Plus

Zumindest die Genehmigungslage für Windkraftprojekte scheint sich gegenüber den Vorjahren leicht erholt zu haben. So genehmigten die Behörden im ersten Quartal 2019 insgesamt 111 neue Windturbinen mit einer Leistung von 413 MW – ein Anstieg von 33 Prozent gegenüber den Vergleichszeiträumen 2018 und 2017. Doch laut BWE stecken derweil 10.000 MW potenzieller Windenergieleistung in Genehmigungsverfahren fest oder sind Teil von Klagen.

„Die Politik muss diesen Markt dringend wieder stabilisieren, damit Deutschland eine Leittechnologie und Zukunftsbranche im internationalen Anlagenbau behält", so Hermann Albers. Für den BWE braucht es eine neue Steuerung der Energiepolitik, die Naturschutz und Klimapolitik künftig effizient steuert und den Ausbau beschleunigt.

Denn die Windkraft hat das Potenzial an windreichen Tagen fossilen Strom überflüssig zu machen, wie der Monat März wieder einmal zeigte. Windkraftanlagen erreichten zwischen dem 1. und 18. März einen durchschnittlichen Anteil von 45,8 Prozent an der Nettostromerzeugung in Deutschland und damit mehr als alle Kernkraft-, Braunkohle-, Steinkohle- und Gaskraftwerke zusammen. mf


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