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Trotz AusbaulückeOffshore-Windbranche voller Zuversicht

Offshore-Windpark Race Bank, Großbritannien
Offshore-Windpark Race Bank, 27 km vor der Küste von Norfolk, Großbritannien (Photo by Nicholas Doherty on Unsplash)

Obwohl der Offshore-Windenergie-Zubau in Deutschland fast zum Erliegen gekommen ist, blickt die Branche positiv in die Zukunft: Die erhöhten Ausbauziele sorgen für Planungssicherheit. Vorschläge für Verbesserungen gibt es dennoch.

20.07.2020 – Im ersten Halbjahr 2020 sind lediglich 32 neue Offshore-Windkraftanlagen mit einer Leistung von 219 Megawatt (MW) an das deutsche Netz gegangen, der Ausbau ist praktisch zum Erliegen gekommen. Die seit Jahren angekündigte Ausbaulücke ist längst erreicht. Das geht aus den kürzlich veröffentlichten Offshore-Ausbauzahlen der Deutschen WindGuard hervor. Trotzdem konnte damit bereits im Sommer das bis Ende 2020 geltende Ausbauziel der Bundesregierung erreicht werden. Die in Deutschland installierte Gesamtleistung wuchs zum 30. Juni auf 7,76 Gigawatt (GW) an. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 konnten noch stolze 2 GW installiert werden.

„Besonders vor dem Hintergrund des geringen Zubaus begrüßen wir, dass durch die Verankerung der 20 GW Offshore-Windenergie bis 2030 und 40 GW bis 2040 nun langfristige Planungssicherheit geschaffen wird“, kommentieren die Branchenorganisationen BWE, BWO, VDMA, WAB und die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE die Ausbauzahlen. „Mit den erhöhten Ausbauzielen stärkt die Offshore-Windenergie den Klimaschutz und schafft wirtschaftliche Entwicklung.“

Wir stecken mitten in der Ausbaulücke

Aufgrund der langen Vorlaufzeit bei der Realisierung von Offshore-Windparks wurde schon lange vor einer drohenden Ausbaulücke gewarnt. „Nun stecken wir mitten drin“, beklagen die Verbände. Deshalb müsse jetzt so schnell wie möglich Schadensbegrenzung betrieben werden: Der Markt für Offshore-Windenergie müsse nachhaltig und dauerhaft gestärkt werden. „Neben der gesetzlichen Verankerung der Langfristziele gehört dazu auch die schnellstmögliche Ausschreibung der verfügbaren Flächen sowie die Wahl eines volkswirtschaftlich effizienten Vergütungssystems für zukünftige Offshore-Windprojekte“, so die Branchenorganisationen.

Außerdem soll die Einführung von Differenzverträgen (Contracts for Difference - CfD) ernsthaft geprüft und mit allen Beteiligten diskutiert werden. Bei diesen speziellen Verträgen wird ein CfD-Preis festgelegt, der dann entweder vom Käufer oder Verkäufer – je nach dem zugrundeliegenden Preis – ausgeglichen wird. Verkäufer können sich dadurch gegen zu niedrige Preise, die Käufe gegen zu hohe Preise absichern. Im Vereinigten Königreich, Frankreich oder Dänemark wird diese Form der Preisgestaltung schon längst für Offshore-Windparks genutzt.

Differenzverträge könnten Stromkosten drastisch senken

„Die in der Änderung des WindSeeG vorgesehene zweite Gebotskomponente erhöht hingegen die Investitionskosten und somit auch die Stromgestehungskosten“, so die Branchenorganisationen. Für international wettbewerbsfähige Strompreise und damit auch den Erhalt Tausender Arbeitsplätze müsse dies dringend geändert werden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung geht davon aus, dass die Stromgestehungskosten durch Differenzverträge um etwa 30 Prozent gegenüber den aktuell vorgelegten Vorschlägen des Wirtschaftsministeriums gesenkt werden können.

Offshore-Windenergie ist hervorragend zur Produktion von grünem Wasserstoff geeignetZudem betonen die Verbände, dass der Offshore-Windenergie eine Schlüsselrolle bei der nationalen Wasserstoffstrategie zukommt. „Mit ihren hohen Volllaststunden ist Offshore-Windenergie hervorragend zur Produktion von grünem Wasserstoff geeignet.“ Da eine direkte Elektrifizierung nicht in allen Sektoren technisch oder wirtschaftlich realisierbar ist, sind synthetische Energieträger auf Basis Erneuerbarer Energien ein unverzichtbares Element zur Erreichung der Klimaziele. Etwa drei GW Offshore-Windenergie könnten zur Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden.

Auch im Programm der deutschen EU-Ratspräsidentschaft wird die Offshore-Windenergie als wichtige Säule der „Green Recovery“ und der Energiewende anerkannt. Seit Januar hat Deutschland zudem den Vorsitz der Nordseekooperation inne, weshalb im kommenden Jahr sehr gut der Grundstein für grenzüberschreitende Offshore-Windprojekte gelegt werden kann. jk


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