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Onshore-WindenergiePositive Halbjahresbilanz beim Windkraftausbau

Windräder in einem Getreidefeld
Die Talsohle beim Windkraftausbau ist nach Meinung von Branchenvertretern durchschritten. (Foto: Alexander Droeger / Pixabay)

In den ersten sechs Monaten des Jahres wurde die Windkraft kräftig ausgebaut – sehr viel kräftiger als in den Vorjahren. Aber auch die Anzahl der Rückbauten nimmt stetig zu. Die Prognose für das Gesamtjahr liegt bei über zwei Gigawatt.

30.07.2021 – Die Halbjahresbilanz beim Ausbau der Windkraft an Land kann sich sehen lassen. 240 neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von 971 Megawatt gingen in Betrieb. Damit übertrifft das erste Halbjahr den Vorjahreszeitraum um stolze 62 Prozent. Der Zubau ist sogar größer als der Gesamtzubau im Jahr 2019. Für das Jahr 2021 erwartet die Branche einen Zubau zwischen 2,2 und 2,4 Gigawatt.

In diesen positiven Zahlen steckt aber auch eine bittere Erkenntnis: Den 240 neuen Anlagen stehen 135 abgebaute Windkraftanlagen gegenüber. Der Nettozubau umfasst damit nur 105 Anlagen mit 831 Megawatt Leistung. Umso dringender sind weitere Erleichterungen für das Repowering von Altanlagen. Die Standorte sind häufig akzeptiert – auch wenn sie nicht den jetzt gültigen Abstandsregeln entsprechen.

Es bleibt dabei – es wird noch viel mehr Windkraft gebraucht

Dennoch – Branchenvertreter werten die Entwicklung positiv. Der Präsident des Bundesverbandes Windenergie Hermann Albers sieht die Talsohle als durchschritten an. Zudem hätten die letzten Ausschreibungsergebnisse gezeigt, dass sich die Genehmigungslage weiter verbessert. Die Klärung der Flächenpotentiale im Bund-Länder-Kooperationsausschuss sollte noch vor der Regierungsbildung konkrete Ergebnisse erreichen.

Um den laut EEG 2021 geplanten Zubau von vier Gigawatt jährlich zu schaffen, reicht diese positive Entwicklung allerdings nicht. Zudem wird der zukünftige Strombedarf viel höher sein als ihn die Planer für die Zielkorridore im EEG angesetzt haben. In Kombination mit den inzwischen angehobenen Klimaschutzzielen wäre ein jährlicher Zubau von fünf Gigawatt notwendig – solche Zahlen scheinen derzeit unerreichbar.

Gleichzeitig wächst der Hunger nach Erneuerbarer Energie, nicht nur für Wärme, Digitalisierung und Mobilität. Auch die Industrie fragt große Mengen grünen Strom nach. Schnelle konkrete Lösungen, die sofort wirken, sind gefragt. Matthias Zelinger vom Herstellerverband VDMA Power Systems fordert die nächste Bundesregierung auf, noch bis zum Jahresende die ersten Gesetze für diesen Pfad zu verabschieden: „Sie muss in den ersten 60 Tagen die Weichen für Genehmigungen in einer Größenordnung von sechs Gigawatt pro Jahr stellen. Damit ließe sich die Delle im Zubau 2018 – 2021/2022 auffangen und die Erneuerung des Anlagenparks gestalten“, sagte er.

Albers und Zelinger nannten bei der Vorstellung der Zahlen konkrete Schritte, die nun angegangen werden sollen, denn der Zubau wird durch mangelnde verbindliche Flächenausweisungen, unsäglich verkomplizierte Genehmigungsprozesse und den ungeklärten Artenschutzkonflikt gebremst. Neben diesen grundlegenden Problemen gibt es viele weitere regulatorische Steine im Weg zu mehr Windenergie.

Überbordender Aufwand, unzureichend ausgestatte Behörden

So müssten mit dem Ausbau der Windenergie auch Transportgenehmigungen und -infrastrukturen bereitstehen. Bund und Länder müssen Verkehrswege für Schwerlasttransporte von den Produktionsstandorten zu den Errichtungsorten bereitstellen. Hierzu zählen auch Straßen, Brücken und Rastplätze. Eine zügige bundesweite Beschleunigung, Vereinheitlichung und Digitalisierung von Genehmigungsverfahren für Transporte müsse das Ziel sein. Derzeit sei es aufgrund der Verfahrensdauer und Kleinteiligkeit bei der Planung zum Teil kaum möglich, Transportkosten und Genehmigungszeiträume für Projekte in Deutschland mit ausreichend Vorlauf verlässlich zu kalkulieren. 

Die bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung (BNK) zur Vermeidung von Lichtemissionen stelle eine unnötige Belastung für die Branche dar. Die Windindustrie will diese Akzeptanzmaßnahme umsetzen, während unpraktikable Rahmenbedingungen dies erheblich erschweren. Die Verfahren der Bundesländer sind unterschiedlich, überbordender Prüfungsaufwand, administrative Hürden und unzureichend ausgerüstete Behörden erschweren die Prozesse.

Eine bundesweit einheitliche und einfache Baumusterprüfung sowie einheitliche Genehmigungsverfahren in den Bundesländern sind unumgänglich. Bund und Länder müssten jetzt dafür sorgen, dass die geplanten Fristen für die Ausstattung von Anlagen mit den Systemen Ende 2022 eingehalten werden können. Ein Branchendialog dazu dürfe durch Verkehrs- und Wirtschaftsministerium nicht länger verweigert werden. pf


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