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FA Wind KompaktwissenRückbau und Recycling alter Windkraftanlagen

Abgebaute Elemente eines Windradturms
Wird an einem bereits bestehendem Windstandort ein neues leistungsstärkeres Windrad gebaut, kann mitunter ein Teil der Infrastruktur weiter genutzt werden. (Foto: naturstrom AG)

In den nächsten Jahren steht der Rückbau tausender alter Windenergieanlagen an. Es gibt gesetzliche Vorgaben, aber auch landesspezifische Regeln. Die Fachagentur Wind hat in einer Publikation wichtige Informationen zusammengefasst.

07.08.2023 – Ende 2022 waren in Deutschland 28.440 Windenergieanlagen in Betrieb, von denen etwa 8.000 ein Alter von mehr als 20 Jahren haben. Knapp 14.000 Anlagen sind bereits länger als 15 Jahre in Betrieb. Für einige wird sich ein Weiterbetrieb nach Auslaufen der EEG-Förderung lohnen, für andere jedoch nicht: Wenn am selben Standort neuere leistungsfähigere Anlagen errichtet oder größere Reparaturen notwendig werden, wird rückgebaut. Damit steht in den kommenden Jahren die Demontage tausender Altanlagen an.

Beim Rückbau und Recycling von Windenergieanlagen gelten Vorgaben, risikoreiche Teilschritte sind zu absolvieren, spezielle Technologien und Logistikwege erforderlich. Die Fachagentur Wind hat Informationen zum Rückbau und Recycling kompakt in einem Dokument zusammengefasst. Weitere ausführliche Informationen stellt das Umweltbundesamt (UBA) bereit.

Keine bundesweit einheitlichen Verfahren

Vorgaben finden sich in Bundes- sowie Landesgesetzen. Alles, was nicht gesetzlich geregelt ist, handhaben die Behörden in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Für den Rückbau muss der Betreiber bereits bei der Inbetriebnahme eine Rückstellung bilden, allerdings variieren die Anforderungen. Für ein Rückbauvorhaben ist ein einzelfallbezogenes Rückbau- und Recyclingkonzept zu erstellen. In der Regel wird ein qualifiziertes Abbruch- und Entsorgungsunternehmen beauftragt.

Zur Trockenlegung werden Getriebe- sowie andere Öle, Fette und Schmiermittel entnommen und einer Verwertung nach der Altölverordnung (AltÖlV) zugeführt. Die Rückgewinnung des in den Schaltanlagen meist enthaltenen, klimaschädlichen Gases Schwefelhexafluorid (SF6) darf ausschließlich durch zertifiziertes Personal erfolgen, um sicherzustellen, dass es nach den geltenden Vorschriften fachgerecht abgesaugt und recycelt oder entsorgt wird.

Die Demontage beginnt mit dem Entfernen der Rotorblätter, entweder als Einzelblatt- oder Sterndemontage. Das Zerlegen der Rotorblätter erfolgt am Boden mittels eingehauster Sägen, sodass die entstehenden Stäube nicht unmittelbar in die Umgebung gelangen können. Die wassergebundenen Stäube werden aufgefangen und anschließend ausgefiltert. Ist eine Weiterverwendung der Gondel nicht vorgesehen, kann auch hier eine Zerlegung vor Ort erfolgen.

Sprengung nur selten notwendig

Beim Rückbau des Turms ist seine Bauart zu berücksichtigen. Die Segmente von Stahl- und Gittertürmen werden schrittweise mechanisch demontiert und mittels eines Krans zu Boden gebracht. Auch Betonhybridtürme können meistens in dieser Weise zurückgebaut werden. Nur in seltenen Fällen ist eine Sprengung bzw. ein Abriss erforderlich. Die schrittweise Demontage ist auf jeden Fall vorzuziehen, da hierbei Lärm- und Staubbelastungen vermieden werden können.

Flach gegründete Fundamente werden i.d.R. vollständig zurückgebaut, für das Recycling werden Beton und Stahl voneinander getrennt. Auch Pfahlfundamente müssen grundsätzlich komplett zurückgebaut werden, allerdings ist das nicht immer sinnvoll, weil dabei erheblich in die Bodenstruktur eingegriffen wird. Hier wird von Gerichten und Behörden unterschiedlich beurteilt, ob die Fundamentsegmente im Boden verbleiben können.

Kranstellflächen, Wege und Kabeltrassen müssen ebenfalls rückstandsfrei zurückgebaut werden, wenn sie nicht für Repoweringprojekte genutzt werden können. In der Publikation der Fachagentur werden Weiterverwendungsmöglichkeiten für einzelne Teile oder Materialien beschrieben. pf

FA Wind: Kompaktwissen Rückbau und Recycling von Windenergieanlagen, Juli 2023

UBA: Entwicklung eines Konzepts und Maßnahmen zur Sicherung einer guten Praxis bei Rückbau und Recycling von Windenergieanlagen, März 2023

BWE: Rückbau und Recycling von Windenenergieanlagen, August 2023

UBA: Entwicklung von Rückbau- und Recyclingstandards für Rotorblätter, August 2022

 


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