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KlimawandelWarum in den USA die CO2-Emissionen wieder steigen

Kaum noch rentabel zu betreiben: In den USA schließen immer mehr große Kohlekraftwerke. Ende 2019 ist auch für die Navajo Generating Station nahe der Stadt Page im US-Bundesstaat Arizona Schluss.
Kaum noch rentabel zu betreiben: In den USA schließen immer mehr große Kohlekraftwerke. Ende 2019 ist auch für die Navajo Generating Station nahe der Stadt Page im US-Bundesstaat Arizona Schluss. (Foto: © Myrabella / Wikimedia CommonsCC BY-SA 4.0)

Es ist der größte Zuwachs seit zwei Jahrzehnten: Der Treibhausgas-Ausstoß ist in den USA im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent gestiegen, trotz der Schließung zahlreicher Kohlekraftwerke. Präsident Donald Trump kämpft weiter gegen den Klimaschutz.

14.01.2019 – Eigentlich schienen die USA auf Klimaschutzkurs. Zwischen 2007 und 2015 fielen die energiebedingten Treibhausgas-Emissionen um 12,1 Prozent, im Schnitt um 1,6 Prozent pro Jahr. Die USA konnten sich international kaum vorwerfen lassen, zu wenig für den Klimaschutz zu unternehmen. Doch schon 2017 waren es nur noch 0,8 Prozent weniger Treibhausgase, nun die harte Wende: Der CO2-Ausstoß ist 2018 um 3,4 Prozent gestiegen, meldet das unabhängige Analysehaus Rhodium Group.

Von der Politik grob vernachlässigt

Die Analysten sehen mehrere Gründe für den Anstieg: Die immer unrentabler werdenden Kohlekraftwerke, im vergangenen Jahr wurden vermutlich über 13 Gigawatt Kohlekapazitäten stillgelegt, wurden zum Großteil von neuen Gaskraftwerken abgelöst. Diese übernahmen zudem den steigenden Energiehunger im Stromsektor, noch vor Wind- und Solaranlagen. Folglich stiegen die Treibhausgasemissionen im amerikanischen Stromsektor 2018 um 34 Millionen Tonnen. Im Vorjahr hatten die Emissionen noch um 78 Millionen Tonnen abgenommen.

Doch nicht nur der Kraftwerkspark ließ die Emissionen steigen. Den größten Anstieg verzeichneten der Industriesektor mit 55 und der Gebäudebereich mit 54 Millionen Tonnen. Letzteres begründen die Experten der Rhodium Group mit dem kalten Winter und in der Folge mit einem gewachsenen Heizbedarf. Der Ausstoß der Industrie stieg insbesondere durch die anziehende US-Konjunktur und werde in den kommenden Jahren einen immer größeren Anteil am Emissionsausstoß einnehmen. Beide Bereiche seien unter Gesichtspunkten des Klimaschutzes bislang grob vernachlässigt worden, bemängeln die Experten.

Vom Klimaschutzkurs abgekommen

Damit wird es den USA wohl kaum gelingen, die Klimaschutzziele für 2020 und 2025 zu erreichen. Nach der Kopenhagen-Übereinkunft müssen die Amerikaner ihre CO2-Emissionen bis 2020 gegenüber 2005 um 17 Prozent senken. Im Energiesektor, immerhin für Dreiviertel aller US-Emissionen verantwortlich, wurden jedoch nur 11,2 Prozent erreicht. 2019 und 2020 müssten die energiebedingten Emissionen entsprechend jeweils um 3,3 Prozent sinken um das Ziel zu erreichen.

Ähnlich sieht es mit den Vorgaben von Paris aus. In den nächsten sieben Jahren müsste eine Reduktion von mindestens 2,6 Prozent pro Jahr erreicht werden, um das Ziel von 26-28 Prozent weniger Treibhausgase bis 2025 zu erreichen. Vorausgesetzt die anderen, nicht energiebedingten Emissionen sinken im gleichen Maße.

Ohne Politikwechsel wird es noch schlimmer

Das sei alles andere als unmöglich, schreiben die Analysten der Rhodium Group. Dafür bedarf es allerdings „eines signifikanten Politikwechsels in sehr naher Zukunft“ oder extrem günstiger Marktbedingungen und technologischer Voraussetzungen.

Die Energie- und Klimapolitik des Präsidenten erwähnen die Autoren zwar nicht direkt, dennoch würden die Zahlen unterstreichen, wie begrenzt die Fortschritte bei der Entwicklung von Dekarbonisierungs-Strategien seien. Der Mangel an neuen Klimaschutzbemühungen auf Bundesebene riskiere das Scheitern der Klimaziele. Ein Seitenhieb auf den Präsidenten.

Der schlechte Einfluss Trumps

Das zeigt sich am drastischsten im Verkehrssektor, der vor drei Jahren den Kraftwerkssektor als größte Treibhausgasquelle abgelöst hatte. Anders als bei Kraftwerken ist der Trend zu mehr CO2 auf der Straße ungebremst – und nun nimmt der Flugverkehr eine immer größere Rolle ein. Die beiden Sparten steigerten ihren Treibstoffhunger um jeweils drei Prozent.

Und Donald Trump setzt alles daran, das CO2-Wachstum anzukurbeln. Der US-Präsident und seine ausgehöhlte Umweltschutzbehörde EPA, die mit schützen nur noch wenig zu tun hat, geben sich größte Mühe, die Klimaerrungenschaften der Obama-Zeit abzuschaffen. Die erste landesweite Klimaschutzvorgabe im Energiesektor, der Clean Air Act, wurde gestoppt, strengere Abgasregelungen für Kohlekraftwerke werden beiseite gefegt und CO2-Vorgaben für die Autoindustrie aufgeweicht. Sogar der Autolobby gehen die Schritte zu weit. Trump dagegen scheint immun gegen die Bedenken und steuert sein Amerika in die entgegengesetzte Richtung. cw

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