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KlimawandelDeutschland hat bereits mit 1,5 Grad Erwärmung zu kämpfen

Bild eines umgeknickten Freileitungsmasten.
Das Sturmtief Kyrill knickte 2007 einen Freileitungsmast bei Magdeburg um. (Foto: Olaf2 / WikiCommons, CC BY-SA 3.0)

Die Folgen sind spürbar: Extreme Wetterereignisse wie Hitze, Dürre und Starkregen treten in Deutschland immer häufiger auf. In den letzten fünf Jahren hat sich das Klima hierzulande um 0,3 Grad erwärmt und nun die bedrohliche 1,5-Grad-Marke geknackt.

27.11.2019 – Die Grenze der globalen Erwärmung, vor deren Überschreitung führende Wissenschaftler warnen, ist in Deutschland nun erreicht. Um 1,5 Grad ist hierzulande die mittlere Lufttemperatur seit 1881 gestiegen. Das geht aus dem neuesten Monitoring-Bericht von Bundesumweltministerium (BMU) und Umweltbundesamt (UBA) hervor. Allein in den letzten fünf Jahren erwärmte sich das Klima demnach um 0,3 Grad. Das hinterlässt hierzulande spürbare Folgen.

Hitzewellen etwa lassen die beruflichen Krankheitstage nachweislich nach oben schnellen. Und noch schlimmer: In Jahren mit einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Hitzetagen treten mehr Todesfälle auf. 2003, 2006 und 2015 hatte besonders viele heiße Tage zu verzeichnen. Die Anzahl Hitzebedingter Todesfälle stieg sprunghaft an, wie das Umweltbundesamt aufzeigt.

Mit Hitze einhergehende Dürre führt derweil zu Ernteausfällen bei deutschen Bauern. Auch die Trinkwasserversorgung, vor allem im Osten, ist gefährdet. Aber auch vor Starkregen und Überschwemmungen bleibt Deutschland nicht verschont. Das Dürrejahr 2018 hatte zugleich die häufigsten Starkregenfälle der letzten 18 Jahre zu verzeichnen, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilt. Ein weiteres Problem liegt im steigenden Meeresspiegel. 3,2 Millionen Bürger leben in Deutschland im gefährdeten Küstenbereich von Nord- und Ostsee. Die Bundesregierung geht von einem Anstieg des Meeresspiegels von 0,5 bis zwei Meter bis zum Jahre 2100 an Deutschlands Küsten aus.

Wir müssen uns konsequent an die Folgen des Klimawandels anpassen

Deutschlands Küstenländer investieren daher seit Jahren Millionen in den Deichbau. Auch in vielen anderen Bereichen gelte es nun, sich konsequent an die Folgen des Klimawandels anzupassen, macht Bundesumweltministerin Svenja Schulze deutlich. „Dies bedeutet zum Beispiel, sich bei allen Bau- und Infrastrukturprojekten besser vor Beeinträchtigungen durch Hitze, Starkregen oder Hochwasser zu wappnen. Das gilt auch für die Gestaltung von städtischen Wohngebieten. Begrünte Dächer und Gebäudefassaden, Wasserflächen und verschattete Plätze lindern hier Hitze und verbessern den Regenwasserrückhalt. Sie verbessern zugleich die Luftqualität“, so Schulze.

Auch Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes warnt: „Die Zukunft hat uns bereits erreicht. Deutschland steckt mittendrin in der Erderhitzung, mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit.“ Künftig müssten Klimawandelfolgen und staatliche Investitionen noch besser erfasst und zusammengeführt werden. „Denkbar ist hier zum Beispiel ein von Bund und Ländern getragenes und finanziertes Sonderprogramm Klimavorsorge“, schlägt Krautzberger vor.

Wetterextreme verursachen Versicherungsschäden in Milliardenhöhe

Die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel kann das UBA bereits beziffern. So verursachten Hitze und Trockenheit 2018 in der Landwirtschaft Schäden von 770 Millionen Euro. Wegen Stürmen und Starkregen wiederum beliefen sich die Versicherungsschäden 2018 auf 3,1 Milliarden Euro. Davon waren neben der Landwirtschaft auch öffentliche wie private Gebäude, und viele weitere Besitztümer betroffen. Gleichzeitig ist das Bewusstsein in der deutschen Bevölkerung für klimawandelbedingte Schäden noch relativ gering. Laut einer Umfrage von UBA und BMU geht nicht einmal ein Viertel der befragten Bürgerinnen und Bürger davon aus, dass für ihr Haus oder ihre Wohnung ein reales Schadensrisiko durch Stürme und Hochwasser besteht. Entsprechend gering ist die Bereitschaft eine Versicherung abzuschließen, die klimabedingte Risiken abdeckt.

Noch bewirkt der Klimawandel hierzulande keine tiefgreifenden Veränderungen in unserer Lebensweise. Ganz anders in anderen Teilen der Erde. In Kalifornien etwa wüten Feuer und in Bangladesch steigt der Meeresspiegel. Die Klimakrise hat dort bereits spürbare Auswirkungen auf schwindenden Lebensraum. Weltweit hat die Durchschnittstemperatur bislang um einen Grad zugenommen. Bei über 1,5 Grad globaler Erwärmung warnen Wissenschaftler vor unumkehrbaren Kipppunkten, wie etwa das Auftauen von Permafröstboden. Auch Deutschland steht in der Verantwortung sich nicht nur an die Klimawandelfolgen anzupassen, sondern ebenso radikale Maßnahmen für mehr Klimaschutz zu ergreifen. mf


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