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Klimakrise bedroht FriedenDringlicher Weckruf zu einer grünen Transformation

Verlassenes Flüchtlingsboot am Strand, Rettungswesten und Plastikmüll
Klimakrise, Umweltverschmutzung, Armut, Hunger, Krieg und folgende Migration bedingen sich gegenseitig – Friedensforscher rufen den planetarischen Notstand aus. (Foto: jdblack / Pixabay License)

Friedensforscher warnen vor komplexen Risiken für den Frieden auf der Welt und einer planetarischen Notlage. Entscheidungsträger wären darauf nicht vorbereitet. Wer kann, muss jetzt handeln. Auch Deutschland stehe in einer besonderen Pflicht.

28.06.2022 – Friedensforscher des Stockholm International Peace Research Institute SIPRI sind besorgt und zeichnen in einer aktuell erschienenen Studie ein düsteres Bild von der weltweiten Sicherheitslage. Umweltkrisen und Sicherheitslagen verstärkten sich gegenseitig – ein Teufelskreis entsteht. In ihrem Bericht machen sie deutlich, wie Umwelt- und Klimakrise, die zunehmende Knappheit an Ressourcen und das Aussterben von Arten mit Sicherheitskrisen und Bedrohungen wie Pandemien zusammenwirken können. Schwedens frühere Außenministerin und EU-Umweltkommissarin Margot Wallström schreibt im Vorwort der Studie von einer „giftigen Mischung, tiefgreifend und schädlich.“ Die Entscheidungsträger reagieren nicht rechtzeitig, mahnen die Forscher und beschreiben konkrete Zusammenhänge.

Wetterkatastrophen und Pandemien, Gewalt und Ernteausfälle machen das Leben vielerorts zur Hölle und treiben Menschen in die Migration. Doch die Ausbeutung natürlicher Ressourcen gehe unaufhaltsam weiter. So hätten bspw. im ostafrikanischen Land Somalia weiderholte Dürren und Ernteausfälle, kombiniert mit Armut und einer schwachen Regierung, viele Menschen in die Gewalt der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab getrieben, erläutern die Sipri-Forscher.

Weltweit gebe es immer mehr Hunger, Armut, Kriege und Klimaflüchtlinge. „Wir können die Umweltkrise ihren Lauf nehmen lassen oder das Problem jetzt erkennen und etwas dagegen tun“, sagte Sipri-Direktor Dan Smith gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die internationale Politik befände sich in einem furchtbaren Zustand. Korruption, Populismus und Nationalismus sind weltweit auf dem Vormarsch.

Laut Studie verdoppelten sich in den letzten zehn Jahren die Anzahl der bewaffneten Konflikte, an denen mindestens ein Staat beteiligt ist, die Zahl der Todesopfer der Flüchtlinge und Vertriebenen stieg weltweit. Auch die Zahl der einsatzbereiten Atomsprengköpfe sei 2020 gestiegen. Im vergangenen Jahr hätten die weltweiten Militärausgaben einen Höchststand von über zwei Billionen US-Dollar erreicht. Und die Aufrüstung geht weiter, auch die Nato-Staaten sehen sich zu weiterer Aufrüstung gezwungen – während Investitionen für eine sozial gerechte Energiewende und gegen die Klimakrise hintenangestellt werden.

Dabei bedingten und verschärften Klima- und Umweltkrise die gefährliche Situation. Rund ein Viertel aller Arten weltweit sei vom Aussterben bedroht. „Der Klimawandel sorgt dafür, dass extreme Wetterereignisse wie Stürme und Hitzewellen häufiger und intensiver auftreten und so den Ertrag wichtiger Nahrungsmittel-Pflanzen verringern und das Risiko großflächiger Ernteausfälle erhöhen“, heißt es in der Studie.

Auforderung zu einem gerechten Wandel

Die Lage sei längst nicht aussichtslos – die Friedensforscher wollen nicht entmutigen, sondern verstehen den Warnruf als Aufruf zum Handeln. Sie fordern die Regierungen auf, dem Kampf gegen Umweltkrisen entschieden zu begegnen und den Übergang zu einer „Grünen Ökonomie“ zu beschleunigen. Dieser müsse gerecht und friedlich erfolgen.

 „Die Interessen der Menschen, die dieser Übergang am meisten betrifft, müssen berücksichtigt werden. Sonst entstehen neue Risiken für Konflikte“, warnte Smith. „Es scheint, als könnten die meisten Regierungen nur eine Krise gleichzeitig bewältigen. Das ist ein enormer Komplikationsfaktor.“ Viele Regierungen ignorierten die Krisen, eine dringend notwendige länderübergreifende Zusammenarbeit sei unbefriedigend. „Regierungen müssen die bevorstehenden Risiken einschätzen, die Fähigkeit entwickeln, mit ihnen umzugehen, und die Gesellschaften widerstandsfähiger machen", fordert auch Wallström, die im internationalen Expertengremium sitzt, das die SIPRI-Initiative Umwelt des Friedens berät.

Der „planetarische Notstand“ erfordere eine neue Art der Zusammenarbeit, heißt es in der Studie. Eine klima- und sozialgerechte Transformation darf nicht länger Schlagwort bleiben, sie ist notwendig – unter Beteiligung der Gesellschaft. Bei allen Entscheidungsprozessen von den Vereinten Nationen bis hin zu kommunalen Projekten müssten die betroffenen Menschen darin einbezogen werden – für den Erhalt des sozialen Friedens unumgänglich.

Auch Deutschland sieht Smith in der besonderen Verantwortung. Die Bundesregierung könnte eine freidensstiftende Energiewende umsetzen und sich nicht nur von fossilen Brennstoffen aus Russland lösen, sondern sich komplett von fossiler Energie verabbschieden.  Die Menschheit verfüge über das Wissen und die Fähigkeiten, aus den Schwierigkeiten zu entkommen,, glaubt der Friedensforscher. Dazu müsse aber jetzt gehandelt werden. „Mit jedem Tag, den wir ihn aufschieben, wird der Job schwieriger.“ na


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