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KlimawandelEuropa trocknet aus

In weiten Teilen Europas herrscht Dürre und Wasserknappheit: Das dritte Jahr in Folge regnet es zu wenig, der Grundwasserspiegel ist auf ein dramatisches Niveau gesunken. Daran wird sich auch im Sommer nichts ändern.

01.07.2020 – Seit drei Jahren regnet es in den meisten europäischen Ländern zu wenig, vielerorts drohen Dürren und Wasserknappheit. Nachdem in diesem Jahr der Winter zu warm und trocken war, gab es auch im Frühling zu wenig Niederschläge. Der Deutsche Wetterdienst vermeldete „eines der sonnigsten Frühjahre seit Aufzeichnungsbeginn“ und zugleich „deutlich zu wenig Niederschlag“. Und die Prognosen für den Sommer machen wenig Hoffnung.

Nachdem die Dürre im Frühjahr 2020 nach Angaben des Copernicus Climate Change Service (C3S) in Osteuropa begonnen hatte, wanderte sie im April und Mai mit trockenem Wetter über den Kontinent. Flüsse und Flussarme von Elbe, Warta und Donau fielen deutlich unter ihren normalen Pegel. Immerhin konnten sie sich in den letzten Wochen nach teilweise starken Regenschauern leicht erholen.

Ernste Konsequenzen für die Landwirtschaft

Für Süd- und Osteuropa werden von den C3S-Metereologen in den Sommermonaten unterdurchschnittliche Regenmengen prognostiziert. Experten befürchten ernsthafte Konsequenzen für die Weizenproduktion und andere landwirtschaftliche Bereiche.

Mit Daten der GRACE-FO-Satelliten können Wissenschaftler Karten über den Zustand europäischer Grundwasserspeicher erstellen. Dabei machen sie sich die Änderung des Erdschwerefeldes zunutze. Gebirgs- oder Meeresregionen ändern sich nur selten oder sehr langsam, Verlagerungen großer Wassermengen dagegen viel schneller. Diese Beobachtungen werden mit weiteren Messergebnissen aktuellen sowie historischen Wetterdaten von Bodenstationen kombiniert.

Auch die hier dargestellte Bodenfeuchtigkeit im Bereich der Wurzelzone, die vor allem für die Bewirtschaftung der Landwirtschaft von Bedeutung ist, zeigt die Trockenheit in einigen europäischen Ländern. Da dieser Bereich des Bodens jedoch in kurzen Zeiträumen erheblich schwanken kann, haben die Regenfälle der letzten Wochen die Feuchtigkeitsdefizite in Teilen Europas erheblich verringert.

Grundwasserspeicher füllen sich nur langsam

Die Grundwasserspeicher füllen sich dagegen deutlich langsamer auf, wie im Titelbild zu erkennen ist. Es braucht viele Monate, bis ausreichend Oberflächenfeuchtigkeit durch die unterschiedlichen Boden- und Gesteinsschichten gesickert ist. Da die letzten beiden Sommer vor allem von großer Trockenheit gezeichnet waren und es im vergangenen Winter nur wenig Niederschläge gab, wiesen viele Regionen in Europa schon im Frühling ein deutliches Wasserdefizit auf.

In den letzten Jahren habe es in Mitteleuropa eine ganze Reihe von Dürren gegeben, die durchaus mit dem Klimawandel zusammenhängen können, sagt Wolfgang Wagner, Wissenschaftler der Technischen Universität Wien. Dadurch sei nicht nur der Grundwasserspiegel erheblich gesunken, sondern auch erhebliche Schäden an Wäldern entstanden – auch durch den besonders starken Borkenkäferbefall.

Tschechien: Schlimmste Dürre seit 500 Jahren

In der Tschechischen Republik steht man derzeit vor der schlimmsten Dürre des Landes seit 500 Jahren. 8o Prozent aller Brunnen sind von einer leichten bis extremen Trockenheit gezeichnet. In der Ukraine erreichte der Wasserstand der Desna, einem 1.130 Kilometer langen Nebenfluss des Dnepr, den niedrigsten Punkt seit dem Beginn der Aufzeichnung vor 140 Jahren. Er lag ganze fünf Meter unter dem jahrzeitlichen Normalwert.

Auch hierzulande trockneten die unterirdischen Wasserspeicher in den letzten Jahren immer weiter aus. Nachdem das Frühjahr 2020 zu den sechs niederschlagsärmsten seit Aufzeichnungsbeginn gehörte, war auch der Juni in einigen Regionen Deutschlands sehr trocken. In Teilen Brandenburgs und Sachsen erfasste der Deutsche Wetterdienst über den gesamten Monat nur 15 Liter pro Quadratmeter. Die Landwirte könnten damit auch in diesem Jahr mit einer großen Trockenheit konfrontiert sein. Und der Grundwasserspiegel weiter sinken. jk


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Kommentare

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Ostseefan 01.07.2020, 13:10:58

Alle, auch die Wissenschaft, haben das Tempo des Klimawandels als schleichenden Wandel zum Schlechteren erwartet. Die Realität ähnelt aber den Dystopien der schlimmsten Schwarzmaler. Die bis heute beständig in der Öffentlichkeit verharmlosten Gründe sind seit Langem ziemlich genau ausgemacht. Die vielen sich gegenseitig verstärkenden Dominoeffekte waren und sind dagegen nur rudimentär berechenbar. Wir müssen heute zur Kenntnis nehmen, dass die Uhr entgegen unseren Erwartungen bereits auf 5 nach 12(!) steht und selbst eine globale sofortige Aktivierung des Potenzials von allen zivilisatorischen Möglichkeiten zur Bekämpfung von Klimafolgen mit einem jeweiligen Maximum über eine sehr lange Dauer den in Fahrt gesetzten Zug nicht mehr stoppen können. Es macht dabei nur etwas froh, dass die Verursacher und größten Profiteure ihre erwirtschafteten Milliarden weder essen noch trinken können und mit im Zug sitzen, falls die Menschheit durch die globalen Klimafolgen untergeht. Es wäre gerecht, wenn etwaige regional positive Klimawandeleffekte bis dahin besonders unterentwickelte Regionen zu einem höheren Lebensstandard verhelfen und diese die Chance bekämen, daraus etwas Besseres zu machen, als Europa, Nordamerika und China und Japan sowie Australien.


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