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KlimakriseFossile Brennstoffe – Was im Boden bleiben muss

Industriedenkmal Zeche Zollverein in Essen bei Nacht
Kultur statt Kohle fördern: Die Zeche Zollverein in Essen hat bis 1986 Steinkohle gefördert – und wurde dann zum vielbesuchten Industriedenkmal. (Foto: Pixabay / Free License)

Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten rund 60 Prozent aller fossilen Ressourcen im Boden bleiben – die Förderung also massiv reduziert werden. Doch kaum eines der betroffenen Länder bereite seine Wirtschaft darauf vor, warnen Klimaforscher.

20.09.2021 – Während sich mit der Corona-Pandemie und ihren Folgen für die Wirtschaft die CO2-Emissionen weltweit reduziert hatten, sind sie bereits wieder im Höhenflug. In einigen Ländern waren die Treibhausgasemissionen bei der Energieerzeugung zeitweise sogar um bis zu 50 Prozent zurückgegangen, während der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wuchs.

Vor allem der Kohlesektor machte Verluste – und hat nun auch schon wieder Höchstwerte erreicht. Und die Kohleverstromung nimmt weltweit zu, insbesondere in Asien und Teilen Afrikas. Laut Analyse von Global Data wird sich die weltweite Kohleproduktion gegenüber dem Vorjahr schätzungsweise um 3,5 Prozent erhöhen.

81 Prozent des weltweiten Energiebedarfs werden immer noch von fossilen Brennstoffen gedeckt. Dabei müsste die Förderung von Kohle, Öl und Gas drastisch zurückgehen, um die Erderwärmung zu bremsen, mahnen Klimaforscher eindringlich.

Laut einer Modellberechnung von Wissenschaftlern am University College London müssten rund 60 Prozent der angenommenen Erdöl- und Erdgasreserven und sogar 90 Prozent der Kohlereserven im Boden bleiben – und selbst dann wäre bis 2050 nur eine Chance von etwa 50 Prozent, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, heißt es in der  aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift Nature publiziert wurde.

Das globale Energiesystemmodell des Forscherteams beruht auf einer früheren Nature-Studie von 2015 und führt diese weiter – damals kamen die Wissenschaftler zum Fazit, dass bis 2050 rund 35 Prozent der Ölreserven, 50 Prozent der Gasreserven und über 80 Prozent der Kohlereserven ungenutzt bleiben sollten, um ein 2-Grad-Celsius-Ziel zu erreichen. Aufbauend auf dieser Berechnung und anhand neu hinzugekommener Daten und Entwicklungen bewertete das Forscherteam die Situation neu.

Gegenüber den Ergebnissen von 2015 müssten demnach zusätzlich noch einmal 25 Prozent der fossilen Reserven im Boden bleiben. Das ist regional verschieden. In einigen Regionen sei die Förderungsgrenze bereits erreicht oder gar überschritten, so das Ergebnis. Vor allem in der Arktis dürften keine fossilen Ressourcen mehr abgebaut werden.

Klima- und Wirtschaftsexperten sind besorgt

Dass sich kaum ein Land weltweit auf diesen Fall vorbereite, sehen die Experten mit großer Sorge. Wirtschaftseinbrüche seien zu erwarten, wenn Unternehmen und Staaten weiterhin darauf setzten, diese Reserven lukrativ zu nutzen. Die Abkehr von fossilen Energieträgern werde eine enorme Herausforderung, ganz besonders für Länder, deren Wirtschaft fast vollständig von der Ölförderung abhängig ist. Die Entwicklung neuer kohlenstoffarmer Wirtschaftszweige, die Beschäftigung und Einkommen garantieren, sei daher von entscheidender Bedeutung, mahnen die Forscher eindringlich.

Dabei zeichne die Modellrechnung noch nicht einmal den worst case ab. Denn Unsicherheiten wie beispielsweise Rückkopplungseffekte im Erdsystem wurden in der Berechnung nicht berücksichtigt. Das düstere Bild, das ihre Szenarien für die globale Kohle-, Öl- und Erdgasindustrie zeichneten, sei daher recht wahrscheinlich noch eine Untertreibung, warnen die Wissenschaftler. Die Ignoranz der Förderländer sei daher unverantwortlich. Staaten und Wirtschaft müssten umsteuern und in den Umbau der Energiewirtschaft investieren.

Der Sonderbericht des IPCC über die globale Erwärmung schätze zudem, dass der Kohleverbrauch im Jahr 2050 nur noch 1 bis 7 Prozent des Primärenergieverbrauchs ausmachen wird, während Öl und fossiles Methangas gegenüber 2020 um 39 bis 77 Prozent und 13 bis 62 Prozent zurückgehen werden. Investitionen, die heute in fossile Energieträger getätigt werden, drohe daher ein massiver Werteverfall. na


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