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Reaktionen auf IPCC-BerichtFür Ozeane und Eismassen braucht es Tempo beim Klimaschutz

Ein Gletscher im Sonnenlicht.
Die globale Erwärmung bedroht die Eismassen in Arktis und Antarktis, deren schmelzende Eismassen zu steigendem Meeresspiegel führt. (Foto: Gerald Simmons / flickr.com, CC BY 2.0)

Meeresspiegelanstieg und Eisschmelze bedrohen akut mehr als eine Milliarde Menschen – macht der neue IPCC-Bericht deutlich. Experten mahnen die Verantwortlichen eindrücklich, ein höheres Tempo beim Klima- und Umweltschutz einzulegen.

26.09.2019 – Nach dem IPCC-Sonderbericht „Klimawandel und Landsysteme“, der vor allem die industrielle Landwirtschaft anprangert, ist nun der nächste erschreckende Report des Weltklimarats erschienen. Darin bringen führende Forscher den Wissenstand um den Einfluss der globalen Erwärmung auf Ozeane und Eismassen zusammen und machen deutlich: Mehr als 1,35 Milliarden Menschen sind direkt von verschwindenden Eismassen und steigendem Meeresspiegel bedroht.

Bei einem ungebremsten Klimawandel könnte der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um mehr als einen Meter ansteigen. Kleinere Inseln könnten von der Landkarte verschwinden und Küstenstädte nicht mehr bewohnbar sein. Die Meere versauern durch steigende Temperaturen zunehmend und werden unbewohnbar. Bedingt wird der Meeresspiegelanstieg indes durch schwindende Eismassen in Arktis und Antarktis. In höheren Gebirgsregionen führen die schwindenden Eismassen vermehrt zu Erdrutschen, Lawinen und Fluten. Auch Trinkwasser wird knapper.

Die Wissenschaft warnt eindrücklich vor den Gefahren

Was nicht bedeutet, dass sich die restlichen 6,35 Milliarden Menschen in Sicherheit wiegen können, stellt der Vorsitzende des IPCC, Hoesung Lee, klar: „Die Ozeane, Arktis, Antarktis und Hochgebirge mögen vielleicht für einige weit entfernt erscheinen, aber wir sind abhängig von diesen Systemen, auf vielfältige Weise – beim Wetter und Klima, für Essen und Trinken, für Energie, Handel, Transport, Erholung und Tourismus, für Gesundheit und Wohlbefinden, für Kultur und Identität.“

Der Co-Vorsitzende Hans-Otto Pörtner bringt es in Bezug auf Ozeane und Eisgebiete auf den Punkt. „Diese beiden Systeme sind unsere Lebensgrundlage“, sagt Pörtner dem zdf. Die Reduzierung von Treibhausgasemissionen könne den negativen Einfluss auf unsere marinen Ökosysteme deutlich abmildern, gibt Pörtner die Richtung vor. Debra Roberts, ebenfalls Co-Vorsitzende des IPCC, konkretisiert die Dringlichkeit des Anliegens: Je bestimmter und früher wir agieren, desto eher sind wir in der Lage unumkehrbare Veränderungen abzuwenden, Risiken zu managen unsere Lebenssituation zu verbessern und nachhaltige Umweltsysteme zu erschaffen.“

Umweltverbände und Politiker prangern die Verantwortlichen an

Angesichts der mahnenden Worte der Wissenschaftler stößt die Tatenlosigkeit vieler Staaten weltweit auf Unverständnis. Mit Blick auf Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid: „Mit ihrer zukunftsvergessenden Klimapolitik nach dem Motto ‚Nach mir die Sintflut‘ dürfen wir uns nicht abfinden.“ Sie müsse sich endlich an dem deutschen CO2-Budget orientieren, das Deutschland noch bliebe.

Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe sieht den Sonderbericht als deutlichen Warnschuss für die Politik und macht auch auf die Gefahren für die Meeresbewohner aufmerksam, die durch Versauerung der Ozeane und Überfischerei bedroht sind. „Deshalb fordern wir von der zuständigen Bundesministerin Julia Klöckner, dass sie sich für schnelle, wirksame Klimaschutzmaßnahmen einsetzt und die Überfischung noch in diesem Jahr beendet“, so Kraenner.

Christoph Bals von Germanwatch sieht die Industrieländer in der Pflicht, Hilfe zu leisten für Menschen, die auf Inseln, in Küstengebieten oder Gebirgsregionen von Entwicklungsländern direkt bedroht sind. „Sie brauchen jetzt massive Unterstützung bei Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. Und endlich auch die Übernahme von Verantwortung der großen Emittenten für die vom Klimawandel verursachten Schäden und Verluste, die sich nicht mehr verhindern lassen“, sagt Bals.

Auch Umweltministerin Svenja Schulze reagierte auf die Veröffentlichung des IPCC-Sonderberichts und erklärte, dass die Weltgemeinschaft deutlich beim Klimaschutz nachlegen müsse. Doch Schulze hat das Klimapaket der Bundesregierung mitzuverantworten, welches im Angesicht der Erkenntnisse des Weltklimarats „blank“ wirkt, wie Lisa Badum und Steffi Lemke von der Grünen Bundestagsfraktion deutlich machen. „Wirksamer Klimaschutz bedeutet: Abbau klimaschädlicher Subventionen, Ausbau der Erneuerbaren Energien und ein wirksamer und sozialer CO2-Preis. Das sind wir zukünftigen Generationen schuldig“, so Badum und Lemke. Zumindest kündigt Schulze nun an, sich offen für Verbesserungsvorschläge am Klimapaket zu zeigen. mf


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